Der falsche Blick von Commerzbank-Lena (Teil 2)

Sauber machen die das, von der Hamburg Agentur Thjnk. Haben für die Commerzbank einen Nachfolge-Spot für den „Skandal-Spot des Jahres“ kreiert. Nach altem Strickmuster, mit Kameraflug durch die Stadt, schnellen Schnitten und derselben Hintergrundmusik. Auch die niedliche Lena ist wieder dabei. Nur dass sie inzwischen in Hamburg lebt und nicht mehr joggt, sondern zur Arbeit fährt. Gegenüber dem ersten Flight – Yuppie-Lena mit Ear-Plugs im Marken-Hoodie – wirkt der neue Plot glaubwürdiger, die Hauptfigur authentischer, die Coba näher bei ihren Kunden. Auch, weil die Story in die Hansestadt verlegt wurde, wo die Bank ihren Anfang nahm. Und weil die Lena am Ende des 60-Sekünders endlich dort ankommt, wo sie hingehört: in ihre Filiale.

Aber hat die Commerzbank wirklich aus der Krise gelernt? Aus dem Off säuselt Lena mit kindlich-naiver Stimme, es habe sich Einiges getan, in ihrem Laden, seit dem letzten Jahr, und lobt das „Girokonto mit Zufriedenheitsgarantie“. Klingt total innovativ, ist aber nix Neues! Damit geht die Coba seit einem Jahr hausieren, und die Idee hat sie auch noch bei ihrer Online-Tochter comdirect geklaut, die das schon seit Ewigkeiten anbietet. 50 Euro Startguthaben und weitere 50 Euro bei Nichtgefallen – ja ja, der Teufel ist ein Eichhörnchen.

Startguthaben heißt, man muss nach Kontoeröffnung drei Monate durchhalten, bevor die Kohle rüberkommt. Und den zweiten Fuffi gibts auch nicht umsonst: Aktiv nutzen muss man das Konto ein ganzes Jahr lang, also Monat für Monat mindestens fünf Buchungen mit mindestens je 25 Euro aufweisen. Und dann muss die Kündigung bis spätestens 15 Monate nach Kontoeröffnung erfolgt sein. Und die 50 Euro extra gibts auch erst, wenn man der Bank genau mitteilt, warum man sie nicht mehr mag. Marktforschung zum Schnäppchenpreis für die Coba. Da regt schon gar nicht mehr auf, dass das Girokonto nur kostenlos geführt wird, wenn monatlich mindestens 1.200 Euro eingehen. Sonst macht das happige 9,90 Euro, pro Monat. Vom Saulus zum Paulus und zurück in den alten Trott. Ach, liebe Leute von der Commerzbank: Macht es richtig oder macht es gar nicht. Sonst seit ihr bald weg. Und das ist ein Versprechen!

(Bijan Peymani) Foto: Screenshot