Generationswechsel: Schwerer Stand für alte Recken

Was macht eigentlich Blattmacher Doc Schneider? Nach seinem Abgang bei der Bauer Verlagsgruppe ist es merklich ruhig um ihn geworden. Aber es gibt einen guten Grund, hat er sich doch ähnlich wie Ex-„GQ“-Chefredakteur Reinhard Haas dem Fremdenverkehr zugewandt. Schneider führt mittlerweile ein gutgehendes Restaurant am Starnberger See am Südufer in Seeshaupt. Ähnlich wie Schneider ergeht es derzeit etlichen anderen bekannten Printmanagern und Chefredakteuren: Das Personalkrussel dreht sich zugunsten jüngerer zum Teil unbekannter Newcomer.

Beispiel Axel Springer: In der vergangenen Woche gab der Verlag einen wichtigen Schritt bekannt: Der langjährige „Bild.de“-Chef Manfred Hart übergibt das Ruder an den etwa halb so jungen 30-jährigen Newcomer Julian Reichelt, ein Axel Springer-Journalistenschüler, der bislang nur wenig in der Onliner-Szene auffiel. Und auch der Haudegen Alfred Draxler räumt sein Amt: Er geht zwar als Chefredakteur zu „Sport Bild“, allerdings kommt frisches Blut zu „Bild“ mit dem 40-jährigen Matthias Brügelmann. Zum „Bild“-Führungsgespann kommt im nächsten Jahr auch noch „Freundin“-Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger mit hinzu: So jung war die „Bild“-Chefredaktion schon lange nicht mehr.

Gruner + Jahr hat schon in den beiden letzten Jahren klar Schiff gemacht. Die beiden langjährigen Chefredakteure Andreas Lebert und Peter Lewandowski verließen bereits 2012 den Baumwall und machten jüngeren Nachfolgern Platz. Auch die „Stern“-Chefredaktion wurde mit Dominik Wichmann verjüngt. Nicht zuletzt sind ja die beiden Verlagschefs Julia Jäkel und Stephan Schäfer ebenfalls noch in jungen Jahren.

Etwas heterogener ist die Situation bei Burda, dort gab es bislang relativ wenige personelle Umbrüche. Zwar sorgt hier der bei Tomorrow Focus angesiedelte „Huffington Post“-Chefredakteur Sebastian Matthes mit seinen 36 Jahren für frischen Wind. Im vergangenen Jahr wurde in der Arabellastraße bereits mit Nikolaus Albrecht (44) die „Freundin“-Chefredaktion etwas jünger gemacht. „Focus“-Chefredakteur Jörg Quoos ist zwar auch noch nicht allzu lange im Amt, mit seinen 50 Jahren zählt er aber nicht zu der ganz neuen Journalistengeneration.

Bleibt zu hoffen, dass die Leser der Printtitel mit der Verjüngung in den Verlagen ebenso jung bleiben.

(dh) Fotos: G+J, Bauer-Verlag, Axel Springer