Das vergiftete Weihnachtsgeschenk von Xing

Eines Tages flatterte Post aus Hamburg in die Redaktion, nur wenige Tage vor Weihnachten. Und es war eine frohe, christliche Botschaft. „Nutzen Sie ‚Xing Premium‘ drei Monate kostenlos“, stand auf der geschmackvoll gestalteten Karte. Genial! Das Anschreiben wirkte persönlich, kein Masssenversand, es ging wohl nur an langjährige, registrierte Xing-Nutzer. Das erfreute den Clap-Redakteur und vorbildlichen Xing-Nutzer. So lässt sich beispielsweise über die umfangreiche Premium-Xing-Suchfunktion der Verteiler des Clap-Magazins gut in Form halten. Natürlich, und das stand in dem Schreiben zwar nicht so wahnsinnig großformatig, musste man den Premium-Dienst auch wieder kündigen, um kein Dauerabo abzuschließen.

Kein Thema, schnell eingeloggt. Es war zwar etwas hakelig, aber eine Abmeldefunktion war schnell gefunden. Eine Mail bestätigt dann im Normalfall einfach nur die Kündigung. So machen das zumindest bei solchen Probeaccounts etwa die Anbieter Amazon Prime Instant Video, Napster oder Google Play Music. Nicht so Xing. Die Hamburger haben sich da nämlich etwas Tolles einfallen lassen: Der erste Satz der Kündigungsmail heißt „Wir bedauern, dass Sie nicht länger die Vorteile der Xing-Premium-Mitgliedschaft nutzen möchten“. Fall erledigt, möchte man da glauben. Der viel zu flüchtige Clap-Redakteur, und wohl nicht nur der, scrollte die sehr lange Mail nicht mehr bis zum Ende, las nicht mehr das Kleingedruckte und übersah den Mini-Button: „Jetzt kündigen“. Im Ergebnis heißt das: es wurden Anfang März sofort humorlose 95,40 Euro für ein abgeschlossenes Jahresabonnement von Xing-Premium abgebucht. Die Überraschung für so ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk kann kaum größer sein. Auf jeden Fall keine hanseatisch vornehme Sache.

Übrigens reüssiert ja Xing auf dem Finanzmarkt ganz ordentlich. Analysten heben Kursziele an, die anvisierte Verdopplung der Umsätze von 2012 bis 2016 könnte gelingen. Es läuft also blendend. Auch dank fragwürdiger Abo-Ideen? Àuf jeden Fall trifft es sich ausnahmsweise gut, dass es für den angefrusteten Xing-User noch amerikanische Alternativen gibt.

(dh) Foto: Screenshot Xing