Warum der G7-Gipfel unseren Chef-Foto-Grafen Alex von Spreti nervt

„Auf den Bergen wohnt die Freiheit …“ lautet der Beginn eines bayerischen Volkslieds, das den rätselhaften Tod König Ludwig II. in Liedform fasst. Betrachtet man die Vorbereitungen zum G7-Gipfel in Elmau, ist die Freiheit auf den Bergen qua Staatsgewalt einstweilig ausser Kraft gesetzt. Zumindest für die Anwohner der angrenzenden Gemeinden um das Schlosshotel Elmau, auf deutscher wie österreichischer Seite.

Zwei Monate vor dem Gipfeltreffen am Gartentor des Ferienhauses wird mir von fünf Herren in dunklen Anzügen mit schwarzen Sonnenbrillen geraten, die Tage um den 6. bis 9. Juni besser in der Großstadt zu verbringen. Da das Treffen der Regierungschef der sieben bedeutendsten Industrienationen doch einige Unannehmlichkeiten mit sich bringen wird.
Drei Tage vor dem grossen Treffen hat man sich dann doch entschlossen, die Tage in den Bergen zu verbringen. Durch zahlreiche polizeiliche Kontrollen in die Alpen vorgekämpft und sitzt mit einer Tasse Kaffee im Garten des Feriendomizils. Dann beobachtet man zahlreiche Bergwanderer mit schwerem Rucksack und Trekkingstöcken schwitzend den Steig herunterkommen. Der Steig ermöglichte es napoleonischen Truppen unter Marschall Michel Ney von bayerischer Seite 1805 den Österreichern bei der Belagerung von Scharnitz in den Rücken zu fallen. Doch die Wanderer entpuppen sich als Polizisten mit Pistolen am Gürtel, denen der Steig anvertraut ist und die sicher stellen sollen, dass sich das Debakel von 1805 nicht in umgekehrter Richtung wiederholt. Selbst den Steig zu einer Wanderung zu betreten, um die Freiheit auf den Bergen zu geniessen, lässt man doch und versucht, sich sicher hinter den Gartenzaun zu fühlen.
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Text und Foto: Alexander von Spreti