Fünf Gründe, warum die geplatzte Fusion von Springer und ProSiebenSat.1 ein Segen ist

Es war die beste Nachricht der vergangenen Wochen. Aus der Fusion der beiden Medienriesen wird (höchstwahrscheinlich) doch nichts. Gott sei Dank, muss man sagen. Clap nennt handfeste Argumente, warum das gut so ist:

1. Standortfrage

Wer erinnert sich nicht an die Scharmützel Anfang der 2000er Jahre, als ProSieben mit Sat.1 zusammengelegt wurde. Von „Familienduell“ war damals oft die Rede, aber es gab hinter den Kulissen auch noch sehr viele „unfamiliäre“ Auseinandersetzungen. Aber das war nur ein Kindergeburtstag im Vergleich zu einer Fusion P7S1/Springer. Im Management der beiden Konzerne fühlt sich keiner dem anderen in irgendeiner Frage unterlegen. Was wäre denn eigentlich der Unternehmenssitz geworden: Berlin oder München? Ein großer Fall für die Medienpolitiker dieses Landes.

 

2. Wer ist hier der Boss?

Ebeling oder Döpfner? Manch einer beobachtet es ja mit Freude, wenn sich Alpha-Tiere bekriegen. Aber so spaßig wär das nicht gewesen: Nüchtern betrachtet, hätte es hier zwischen beiden womöglich zu monatelangen Machtkämpfen kommen können. Was beide Unternehmen lange Zeit gelähmt hätte. Und wahrscheinlich wären am Ende in diesem Fall beide Supermanager beschädigt gewesen.

 

3. Die berühmten „Synergien“

Man kann es sich schon ausmalen: Es hätte nicht lange gedauert, dann wäre das böse S-Wort auf den Tisch gekommen. Und die Controller hätten mit Sicherheit was gefunden. Hier ein Arbeitsplatz in der Verwaltung zu viel, da eine Stelle in der Investor-Relations-Abteilung doppelt besetzt. Am Ende vielleicht ein Jobabbau im drei- bis vierstelligen Bereich. Damit sich die Aktionäre freuen können.

 

4. Ein Schlag gegen die Medienvielfalt

Wenn die großen Medienunternehmen durch Fusionen noch größer werden, ist das nicht nur ein Fall für das Bundeskartellamt, sondern auch immer auch ein Schlag gegen die Meinungs-  und Pressevielfalt. Wenn aus zwei so wichtigen Medienstimmen nur noch eine wird, gibt es weniger öffentliche Auseinandersetzung, weniger Diskussionsstoff. Selbstverständlich würden nicht nur wir Medienberichterstatter darunter leiden.

 

5. Identitätsverlust

Ein Gemischtwarenladen wäre dabei herausgekommen, vielleicht hätten Branchenbeobachter das Wort der „Medienmischkonzern“ dafür erfunden. Es gäbe keinen TV-Konzern ProSiebenSat.1 mehr, und Springer wäre dann nun wirklich nicht mehr das Haus der Printprodukte. Es wäre so allerlei drin gewesen in der großen Medienbutze, ein gigantisches Sammelsurium aus großen Print-, TV- und Onlinemarken. Wer braucht das schon?

(Daniel Häuser) Illustration: Facebook