Neue Sky-Programmchefin Walthelm im Interview: „Hätte auch T-Shirts verkauft“

Elke Walthelm übernimmt als Executive Vice President Content die Gesamtleitung des Programm-Bereichs von Sky Deutschland. Die 39-Jährige folgt auf Gary Davey, der sich künftig auf seine Rolle als Managing Director Content der Sky Gruppe in London konzentriert. Walthelm ist seit Januar 2015 Daveys Stellvertreterin und berichtet nun direkt an Sky Deutschland-Chef Carsten Schmidt. Ihre direkte Nachfolgerin als Vice President Partner Channels wird Constanze Gilles, 42. Clap hatte Walthelm in Ausgabe 53 im Interview, das Sie hier exklusiv nachlesen können.

Elke Walthelm ist groß im Geschäft. Nicht nur, weil die attraktive Blondine mit hohen Schuhen gefühlte 1,90 Meter lang ist. Nein, die „Senior Vice President Partner Channels Programming“ (wie auf ihrer Visitenkarte zu lesen ist) punktet vor allem mit Weltoffenheit sowie einer Demut vor Mensch und Ding, wie im Clap-Clubgespräch deutlich wurde.

Sie waren über ein Jahr lang auf Weltreise – Warum sind Sie zurück ins Mediendorf Unterföhring gekehrt?

Ich hatte damals ja gekündigt, weil ich mir auch vorstellen konnte, mal eine Bungalow-Anlage in Thailand zu betreiben oder vielleicht doch Kindergärtnerin zu werden, weil die Work-Life-Balance da besser ist. Doch dann saß ich nach fünf Monaten irgendwo in der Mongolei, habe im Internet die Mediennachrichten verfolgt und festgestellt: Irgendwie kann ich nicht loslassen. Und als ich dann wiederkam, und Wolfram, Gary und Brian (Winter, Davey und Sullivan, Anm. der Red.) mich fragten, ob ich nicht wieder anfangen will, war die Sache klar.

Damit haben Sie gerade die Fragen zwei und drei abgeschossen: Wen Sie bestochen haben, um Ihren Job wiederzubekommen, und wie hart die Verhandlungen waren. Kommen wir also zu Frage vier – Hatten Sie keine Angst, nie wieder einen tollen Job zu finden?

Nein. Denn zur Not hätte ich mich auch eine Weile bei H&M hingestellt und T-Shirts verkauft. Aber ich war dann schon froh, dass ich wieder da anfangen konnte, wo ich mich auskenne.

Was bringt man sonst so von einer derartigen Reise zurück. Außer der Erkenntnis, wie schön es hier ist?

Das hört sich immer so schnell so kitschig an …

Das Leben ist ja auch kitschig!

Na, ja, zum einen eine andere Wertschätzung des Wohlstands, in dem wir leben. Und damit meine ich nicht nur Autos oder Klamotten …

… sondern auch Keramik-Klos?

Ja, wirklich! Seit der Mongolei weiß ich eine warme Dusche wieder absolut zu schätzen. Aber auch Dinge wie öffentliche Verkehrsmittel und Rechtsstaatlichkeit. Und der größte Luxus überhaupt: Meinungsfreiheit.

Auch bei Sky?

Auch bei Sky!

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Gibt es etwas, das Sie seit Ihrer Rückkehr jetzt tatsächlich täglich anders machen? Beten, zum Beispiel.

Beten? Nee, es ist schon erschreckend, wie schnell man wieder ins alte Leben zurückkommt. Ich war aber ja auch nicht 20 Jahre in irgendeinem Kloster. Und durch das Internet fühlt man sich ohnehin sehr mit der Heimat verbunden – mit allen Vor- und Nachteilen.

Wen aus der Branche würden Sie denn gern mal für ein Jahr wegschicken?

Grundsätzlich würde ich das jedem mal wünschen, so eine Erfahrung zu machen …

Na kommen Sie, Sie haben die Frage doch genau richtig verstanden! Also: Gibt es Menschen, bei denen Sie sagen: „Oh nein, nicht der schon wieder“?

Wir sind doch alle Menschen. Und haben alle Menschen, mit denen wir mehr und mit denen wir weniger können. Gott sei Dank ist keiner dabei, den ich so schrecklich finde, dass ich ihn mir auf dem Mars wünschen würde.

Ja vielleicht nicht aufm Mars. Aber in Ulan Bator? …

Na, ja, gut. Dem einen oder anderen würde natürlich eine andere Sicht auf die Dinge natürlich gut tun.

Sie wirken immer so nett. Können Sie auch taff sein?

Wenn ich das nicht könnte, wäre ich nicht da, wo ich bin. Wieder sehr diplomatisch formuliert, nicht wahr? Aber mein Job ist es ja, mit den Partnersendern Deals auszuhandeln. Da ist es ganz natürlich, unterschiedliche Interessen zu haben: Wir wollen nichts zahlen und ganz viel dafür bekommen, die wollen möglichst wenig geben und ganz viel Geld kriegen. Da ist es ganz klar, dass man sich in so einer Verhandlung mindestens einmal hasst.

Wann fällt es Ihnen schwer, hart zu bleiben?

Was ich nicht vertrage ist, wenn jemand emotional wird. Dann kann ich auch emotional werden, oder breche auch mal ein Gespräch ab. Das kommt allerdings nicht allzu oft vor.

Wir sind ja dafür bekannt, auch mal in die chauvinistische Klischee-Kiste zu greifen. Also … Achtung: Wie oft haben Sie als Blondine bei Sky schon das Angebot bekommen, Sportmoderatorin zu werden?

Kein einziges Mal.

Würden Sie es sich zutrauen?

Nein. Es gibt Menschen, die deutlich mehr Fachkompetenz in diesem Bereich haben als ich.

Muss man eigentlich Sportfan sein, um bei Sky zu arbeiten?

Ich glaube, es wäre blöd zu sagen, ich finde Fußball total doof. Aber mein Kerngeschäft ist das nicht.

So, und jetzt noch mal tief in die Kiste gegriffen: In Ihrem Lebenslauf steht 1999 bis 1999 Lufthansa. Waren Sie wirklich mal Stewardess?

Nein, ich war „Intern“.

„Intern“?

Ja, das ist die englische Übersetzung für Praktikant. Das war aber eigentlich ganz cool. Das war Lufthansa New York, und ich war dort im Sales Department. Zwar mit einer relativ sinnentleerten Aufgabe, aber eben New York. Also Long Island. Na, ja, also fast New York.

Fliegen Sie gern?

Ja, schon. Ich bin gern unterwegs.

Und viel! Wo sind Sie der gern gesehenste Gast?

Das müssten Sie jetzt die Partnersender fragen. Aber ich gehe mal davon aus, dass ich nirgendwo nicht so gut gelitten bin.

Das tun wir auch, ja. Mitunter moderieren Sie ja sogar Veranstaltungen Ihrer Partner mit. Wie zum Beispiel einst mit Katharina Behrends bei einer E!-Entertainment-Veranstaltung.

Daran können Sie sich erinnern? … Das war ja keine Moderation, sondern nur ein paar Sätze. Ja, so was mach ich gern, das fand ich schon als Jugendliche lustig.

Aber es zieht Sie nicht per se nach vorn? Sie können gut „im Hintergrund“ leben?

Nein, der geborene Entertainer bin ich nicht.

Aber zumindest sehr spontan in Ihren Antworten. Machen wir doch gleich so weiter: Was gefällt Ihnen besonders an dem, was Sie machen?

Die Komplexität. Wenn du dich um die Partnersender kümmerst, musst du das ganze Sky-Universum verstehen: Geld, Verbreitung, Marketing, die Menschen – alles sehr umfangreich. Und kein Tag ist gleich. Und ganz ehrlich: Ich schau einfach sehr gern fern.

Und was hassen Sie an Ihrem Job?

Ich hätte gern mehr Zeit. Aber das ist ein Problem, das wir vermutlich alle haben.

Wie sieht es mit dem berüchtigten morgendlichen Unterföhring-Stau aus: hassenswert oder Möglichkeit zur Meditation?

Vielleicht ist das etwas, was man auf so einer Reise lernt: Ärgere dich nicht über Dinge, die du sowieso nicht ändern kannst.

Den Tipp sollte tatsächlich so mancher beherzigen. Haben Sie sonst noch ein paar für das Überleben im Mediendorf Unterföhring?

Ja: Antizyklisch fahren! Und wenn man „Sehen und gesehen werden“ spielen will, dann ab ins Mace. Wenn du was besprechen willst, und jeder soll’s mitbekommen, dann geh ins Mace.

Und sonst so? Irgendein großes Event in Ufg geplant wie „Hendlgrillen in den Astra-Antennen?

Ist mir nichts bekannt.

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(Bulo/Häuser) Fotos: Alexander von Spreti