Werner: „Vom Niedrigzins profitieren auch Medienunternehmen“

Clap Nummer 56 ist seit ein paar Tagen da – und mit dem Heft kam wieder jede Menge exklusiver Stoff aus der Welt der Kommunikationsbranche. Beispielsweise ein Interview mit dem Finanzen-Chef Frank B. Werner, der mit uns über Nullzinsen, Wechselkursschwankungen und Fehlspekulationen in der Medienbranche sprach. Lesen sie hier exklusive Auszüge:

Clap: Checken Sie täglich Aktienkurse?
Werner: Ja, aber rein beruflich, da ich als Verleger von Wirtschafts- und Finanzinformationen privat keine Aktien halten will. Das ist ein regulatorisches Thema.

Clap: Den Spruch „Haben sie mal einen Aktientipp für mich“ kennen sie aber schon?
Werner: Ja. Das kommt öfter mal vor (lacht). Hab ich aber nicht.

Clap: Aber wenn Sie beruflich auf eine Aktie schauen – machen Sie das mit einer App?
Werner: Ich schaue dann auf Börse Online, das ist unsere App. Wir drucken zwar Zeitschriften, bieten aber auch eine manchmal zu wenig beachtete digitale Ergänzung unseres Stammgeschäfts – um mal endlich von diesem blöden Wort „digitaler Wandel“ wegzukommen.

Clap: Sind Sie ein Mensch, der sich privat über Fehlspekulationen sehr ärgern kann?
Werner: Jedes Investment ist eine Spekulation. Wenn ich also als Unternehmer in irgendein Vorhaben Geld investiere und der Markt denkt nicht so wie ich, dann ärgert mich das. Eigentlich ärgert mich das sogar sehr, ja.

Clap: Bewegt Sie das Unternehmen Meteomedia noch, das sie einst zusammen mit Jörg Kachelmann betrieben haben?
Werner: Ja, das ärgert mich immer noch sehr. Das war ein wunderbares Geschäft, und es sollte Teil meiner Altersvorsorge sein. Leider habe ich mich mit Herrn Kachelmann dann über den aus meiner Sicht unprofessionellen Umgang der Firma mit dem Strafverfahren, in das er 2010 verstrickt war, zerstritten und bin ausgestiegen.

Clap: Ich vermute, Sie telefonieren nicht mehr regelmäßig miteinander:
Werner: Nein.

Clap: Es wird in der Wirtschaftspresse viel über das Niedrigzinsumfeld geschrieben. Ich habe noch nirgends in der Fachpresse gelesen, ob das speziell für Medienunternehmen positiv ist, oder nicht.
Werner: Für Kreditnehmer ist der Niedrigzins ein Geschenk. Also profitieren davon auch Medienunternehmen, die Fremdfinanzierung in Anspruch nehmen. Wenn Sie auf die Finanzierung von Start-up-Medienunternehmen abzielen, ist heute aber nicht die Zinshöhe entscheidend, sondern ob eine Bank überhaupt einen Kredit vergibt, und da ist die Regulatorik eher so, dass das für die Bank schwierig ist.

Clap: Und wie ist das bei Ihnen?
Werner: Wir sind kein Start-up, gleichwohl mit Fremdfinanzierung sehr defensiv. Für unsere Titel spielt das Niedrigzinsumfeld allerdings bei der Berichterstattung eine große Rolle. Anleger kümmern sich stärker als früher ums Geldanlegen, weil es auf dem Festgeldkonto oder Sparbuch nichts mehr gibt. Das hat unseren Titeln im letzten Jahr am Kiosk fünf bis zehn Prozent Auflagenzuwachs beschert, gegen den allgemeinen Branchentrend.

Clap: Aber die Umfänge sinken…
Werner: Die redaktionellen Umfänge sind gar nicht so stark geschrumpft. Weil weniger Anzeigen als früher geschaltet werden, gehen in der Tat aber die Gesamtumfänge zurück. Ich verstehe da im übrigen die PR-Agenturen nicht, die ihre Kunden dahingehend beraten, Anzeigenschaltungen durch höhere PR-Ausgaben zu ersetzen. Erstens wird es bei sinkenden Umfängen immer schwieriger, eine PR-Botschaft zu platzieren, und zweitens sollte der Schmarotzer „PR“ ein Interesse am Erhalt der Wirtspflanze „meinungsbildende Medien“ haben. Die Einstellung der FTD müsste doch Warnsignal genug sein.

Clap: Was ärgert Sie daran so?
Werner: Ich kann einfach nicht verstehen, warum überregulierte oder politisch umstrittene Branchen und Unternehmen nicht sagen, wir stützen mit ein paar Anzeigenschaltungen ein „Handelsblatt“ oder eine „FAZ“, gerne auch eine „Euro am Sonntag“, damit die Parlamentarier in Berlin hin und wieder noch einmal eine Stimme der Vernunft hören.

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Clap: Sie sind Experte für Wechselkursschwankungen, haben in dem Thema promoviert. Für deutsche Medienunternehmen, die auch international agieren, dürfte der schwache Euro doch ein Segen sein.
Werner: Naja, eine Dissertation macht einen noch nicht zum Experten. Also ganz ohne Expertenwissen: Niemand verkauft in Deutschland hergestellte Zeitschriften in nennenswertem Ausmaß in Starkwährungsländern. Wechselkurse spielen für das wirtschaftliche Ergebnis deutscher Medienhäuser also nur bei der Umrechnung der von Beteiligungen im Nicht Euro-Raum erzielten Gewinne und Verluste eine Rolle. Ob man sich als Verlag irgendwo engagiert, sollte aber niemals von einer starken oder schwachen Währung abhängig gemacht werden.

Clap: Hatten Sie sich mal ein Auslandsengagement überlegt? Etwa „Euro am Sonntag“ in Frankreich?
Werner: Nein, wir wollen nur dort verkaufen, wo wir die Sprache richtig beherrschen.

Clap: In Ihren Heften werden immer noch sehr viele Börsenkurse abgedruckt. Etwas anachronistischeres kann ich mir kaum vorstellen.
Werner: Wir bekommen mehr Zuschriften, wenn wir einen Titel aus dem Kursteil nehmen, als wenn ich einen unflätigen Kommentar gegen die Subventionen an die Landwirtschaft schreibe. Es gibt viele Leute, die noch gerne mit Lineal und Bleistift in Kurstabellen rumwerkeln, um eine Entscheidung zu treffen. Und wir präsentieren ja nicht nur Kurse, sondern zahlreiche Kennzahlen. Zu den Dingen, die wir als Großstädter im übrigen häufig übersehen, gehört, das große Teile des Landes noch gar nicht über ein schnelles Internet verfügen.

Clap: Wie lange wird es gedruckte Aktienkurse noch geben?
Werner: In meinem Berufsleben sicher noch.

Clap: Erstaunlich. Wann können Sie die Börsenkurse beiseite lassen, was hat der private Frank Werner für Hobbys?
Werner: Ich lese gerne, unternehme Bergwanderungen – auch über mehrere Tage – und gehe gerne Skifahren.

 

Das komplette Interview lesen Sie im gedruckten Clap-Magazin Nummer 56.

 

Interview: Daniel Häuser

Fotos: Alexander von Spreti