Weischer: „Da bleibt nur eine ganz kleine Nische für Tabakwerbung“

Mitte nächster Woche ist es wieder soweit: Das nächste Clap-Print-Magazin kommt zu den Abonnenten. Mit dabei ist Kinovermarktungsprofi Florian Weischer, der sich ja bekanntlich kürzlich aus dem operativen Geschäft bei Werbeweischer zurückgezogen hat. Im Interview erläutert er die Gründe für seinen Rückzug. Auszüge aus dem Gespräch können Sie bereits hier lesen:

Clap: Welchen Film haben Sie zuletzt im Kino gesehen?
Weischer: (überlegt) Das ist ja eigentlich eine ganz naheliegende Frage.

Clap: Wir dachten, die Frage sei Ihnen schon tausend Mal gestellt worden.
Weischer: Nein, gar nicht. Das ist erstaunlicherweise schon etwas länger her. „Bridge of Spies“ fand ich gut, ich kenne Berlin aus meiner Jugend. Deshalb war ich ganz froh, diese alten Plätze zu sehen. Das hat mich durchaus bewegt.

Clap: Haben Sie einen kritischen Blick auf die Kinowerbung davor geworfen?
Weischer: Dafür bin ich immer pünktlich da (lacht). Ich glaube schon, dass der Fit zwischen Werbung und Film besser geworden ist, einfach, weil es diese Instrumente heute gibt. Man kann genau auf Filme und Zielgruppen zielen.

Clap: Kam auch Tabakwerbung?
Weischer: Nein.

Clap: Ist gerade ein hochaktuelles Thema, Tabakwerbung ab 18 Jahren soll verboten werden …
Weischer: Da bleibt nur eine ganz kleine Nische für Tabakwerbung, ob die Industrie das nutzen wird, steht in den Sternen. Ein Kinowerbefilm braucht ein gewisses Budget, um ihn wirklich gut zu machen. Da habe ich meine Zweifel, ob die Tabakwarenhersteller dabeibleiben, auch wenn wir diese kleine Nische pflegen und kultivieren werden. Aber ist das dann noch groß genug, um eine große Produktion für einen Werbefilm für die Zigarette herzustellen?

Clap: Viele sehen sich die Tabakwerbung im Kino sehr gerne an, weil sie etwas Besonderes ist. Würden Sie ein Statement pro Tabakwerbung abgeben?
Weischer: Ich bin mit der Tabakwerbung groß geworden im Kino. Ich habe meinen persönlichen Frieden damit gemacht. Das war auch zu Zeiten meines Vaters ein wichtiger Kundenstamm. Kinowerbung hat der Zigarette sehr viel zu verdanken, ich glaube, umgekehrt auch. Dass man das kontrovers sehen kann, liegt auf der Hand. Ich will es so formulieren: Ich bin sehr froh, dass wir den Riesenanteil Zigarette heute durch den Riesenanteil Marke kompensiert haben und nicht mehr so kontroverse Produkte im Werbeblock haben. Das ist ein schönes Ergebnis, und damit fühle ich mich persönlich auch wohler.

Clap: Sie haben ein iPhone mitgebracht. Haben Sie eine Kino-App darauf installiert?
Weischer: Nein, aber ich schätze das Smartphone sehr, es erleichtert mir das Arbeiten, ich kann schnell kommunizieren oder Dinge finden. Es verschafft mir Orientierung, ich möchte mich davon aber nicht abhängig machen. Spielen auf dem Smartphone ist nur etwas für einen langen Flug.

Clap: Sie spielen? Welches Spiel?
Weischer: Ja, ich spiele Freecell. Das ist ziemlich Oldschool. Meine Kinder lachen dadrüber.

Clap: Auf den üblichen Social-Media-Kanälen sucht man Sie aber vergeblich. Wollen Sie nicht ständig erreichbar sein?
Weischer: Ich bin eher ein scheuer Mensch. Was man nicht so richtig glaubt, wenn man Medien verkauft, ist aber so. Ich möchte nicht bearbeitet werden und selbst entscheiden, auf welche Impulse ich eingehe. Und nicht die Verpflichtung zu haben, ständig auf das Handy-Display sehen zu müssen.

Clap: Und Ihre Mail-Adresse kennen nicht so viele?
Weischer: Doch schon, ich bin darüber auch erreichbar, aber meine Assistentin im Büro fischt heraus, was wichtig ist. Das reicht.

Clap: Wie fühlen Sie sich als Chairman, weiter weg vom operativen Geschäft?
Weischer: Gut, das ist in meinem Leben eine sehr wichtige Entscheidung gewesen. Der Prozess bis dahin ist aber eine Qual. Man muss an ganz viele Dinge denken dabei. Das ist mir auch nicht ganz leicht gefallen. Aber ich wollte in meinem Leben nach genau 25 Jahren Werbeweischer noch Platz für weitere Themen haben.

Clap: Und diesen Platz hatten Sie nicht für sich?
Weischer: Das war in der alten Rolle mit den vielen Verpflichtungen im Büro einfach nicht möglich. Der Auslöser war eine Reise. Ich habe vor zwölf Monaten einen Prospekt mit nach Hause gebracht und meiner Frau gezeigt. Eine Reise mit einer Oldtimer-Gruppe von Hamburg nach Shanghai. Da sind fast 15000 Kilometer und man ist zwei Monate unterwegs. Wir haben die Reise am nächsten Tag gebucht. Meine Frau meinte, lass uns das machen, so etwas haben wir noch nie gemacht, und wer weiß, ob wir das in fünf Jahren noch machen wollen oder können. Das war der Anfang.

Clap: Die Reise haben Sie noch vor sich?
Weischer: Die Reise startet Ende August. Man braucht eine lange Vorbereitung dafür, das ist komplexer, als man denkt. Ich musste mir also Freiraum verschaffen, damit ich mich neun Wochen nicht um Berufliches kümmern muss. Warum eigentlich danach zurückkommen und genau in dieselbe Mühle einzusteigen, aus der man sich gerade befreit hat.

Clap: Dennoch kann es eine Qual sein, sich aus dem Tagesgeschäft zurückzuziehen.
Weischer: Ja, ist auch so, ist schwer.

Clap: Welchen Oldtimer haben Sie?
Weischer: Wir haben einen alten Mercedes 220 SEB, also die große Flosse Baujahr 65, 51 Jahre alt. Der Vorläufer der allerersten S-Klasse. Relativ großes Auto, Limousine, hat zwei große Heckflossen hinten drauf. Die Limousine hat gerade wegen dieser Flosse niemand so richtig gern gehabt. Ich finde das großartig.

Clap: Man hätte auch annehmen können, ein Auslöser für den Ausstieg sei die Rowo Media Group gewesen.
Weischer: Es ist wirklich andersherum gewesen. Der Entschluss zur Reise war vorher.

Clap: Arbeiten Sie bereits weniger als früher?
Weischer: Im Outlook sind die Montage und Freitage gesperrt, da gibt es keine Firmentermine. Es liegt komplett an mir zu sagen, ich gehe für einen halben Tag ins Büro, manchmal auch einen ganzen Tag. Ich würde jetzt gerne viel öfter neue Ideen entwickeln und ihnen nachgehen.

Clap: Welche Ideen treiben Sie um?
Weischer: Ich kümmere mich um Startups. Wir haben zusammen mit anderen großen Medienunternehmen einen Accelerator für Media-Startups in Hamburg gegründet, der heißt „next media accelerator“. Was sehr schön ist, weil ich jetzt ständig Kontakt mit jungen Menschen habe, die mir Businessideen erzählen. Die haben Ideen und ich habe die praktische Erfahrung und Verbindungen.

Das ausführliche Interview lesen Sie im nächsten gedruckten Clap-Magazin.

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