Seniorbook-Chef Bily: „Umbenennung zu Wize.life wichtig für weiteres Wachstum“

Rund 2000 Tasks mussten die Programmierer kurzfristig abarbeiten, um den Relaunch und die Umbenennung von Seniorbook zu Wize.life in dieser Woche über die Bühne zu bringen. Die neue Website war notwendig geworden, nachdem sich ein Rechsstreit mit dem Social Media-Riesen Facebook abgezeichnet hatte. Nach den vielen Diskussionen um die Datensicherheit bei den Amerikanern will das deutsche Facebook für die gesetztere Generation jetzt neu durchstarten. Clap sprach mit Geschäftsführer Thomas Bily über die Neuausrichtung.

Seniorbook soll ein Facebook für die Ü45-Generation sein. Also eigentlich noch für ziemlich junge Social Media-Freunde. Hilft Ihnen die Umbenennung, um jetzt leichter an Facebook-müde unter 50-Jährige zu kommen?
Bily: Auch Ältere sind sehr aktiv in sozialen Netzwerken. Erst ab Mitte 70 gibt es einen stärkeren Bruch, weil das Internet einfach zu spät in deren Leben trat. Für manche potentielle User werden wir nun attraktiver: Weise kann nicht jeder werden, aber jeder möchte es gern sein. Älter muss jeder werden, aber kaum einer mag es sein.

Welche Ziele verbinden sich mit dem Neustart? Sind Sie jetzt eine Art Snapchat für jung gebliebene Silver Surfer?
Bily: Seniorbook ist prägnanter, aber nicht so mehrheitsfähig. Wize.life ist vielleicht nicht so eindeutig, aber dafür einladender – was für uns heute wichtiger ist für weiteres Wachstum. Auf Snapchat sondert man Dinge ab, die sich hernach zerstören sollen. wize.life steht für lange Verweilzeit und dauerhafte Inhalte.

Gerade auch die etwas ältere Generation hat Sicherheitsbedenken bei den sozialen Medien. Was macht Wize.life da künftig anders?
Bily: Wir machen nichts anders, sondern bleiben beim Deutschen Datenschutzgesetz. Bloß die meisten wissen das heute noch nicht zu schätzen. Aber wir erwarten den Bio-Trend im Netz: Vor 10 Jahren haben nur ein paar Öko-Spinner Bio gekauft. Mittlerweile gibt es Bio bei Aldi – und ungesunde Angebote bekommen Schwierigkeiten.

Warum haben sie sich denn überhaupt für Wize.life als neuen Namen entschieden?
Bily: Der Name verbindet Lebenserfahrung und Lebensnähe. Genau dafür stand seniorbook und dafür suchten wir einen Nachfolgebegriff. Und das alles auf Englisch wegen möglicher Internationalisierung.

Der frühere Bayern-Torwart Sepp Maier ist ein prominenter Nutzer von Wize.life. Wie wollen Sie weitere Prominente für ihr Netzwerk begeistern? Das wäre ja wichtig, um auch in den Medien eine stärkere Rolle als Zitatgeber zu spielen.
Bily: Sepp Maier war eher Zufall über drei Ecken. Promis seiner Generation wären sicher bei wize.life gut aufgehoben. Der reine Promifaktor aber nicht ausreichend. Da müsste man schon mit den Usern kommunizieren wollen. Wäre eine Chance, auch für Politiker, können und wollen aber die wenigsten.Können Sie sich vorstellen, dass Facebook selbst mal einen Ableger für Ältere launcht und Ihnen so das Leben schwerer macht?
Bily: Der könnte ja nur Seniorbook heißen – und diese Marke gehört uns:)Von Ihrem alten Namen waren die Amerikaner sicherlich früher nie begeistert. Welche Auseinandersetzungen mussten Sie mit denen führen?
Bily: Von Anfang an gab es einen harmlosen anwaltlichen Briefwechsel. Erst die letzten Monate zeichnete sich eine Klage ab. Und für sowas haben wir keine Zeit.Seniorbook respektive Wize.life gibt es jetzt bereits einige Jahre. Haben Sie gedacht, dass Sie mit der Website schneller reüssieren können?
Bily: Wir alle haben es gehofft und ich persönlich bin sowieso ehrgeizig. Aber klar war auch, dass man dieses Angebot nicht durch drücken konnte mit Werbung etc. Ein Soziales Netzwerk muss wachsen und aus eigener Substanz Land gewinnen. Das gelingt nun sehr gut. Sozialen Netzwerken gehört die Zukunft. Normale Content-Seiten haben heute schon zu kämpfen, um ihr Publikum zu erreichen. Daher bin ich sehr zuversichtlich für die nächsten Jahre.

Sie betonen desöfteren, dass bei Ihnen meistens ein freundlicher Umgangston herrscht. Gar nicht so selbstverständlich. Warum werben Sie nicht stärker damit?
Bily: Weil es so ist wie mit der Deutschen Bahn: kommt ein Zug zu spät, ist die ganze DB auf der Anklagebank. Ein Krawallo,  Notgeiler oder Spammer findet sich fast immer. Und auf diese wenigen „Gegenbeweise“ würde alle mit dem Finger zeigen. Auch wenn 98% sich gut benehmen – oder vielleicht sogar weise sind.
Interview: Daniel Häuser

Foto: Alexander von Spreti