Kneissler Kolumne: Heute – Moritz von Laffert

Hass ist so was von gestern. Die Zukunft gehört der Liebe. Michael Kneissler schreibt regelmäßig über Menschen und Medien, die unsere Zuneigung verdienen. Heute: Der Waidmann Moritz von Laffert

Tja, das ist jetzt natürlich ein wenig dumm gelaufen für Moritz von Laffert, dass er für Condé Nast Deutschland einen Millionenverlust melden muss. So was hasst ein erfolgreicher Sunnyboy wie der Adelsspross aus München. Derart angefressen war der Chef von Glamour, Vogue, GQ, Myself und Wired, dass er gleich mal Schuldige suchte. Die Zentrale, die Overheadkosten, die Lizenzgebühren – überhaupt: die Umstände.

Das finde ich cool an Moritz von Laffert: Der hat keine Angst davor, sich schmutzig zu machen (und bei Bedarf andere mit Dreck zu bewerfen). Das lernt man vielleicht als Jäger mit Revier im Havelland. Jagen ist kein blankgewienertes Hobby wie Dartpfeile werfen, Boule-Kugeln rollen, GQ lesen oder im klimatisierten Fitness-Club Gewichte stemmen. Im Gegenteil: Da geht es um Schweiß, Schlamm, Blut und – ja! – Exkremente.

Deshalb ist Laffert von etwas härterem Kaliber als andere Medien-Bosse und wenn ein Fangschuss sein muss, dann wird gefeuert. Die GQ-Auflage gerät ins Trudeln? Bäm! Der Chefredakteur muss gehen. Die Schlussredaktion kostet zu viel Geld? Peng! Abgeschafft. Und wenn das Wild erlegt ist, wird es nicht klammheimlich beseitigt, sondern kommt vor aller Augen auf den Tisch. Da kennt der Chef nichts. Die Mitarbeiter sind das mittlerweile gewöhnt: Vor ein paar Jahren gab es bei der Weihnachtsfeier Wildschwein für alle. Die Sau hatte der Chef persönlich abgeknallt. Vielleicht deshalb reagieren die Condé-Nast-Leute so entspannt, wenn oben in der Chefetage mal wieder das Jagdfieber ausbricht.

Im Visier ist zur Zeit auch die hauseigene CP-Manufaktur, die gerade erst das lukrative Mercedes-Magazin verloren hat (ohne eigenes Verschulden, die Daimler-Jungs machen das Heft jetzt selbst). Da muss schnell Ersatz her, damit die traumhaften Zuwachsraten der Vergangenheit (+30 Prozent) und die ebenso traumhaften Margen von bis zu 33 Prozent nicht flöten gehen.

Im Moment sind die Büchsen im gut gesicherten Waffenschrank. Aber bei Bedarf hat ein flinker Schütze wie Laffert sie schnell wieder in der Hand. Womöglich holt er dann trotz aller Dementis sogar doch noch die ganz große Kanone raus und verscherbelt das ambitionierte Frauenmagazin Myself. Interessenten gibt es angeblich schon. 10 Mio. Euro könnte der Deal bringen.

Das wäre dann buchstäblich ein Blattschuss.

Disclaimer: Michael Kneissler ist Autor für Myself

 

 

Foto: Alexander von Spreti, VZB