Porträt von Ex-„Stern“-Chefredakteur Christian Krug

Er konnte den Auflagenrückgang nicht stoppen: Mehr als vier Jahre stand Christian Krug an der Spitze des „Stern“, nun bekommt das Magazin von Gruner + Jahr eine neue Führung. Ab 2019 soll eine Doppelspitze die Auflagenverluste in den Griff bekommen, Krug bleibt jedoch am Baumwall.

Friendly fire!

Das Gruner + Jahr-Flaggschiff „Stern“ befindet sich in schwerer See: Auflagen-Rückgang, Relevanz-Verlust, Presse-Krise. Die Rettungsstrategie des neue Mannes auf der Brücke lautet: besserer Journalismus mit weniger Leuten. Kann das gut gehen? Ein Hausbesuch bei Chefredakteur Christian Krug.

Der Glamour-Faktor beim „Stern“ ist auch nicht mehr das, was er mal war. Früher stürmte Henri Nannen mit wehendem Mantel und Entourage durchs Foyer, heute muss man erst mal an einer Gruppe Hardcore-Raucher und einem Sicherheitsmann vorbei, bevor man es erreicht. Dann geht es links die Rampe und eine Treppe hoch, bis man ganz hinten den letzten Raum erreicht: „Stern“ Chefredaktion. Hier residiert seit gut zwei Jahren Christian Krug, 50.

Obwohl: Residieren ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Kein Orient-Teppich, kein Eichenholz, kein Marmor, keine Satussymbole nirgendwo. Ein Schreibtisch, ein Computer, das Telefon, eine Sitzgruppe, ein Teller mit Bahlsen-Keksmischung, fertig. Immerhin fällt der Blick durch die Fenster auf den Hamburger Hafen.

Im Vorraum: zwei Sekretärinnen, und ein Zweiersofa. Da sitzen wir, bis Krug mit acht Minuten Verspätung einläuft. Er trägt Bart, einen unauffälligen Anzug, keinen Schlips, der oberste Hemdknopf ist offen. Alles in allem: unauffälliger Mainstream, wenn da nicht die Schuhe wären mit leicht bizarren Metallschnallen. Ganz unten am Krug kommt der Rocker durch, der Gesinnungspunk, der Motorradfahrer (die Triumph Scrambler steht an der Ostsee, in Hamburg fährt Krug Vespa), der Kiezgänger. Der Rest ist Spießer. Eigentlich eine perfekte Mischung für den Job an der Spitze des „Stern“, der Wundertüte, wie es retromäßig heißt, dem größten General Interest Titel der Republik, dem Dickschiff des Verlages. Hier braucht man einen, der ist wie seine Leser und Leserinnen – perfekt integriert in die Gesellschaft, aber bereit zur Randale, wenn’s sein muss. Krug ist ein bisschen kräftiger geworden seit unserem letzten Treffen, aber das steht ihm gut. Er ruft: „Bin gleich soweit“. Der Guiseppe und der Stephan müssen noch schnell zurückgerufen werden. Guiseppe di Grazia ist Managing Editor beim „Stern“ und macht das erfolgreiche Spin-Off „Stern Crime“, Stephan Schäfer als Chief Product Officer von Gruner + Jahr ist Krugs Chef. Klar, das geht vor. Wir knabbern solange an den Keksen.

Dann ist Krug da. Und zwar richtig. Kräftiger Handschlag, Umarmung, Blickkontakt. Er ist kleiner als ich. Sein Mund wirkt manchmal bärbeißig, aber er hat schöne Augen. „Wo machen wir die Fotos?“, fragt er, „im War-Room oder im Henri-Nannen-Raum?“. Der War-Room klingt aufregender als er ist. Ein simpler Konferenzraum, langweilig. Hier bespricht Krug mit seinen Leuten die großen Stories. Dann geht es raus, über einen Steg zum nächsten Gebäudeteil. Der Henri-Nannen-Raum macht was her. Auf den ersten Blick: lichtdurchflutet, Fensterfront zur Elbe, elegante Ledergarnitur. Auf den zweiten Blick ist alles etwas angeranzt, das Ledersofa hat Löcher, die Füllung schaut heraus. Jemand hat ein Kissen darüber gelegt. „Vor ein paar Jahren haben wir im Keller die Originalmöbel von Nannen entdeckt“, sagt Krug, „wir wollten sie nicht zum Sperrmüll bringen“. Jetzt steht der Sperrmüll hier beim „Stern“. Und Krug sitzt drauf.

 

Auf den Ruinen des Alten

Das könnte ein symbolisches Bild sein: Der neue „Stern“Chef auf den Ruinen des alten. Damals, als das Sofa noch neu und Henri Nannen sein Besitzer war, hatte der „Stern“ fast zwei Millionen Auflage und bestimmte die politische und gesellschaftliche Diskussion in Deutschland. Heute liegt die Auflage bei etwa 700.000 und der „Stern“ bestimmt kaum noch was. Ist der „Stern“ verschlissen und abgewohnt wie die Ledercouch, auf der Krug gerade sitzt?

Selbstverständlich sagt Krug: Nein. Für ihn steht sein Blatt tiptop da, journalistisch und finanziell kerngesund. Um das so zu sehen, muss man den Blick allerdings ein wenig schweifen lassen, über das Print-Magazin hinaus. Das fällt Krug nicht schwer, schließlich ist er laut Arbeitsvertrag Chef der gesamten „Stern“-Gruppe mit allen Spin-Offs: „View“, „Neon“, „Nido“, „Stern gesund leben“, „Stern Crime“, stern.de – auch wenn Ex-„Stern“-Chef Andreas Petzold bei den drei Erstgenannten als Herausgeber fungiert. „19,3 Millionen Menschen lesen jede Woche ein „Stern“- Produkt“, sagt Krug, „damit bin ich der Chefredakteur, der die meisten Menschen erreicht, die jemals ein „Stern“-Chefredakteur erreicht hat. Selbst Henri Nannen hatte in seiner Großzeit höchsten sieben Millionen Leser“. Bäm! Nimm das, Henri!

19:7. Das ist einerseits natürlich ein gewagter Vergleich, aber andererseits zeigt es eine besondere Fähigkeit des Christian Krug: Er ist ein geschmeidiger Verkäufer. Die zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihr Produkt lieben und immer tolle Argumente dafür haben, dass es das beste weit und breit ist. Und dass Krug den „Stern“ fast so sehr liebt wie sich selbst, das nimmt man ihm unbesehen ab. Schließlich hat hier sein journalistischer Weg begonnen.

Gerd Krug kickte mit Uwe Seeler

Eigentlich wollte Krug Fußballprofi werden, wie sein berühmter Vater Gerd Krug, der zusammen mit Uwe Seeler beim HSV kickte. Der kleine Krug war schon in der Hamburg-Auswahl, als der Vater in einem Interview sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass Krug junior Profifußballer werde, dafür seien Krug seniors Fußstapfen dann wohl doch ein wenig zu groß. Ein echtes Motivationsgenie, der alte Krug! Der junge wollte danach mit Profi-Fußball nichts mehr zu tun haben. Krug hörte auf zu kicken, machte ein 1er-Abitur und wurde Werbekaufmann, Schwerpunkt Texter. Komplexe Sachverhalte in einen Satz pressen. 20 Claims austüfteln – und alle landen in der Tonne. Das hat ihn hart gemacht, im Nehmen. Und zu einem genialen Headline-Drechsler. Als ich bei MAX einmal recherchiert hatte, wie unverfroren Dieter Bohlen Melodien und Stimmen für seine Lieder klaut, schrieb Krug als MAX-Chef drüber: „Kaum gestohlen, schon bei Bohlen“. Heute noch eine meiner Lieblingszeilen.

Am Tag der Kaufmanns-Prüfung flog er nach Australien, der Liebe wegen. Aber als er von einer Motorrad-Tour quer durch den Känguru-Kontinent zurückkam, war es mit der Liebe vorbei. Kein Problem für Krug. Er flog einfach zurück nach Hamburg, machte neue Frauen klar (das fällt ihm leicht, er ist ein Womanizer), studierte ein wenig Politik und Germanistik (ohne Abschluss), jobbte als Kulturschreiber bei der „MoPo“ und wurde dann vom „Stern“ fest angestellt. Als Reporter. Er war ein guter Reporter, weil er mit Menschen kann. Männer vertrauen ihm, Frauen lieben ihn. Krug hat Stil und Grandezza, das macht es leichter, Kontakte zu knüpfen und zu halten.

Vernetzter Chefredakteur

Heute ist er wahrscheinlich der bestvernetzte Chefredakteur der Republik. Aus dem Elternhaus kennt er fast alle wichtigen Journalisten und Publizisten. Sein Vater war nach der Fußball-Karriere „Stern“-Redakteur und später Fernsehboss, seine Mutter bei Brigitte, seine Stiefmutter Birgit Lahann „Stern“-Autorin. Stefan Aust ist ein Freund der Familie, der ehemalige „Stern“-Chef Michael Jürgs ebenfalls. Von seiner Zeit bei Max und Gala kennt er fast alle Promis persönlich, da schlägt ihn wahrscheinlich nur noch Patricia Riekel (Ex-„Bunte“). Aus seiner Zeit als „Stern“-Ressortleiter Deutschland und bei „Spiegel-TV“ kennt er fast alle Politiker und Wirtschaftsbosse. Nur deshalb konnte er exklusiv Sigmar Gabriels Verzicht auf die Kanzler-Kandidatur melden, der entscheidende Scoop der letzten Monate, um dem „Stern“ neue Relevanz zu geben. Monatelang hatte er antichambriert und das Thema zur Chef-Sache gemacht. Kaum einer außer ihm glaubte an diese Story, niemand konnte sich vorstellen, dass der SPD-Chef freiwillig auf sein geliebtes Amt verzichten würde. „Wenn diese Geschichte nicht geklappt hätte“, sagt Krug heute, „hätten sich einige Leute hier im Verlag die Hände gerieben“. Hat aber geklappt. Und jetzt steht Krug als Sieger da und die Händereiber sind düpiert.

 

Das ist die typische Krug-Taktik, vielleicht stammt sie noch aus seiner aktiven Fußballer-Zeit: von hinten das Feld aufrollen, überraschend in der Schussposition auftauchen – und das Ding rein machen. Kürzlich übrigens hat er seine Kicker-Karriere endgültig an den Nagel gehängt. Ein Freund, Partner in der Wirtschaftskanzlei Freshfields, hatte ihn zu einem Kick mit Kumpels in den Volkspark eingeladen. Leider kamen auch alle Freshfields-Praktikanten mit, lauter Sportskanonen, und Krug sah plötzlich ganz alt aus. „Ich musste mich von 28jährigen tunneln lassen“, sagt er. Danach stand sein Beschluss fest: „Als 50jähriger in kurzen Hosen auf einer Wiese rumrennen, das ist nicht mehr mein Ding“. Jetzt spielt er lieber Golf: „Da bin ich mit Handicap 9 normalerweise immer der Beste“.

Immer der Beste sein

„Immer der Beste“ könnte auch ansonsten Krugs Motto sein. Der beste Reporter, der beste Sportler, der beste Chefredakteur, der beste Netzwerker, der beste Liebhaber. Moment… das Thema Liebhaber steht hier nicht zur Debatte. Krug war zwei Mal verheiratet und hat zwei ziemlich erwachsene Söhne aus erster Ehe. Seine jetzige Frau Ina Krug ist Chefin im Hamburger In-Restaurant „Die Bank“, eine starke Persönlichkeit. Als die beiden sich kennen lernten, verliebten sie sich nicht nur ineinander, sondern auch in Marokko. Dort bauten sie ein Luxushotel („The Great Getaway“) und betrieben dann ein romantisches Riad-Hotel in Marrakesch als der Neubau nicht fertig werden wollte. Das heißt: Ina Krug betrieb das Etablissement. Christian flog jeden zweiten Donnerstag ein und zeigte den Gästen als Motorrad-Guide die schönsten Pisten ins und durch das Atlas-Gebirge. Und am Montag saß er schon wieder im Flieger nach Hamburg.

Als er 2012 von der G+J Corporate Unit Corporate Editors zu Gala ging, war allen Beteiligten klar, dass dies nur vorübergehend sein würde. Niemand redete darüber, aber in Wahrheit war der Gala-Job nur eine Art Assessment-Center für den „Stern“. Nebenan im Haupthaus, übernahm Dominik Wichmann den Chefsessel beim Flagschiff des Verlages und dachte, er wäre der Mann für die Zukunft, aber – ätsch! – Krug stand schon bereit, zur Übernahme. „Die Gala war für mich immer eine temporäre Sache. Ich hatte den Verlag gefragt, wie lange ich das machen soll – und es hieß: mindestens zwei Jahre“.

Exakt so lange hat es gedauert, bis Wichmann weg und Krug da war. „Ich war mir sicher, dass meine journalistische Leidenschaft nicht im „Show-Life-Telling“ liegt, sondern im „Real-Life-Telling“, sagt er. IBei ersterem dealt man mit Managern, Agenten und Promotern irgendeine Story aus, die möglichst beiden Seiten einen Vorteil bringt. „Das ist nichts, was man sich journalistisch erarbeiten muss“, sagt Krug. „Journalistisch erarbeiten muss man sich Reportagen mit echten Menschen, die sonst nicht in der Zeitung stehen“.

Für ihn war das klar, für die anderen nicht. Als er von Gala zum „Stern“ ging, begleiteten viele Medien-Journalisten den Wechsel mit hämischen Kommentare. Kann der das überhaupt? Ist der nicht viel zu nett? Hat der genug Tiefgang? Genug Biss?„ Krug ist heute noch angepisst, obwohl er behauptet, dass er keinen Groll hat. Am meisten ärgert ihn, dass keiner der Kritiker ihn angerufen hat, dass die meisten ihn gar nicht persönlich kannten und viele einfach aus Wikipedia abgeschrieben haben. Da sind drei Fehler drin in meinem Wiki-Eintrag, daran erkenne ich die Abschreiber“, kichert Krug auf Nannens altem Sofa. „Was sind die drei Fehler?“. „Sag ich nicht“, sagt er bockig. Das ist sein Lackmus-Test, ob jemand richtig recherchiert oder nur die „Copy“ und „Paste“-Tasten drückt. Abschreiber und Nicht-Anrufer hat er sich gemerkt. Sie werden es schwer haben, einen Job beim „Stern“ zu kriegen, so lange Krug dabei ist.

Auch sonst ist der „Stern“ schon längst keine Jobmaschine mehr. Das Motto lautet: Abspecken. Krug selbst hat 40 Stellen abgebaut. Erwischt hat es vor allem diejenigen, die der ehemalige G+J Vorstand Bernd Buchholz meinte, als er sagte, die Leute auf dem Sonnendeck müssten langsam mal ihre Liegestühle und Drinks beiseite stellen.

Kein Zyniker

So würde Krug das nie formulieren, a) weil er nicht zynisch ist und b) weil die Leute vom Sonnendeck den „Stern“ 70 Jahre lang am Leben gehalten haben. „Es gibt nicht viele Marken, die so lange so gut bestehen“, sagt er. Heute noch macht der „Stern“ rechnerisch fast 200 Mio. Umsatz im Jahr und einen ungenannten Gewinn, der erheblich auf die Performance des Gesamtverlages einzahlt.

Wenn Krug Leute feuert, dann freundlich, wie es seine Art ist. Für manche vom Sonnendeck war seine Ansage von der Brücke aber doch eine Überraschung. Das hätten sie nie gedacht, dass der nette Herr Krug, so fies und penetrant sein kann! „Mit der Visitenkarte des „Stern“ ist es nicht mehr getan“, verkündete Krug nach Amtsantritt über den Bordfunk. „Man muss auch ab und zu eine adäquate Geschichte liefern, die diese Visitenkarte mit Leben füllt“. Vor allem die selbsternannten Super-Stars fragte er: „Wie stellen Sie eigentlich unter Beweis, dass Sie ein so toller Hecht sind wie Sie denken?“.

Für viele, sagt Krug, war diese Frage ganz neu, so impertinent wurden sie noch nie befragt. Für manche war sie sehr schmerzhaft, weil sie keine überzeugende Antwort hatten. Und manche mussten endgültig gehen. Der neue Star heißt Jan Christoph Wiechmann, Krugs Mann in Rio. Er erwähnt ihn mehrfach als „Spitzenreporter“. Vielleicht, weil er am besten verstanden hat, wie Stefan Aust Geschichten aufbaut. Ja, Stefan Aust! Von dem hat Krug es nämlich gelernt: Wie eine TV-Dokumentation, der Mikrokosmos im Makrokosmos, Einzelschicksale, die für das Ganze stehen, Menschen, die ein tiefes Verständnis für ein Thema erwecken, Beweise, O-Töne, schnelle Schnitte mit äußerster Präzision. „Das ist stringentes Storytelling“, sagt Krug. Alles andere ist Blabla.

Musterbeispiel ist eine tatsächlich großartige Wiechmann-Story von den nach dem Friedensvertrag übrig gebliebenen „FARC“-Rebellen im kolumbianischen Urwald. Fünf plötzlich entwurzelte Menschen, die für die Geschichte eines geschundenen Landes stehen und einen Platz in der neuen Gesellschaft suchen. Dazu grandiose Fotos – ohne die geht es auch unter Krug nicht beim „Stern“.

 

Der berüchtigte Dia-Karussell-Raum

Was er allerdings abgeschafft hat, sind die legendären Überkapazitäten der Redaktion. Früher wurden jede Woche drei Hefte produziert (aber nur eines gedruckt), was regelmäßig frustrierte Reporter, Autoren und Redakteure zurückließ. Symbol dafür war der berüchtigte Dia-Karussell-Raum, in dem sich bereits bezahltes Fotomaterial für zig Millionen D-Mark stapelte und Staub ansetzte. „Heute produzieren wir maximal 20 Prozent mehr als wir tatsächlich brauchen. Das reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch die Frustrationsquote unserer Leute“. Schönes Ergebnis: Die journalistische Qualität steigt. „Im letzten Jahr gab es 26 Preise für den STERN“, sagt Krug, „so viele wie noch nie“. Und wenn’s drauf ankommt, schickt der Krug 20, nein 30 Leute nach Nizza oder Stockholm. Das können sonst höchstens noch „Bild“ und „Spiegel“ und natürlich die ARD, gebührenfinanziert. Der Mann ist echt der tollste unter allen Hechten!

Und Angst – letztes Thema – hat er natürlich auch nicht, vor nichts und niemandem. Deshalb legt er sich beispielsweise mit Bushido und seinen kriminellen Kumpels an, mit Betrügern und Verbrechern. „Zum Glück“, sagt er, „ist es bei Gangstern in Deutschland nicht üblich, Chefredakteure zu bedrohen“. Wir sind schließlich nicht in Mexiko oder in der Türkei. Drohanrufe gibt es eigentlich nur aus der Industrie. Es sind üblicherweise „schwerreiche Firmenbosse, die glauben, einem „Stern“-Chefredakteur mit Ihrer Wirtschaftskraft drohen zu können“. Standardspruch: „Ich habe Mittel und Wege, Ihrer Karriere ein Ende zu setzen“. Standardantwort: „Wenn Sie glauben, das sei ein origineller Anruf, dann seien Sie versichert: das ist er nicht“. Das war’s dann in der Regel.

19 Millionen Leser pro Monat, 200 Millionen Umsatz pro Jahr, jede Menge Journalistenpreise, neue politische Relevanz. Gibt es überhaupt noch ein Problem, für Krug? Ja, der Mangel an Steigerungsmöglichkeiten. Für Krug ist der Job als „Stern“-Chef „der beste im deutschen Journalismus“. Er kann sich vorstellen, hier zu bleiben bis zur Rente.

Der Härtetest für Nannens altes Sofa.

Text: Michael Kneissler

Fotos: Alexander von Spreti