DIS: Wie der VDZ mit Videos Geld verdienen will

Das soll eine Innovation sein: der VDZ vermarktet seinen Digital Innovators‘ Summit (DIS) im Netz über einen bezahlten Livestream und bezahlte Abruf-Videos. Und es wird nicht gerade billig: Nutzer können das Programm auf zwei Bühnen für 179 Euro live verfolgen. Einzelne Clips stehen im Anschluss für je 5,99 Euro zum Abrufen bereit. Ziehen andere Veranstalter jetzt nach? Wir befragten den Paid-Technologie-Partner LaterPay. Und den VDZ selbst. Zeigt da der Verband seinen Mitgliedern, wie man mit Bewegtbild-Inhalten Geld verdient?

Lutz Drüge, Geschäftsführer Print und Digitale Medien beim VDZ, beschwichtigt: „Für den VDZ ist der DIS nach dem Tech Summit erst die zweite, gegen Bezahlung, nutzbare Livestream-Veranstaltung überhaupt. Deshalb können wir daraus noch keine generelle Empfehlung als erfolgreiches Geschäftsmodell ableiten.“ Auch Cosmin Ene, CEO des Zahlungsdienstleisters LaterPay, warnt vor allzu großen Erwartungen: „Dass ein Techologieanbieter kommt und die über Jahre aufgebauten Probleme der Verlage im Digitalgeschäft ad hoc löst, ist unrealistisch. Das Ganze ist ein Prozess und jede Erwartung an schnelle Erfolge kann nur enttäuscht werden.“ 

Mit dem richtigen Angebot lassen sich aber langfristig nennenswerte Umsätze generieren, glauben beide Manager. Lutz Drüge: „Wir sind der festen Überzeugung, dass gute Inhalte einen Wert haben und Paid-Content, gerade auf Veranstaltungen, immer wichtiger wird. Je vertikaler und je fachspezifischer, umso größer die Monetarisierungsmöglichkeiten. Wir gehen davon aus, dass sich Paid Video-Angebote für unsere Veranstaltungen zu einer weiteren Erlösquelle entwickeln können.“ Durch On Demand-Modelle ließen sich auch lange nach der Veranstaltung Umsätze erzielen, erklärt der LaterPay-Chef: „Die 40 oder 50 Videos vom DIS sind sicherlich noch sechs bis neun Monate hinterher relevant. Und man ist mit dieser Menge an Content einfach besser im Netz sichtbar.“

Davon, digitale Inhalte nur in Form eines Abonemments statt als Einzelabrufe an den Endkunden zu verkaufen, hält Ene allerdings nichts: „Der User ist es heute gewohnt, Inhalte aus ganz unterschiedlichen Quellen zu konsumieren. Er liest hier einzelne Artikel, schaut dort einen Videobeitrag; aber er will sich außerhalb seiner Lieblingszeitung nicht langfristig binden. Er braucht nicht das 27. Abo. Der User hat Abos, um Musik auf Spotify und um Filme auf Netflix oder Amazon zu schauen. Aber das sind Inhalte mit einem anderem Nutzwert für den User und daher nicht vergleichbar. Das müssen Verlage akzeptieren.

Zu sagen ,Aber ich bin doch der Spiegel’ reicht nicht. Brand Loyalty für Bezahlinhalte im Internet muss von Null aufgebaut werden.“  Der Spiegel hatte Mitte vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit LaterPay beendet, was Ene bis heute auf die Palme bringt: „Die Entwicklung des Bezahl-Geschäfts bei Spiegel online war erstaunlich deckungsgleich mit den Prognosen, die wir im Vorfeld abgegeben hatten. Mit am Ende nur noch zwei bezahlpflichtigen Artikeln pro Tag, also weniger als 1,5 % des Gesamtangebotes, ist der Spiegel monatlich auf 58.000 Euro an ausgezahlten Umsatzerlösen gekommen. Kontext und in Relation setzen ist also wichtig.“

Generell hält Ene bezahlte Einzelabrufen für sinnvoll. Er spricht von einem „conversion funnel“, den LaterPay mit den verschiedenen Angeboten vom Einzelabruf über Tagespässe bis zum Abonemment erzeuge. So hätten 17% aller über LaterPay generierten Abonennten zuvor einen Einzelartikel oder ein Tagespass gekauft. Von den deutschen Medienhäusern wünscht sich Ene mehr Mut und Offenheit beim Einsatz neuer Bezahlmethoden: „Im Moment warten alle auf eine Lösung aus Amerika, die sie einsetzen und zugleich aber auch wieder verteufeln können. Dabei gibt es doch tolle Lösungen Made in Germany!“

Er plant daher nach einer bereits erfolgten erfolgreichen Finanzierungsrunde in Höhe von 6 Millionen Euro den Eintritt in den US-Markt in Kooperation mit einem der dortigen Top-3-Medienanbieter. Vielleicht bekommt er ja so die Möglichkeit, eine Veranstaltung zu monetarisieren, der VDZ-Mann Drüge viel Umsatzpotential einräumen würde: „Ideal als Keynoter wären Elon Musk, Jeff Bezos oder Michelle Obama.“

Am 25. und 26. März läuft in Berlin der zwölfte Digital Innovators Summit, den der VDZ gemeinsam mit dem globalen Medienverband FIPP ausrichtet.

Text: Christian Kallenberg