Weinek analysiert Strache: „Tu felix Oida“

Nein, es ist wahrlich nicht einfach das Land meiner Herkunft zu verstehen. Politiker eines der sichersten und reichsten Länder der Welt liefern auf offener Bühne ein Schmierentheater, das seines gleichen sucht. Die Hackln fliegen tief, wie man bei uns sagt. Der Türkis-Blaue Kuschelkurs zwischen ÖVP und FPÖ ist einem veritablen Rosenkrieg gewichen. Mit allen Untergriffen, die halt so dazu gehören.
 
Was passiert ist, wird sattsam durch die Medien verbreitet und Spekulationen erübrigen sich, da sinnlos. Täglich beflügeln neue (Verschwörungs-) Theorien den Boulevard. Und die Sozialen Medien ersaufen geradezu in Halbwahrheiten und Vermutungen. Erstaunlich ist aber, wie sich innerhalb kürzester Zeit zwei unterschiedliche Denkansätze in Köpfen von Regierungsbefürwortern und Gegner breitgemacht haben.Während die Mehrheit der Nation die Inhalte bzw die im gegenständlichen Video getätigten ungustiösen Äußerungen kritisiert, schafft es die FPÖ innerhalb kürzester Zeit den Spieß umzudrehen, und den oder die Schuldigen – wo sonst – im Ausland zu verorten.
 
Wenns schon nicht der Mossad oder der russische Geheimdienst war, dann müssen zumindest der Österreicher liebste Feinde, die Piefke dran schuld sein, dass in Wien die Bundesregierung über die b`soffene G`schicht – die Strache im übrigens bereits zum dummen Lausbubenstreich herabzustufen versucht – zweier verhaltensorigineller Rechtspopulisten stürzt. Und das schweißt die Nation wieder zusammen. Von außen lassen wir uns nichts sagen. Jetzt erst Recht.
 
Nur leider schaffen es die übrigen Akteure – mit Ausnahmen des Bundespräsidenten Van der Bellen – nicht staatspolitische Verantwortung in Zeiten der Regierungskrise zu zeigen. Kleingeistig ist das Hick Hack der beiden seit Jahrzehnten spinnefeinden ehemaligen Großparteien ÖVP und SPÖ. Klar, es ist schon auch der persönlichen und räumlich Enge des sich immer noch als kaiserlicher Nabel der Welt wähnenden Zwergerlstaates geschuldet, dass Animositäten und Beleidigt sein zur DNA des Wiener Parketts gehören.
 

Aber das Kleinkinderverhalten wird wie schon so oft dazu führen, dass es dem Wahlvolk egal ist, den wievielten Einzelfall die FPÖ hier wieder abliefert.Wien ist anders. Man duzt sich, trifft sich abends beim angesagten Nobelwirten, alles unter Ausschluss des Wahlvolkes, dafür unter Präsenz von Journalisten, die nach dem fünften Gspritzten an ihre Informationen kommen. Freilich muss man damit sorgsam umgehen, sonst wars das mit der Auskunftsfreude geltungsbedürftiger Politiker oder Ministerialbeamter. Aber manchmal rutscht dann was durch.Österreich ist die kleine Welt, in der die große Ihre Probe hält (Friedrich Hebbel). Schauma amoi ob`s stimmt.

Der gebürtige Steirer Andreas Weinek ist Geschäftsführer der A+E Networks GmbH. Er führt den Sender History sowie demnächst den Sender Crime + Investigation.