KPMG-Studie: Saison-Abbruch würde Top-Ligen vier Milliarden Euro kosten

Gut zwei Monate nach der Corona-bedingten Zwangspause probt die Fußball-Bundesliga morgen den Neustart – mit den „Geisterspielen“. Sowie natürlich höchsten Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen. Selbst unter Fans ist die Wiederaufnahme des seit Mitte März ruhenden Spielbetriebs umstritten. Und Experten befürchten, dass die Saison trotz aller Bemühungen nicht zu Ende gespielt werden kann. Die Beratungsgesellschaft KPMG hat in einer aktuellen Studie untersucht, welche finanziellen Folgen ein Abbruch der laufenden Spielzeiten für Europas Top-Ligen hätte, namentlich die „Primera División“ in Spanien, die „Premier League“ in England, die „Serie A“ in Italien, die deutsche Bundesliga und die französische „Ligue 1“.

Laut KPMG-Untersuchung, die „Clap“ vorliegt, summieren sich die Umsatzverluste im Falle eines Saison-Abbruchs bei den „Big Five“ auf über vier Milliarden Euro. Selbst wenn Europas Top-Ligen ihre jetzigen Spielzeiten abschließen könnten, würden sich deren Verluste auf 800 Millionen Euro bis 1,3 Milliarden Euro addieren, bilanzieren die KPMG-Experten. „Die aktuelle Situation hat eine beispiellose Komplexität logistischer, finanzieller und rechtlicher Fragen und Dilemmata für das europäische Fußball-Ökosystem geschaffen“, analysiert Andrea Sartori, Partner und Global Head of Sports am KPMG-Standort Budapest. Dies werde sich insbesondere massiv auf Ablösesummen und Spielergehälter auswirken.

Als erstes Land in Europa hatte Belgien Anfang April die laufende Spielzeit abgebrochen. Ende April folgten die Niederlande und – als erste europäische Top-Liga – Frankreich dem Beispiel des Nachbarn. Dagegen haben Deutschland (16. Mai), England (8. Juni), Spanien (12. Juni) und Italien (13. Juni) beschlossen, ihre Spielzeiten im Profi-Fußball fortzusetzen. Zentral dürften dabei die Erfahrungen auf Basis des von Deutscher Fußball-Liga (DFL) und Deutschem Fußball-Bund (DFB) entwickelten Konzepts sein. Neben engmaschigen Tests der Spieler setzt es auf deren angepasstes Verhalten. Ein gemeinsames Einlaufen der Teams ist ebenso untersagt wie der obligatorische „Handshake“ bei der Platzwahl und Körperkontakt beim Torjubel. Hier sind nur kurzer Ellbogen- oder Fußkontakt erlaubt. Auch das Spucken auf den Rasen soll unterbleiben. Die Spielbälle werden mehrfach desinfiziert.

Text: Bijan Peymani

 

Foto: KPMG