Warum „Huffington Post“-Herausgeber Cherno Jobatey und ich keine Freunde werden (müssen)

Lieber Fernsehschmunzler!

Vielleicht besitzen Sie ja diese „unverwüstliche spontane Herzlichkeit“, von der die „Bunte“ schwärmt, und die Sie auf Ihrer Webseite zitieren. Wahrscheinlich sogar besitzen Sie sie. Und ganz sicher, Herr Jobatey, waren Sie auf den Münchner Medientagen einfach nur scheiße drauf. Oder Kongresse sind nicht Ihr Ding. Anders ist Ihre herablassende genervte Art, mit der Sie meinen Kollegen und mir dort begegnet sind, als wir Sie um ein kurzes Video-Interview baten, nämlich nicht wirklich zu erklären.

Vermutlich sind die drei Tage in Münchens Peripherie wegen der vielen Gespräche anstrengend bis nervkostend. Aber: Da müssen Sie durch, wenn Sie sich drauf eingelassen haben. Und: Wenn man (bei einem vorher von Ihrer PR-Agentur angebotenen Termin!) freundlich gefragt wird, ob man kurz etwas über die Gratis-Kultur der „Huffington Post“ sagen könne, macht man als Profi – der Sie ja sind – eigentlich vor allem eins: Man lässt Kollegen zumindest die Frage zu Ende stellen, bevor man ihnen vorwirft, sie ließen sich „doch auch nur vor den DJV-Karren spannen“. Ich kann Ihnen versichern, wir hängen vor niemandes Vehikel.

Und warum das eine „blöde Frage“ gewesen sein soll, kann ich bis heute nicht nachempfinden. Gut, Ihr Chefredakteur Sebastian Matthes hatte bei der HuffPo-PK ja schon anklingen lassen, dass Kritiker das Modell von Frau Huffington einfach nur nicht verstehen. Doch selbst wenn das so wäre: Kollegen begegnen sich mit einem gewissen Grundrespekt. Wie gesagt: Ihre Ihr-habt-doch-alle-keine-Ahnung-und-jetzt-sag-ich-euch-mal-warum-wir-die-Größten-sind belehrende Attitüde war unangebracht. Nicht nur fachlich, auch menschlich.

Vielleicht spiegelt sie aber auch die Haltung Ihres publizistischen Angebots wieder: Überrollend, krachig, anmaßend. Ein Herausgeber repräsentiert den Geist des Mediums. Und während ich Ihnen am Anfang dieser Zeilen noch mitteilen wollte, dass ich Sie als solchen für ungeeignet halte, bin ich mittlerweile der Meinung, das Hause Burda hätte keinen besseren finden können. Auch, wenn Sie sich dann doch noch bemüht haben, Ihr vergnügliches Strahlendweiß-Lächeln zu entfesseln.

Jobatey_2

Mit bedauernden Grüßen …

Bulo

(Fotos: Alexander von Spreti)

Nachtrag, Montag 21.10., 8.29 Uhr: Habe mich entschlossen, die Begegnung in einem kleinen Cartoon festzuhalten. Hier der Zwischenstand …

Jobatey-Karikatur

Nachtrag, Montag 28.10., 19.34 Uhr: Der Cartoon ist fertig! Ich nenne ihn: „Wie Vorzeige-Herausgeber Cherno Jobatey eventuell die Gratis-Kultur der Huffington-Post erklären würde“. Voilà …

Jobatey-Cartoon

Nachtrag, Montag 28.10., 19.45 Uhr: Danke, Cherno Jobatey! Irgendwie haben Sie mich sogar zu einem weiteren Buch inspiriert 🙂 … das vermutlich wieder im JMB-Verlag erscheinen wird.

Nachtrag, Donnerstag 7.11., 23.27 Uhr: Und hier isses, das Werk, zu dem mich Cherno Jobatey inspirierte:

Rotes-Buch-Cover_online

… und zu bestellen ist es im JMB-Verlag.