Die E-Paper-Lese-Plattform Readly hat im Geschäftsjahr 2024 erstmals die Profitabilität erreicht, wie aus dem neuesten Geschäftsbericht hervorgeht. Möglich gemacht hat das vor allem Philip Lindqvist. Im Gespräch mit dem CEO wird deutlich, dass Deutschland als profitabelster Markt künftig eine Schlüsselrolle spielt. Mit seiner Strategie setzt er auf gezielte Investitionen in die Produktentwicklung, um vor allem das mobile Nutzererlebnis zu verbessern. Gleichzeitig plant Readly eine stärkere Zusammenarbeit mit Verlagen und den selektiven Ausbau seines Portfolios, um sich im Wettbewerb mit Plattformen wie Apple News+ zu behaupten.
Trotz des Umsatzwachstums ist die Zahl der zahlenden Abonnenten im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent zurückgegangen. Welche Maßnahmen will das Unternehmen ergreifen, um diesen Abwärtstrend zu stoppen und neue Abonnenten zu gewinnen?
Lindqvist: Die Veräußerung von Frankreich hat natürlich zu einem Rückgang der Abonnenten geführt, und bereinigt um diesen Rückgang ist die Zahl der Vollzahler um 1,9 Prozent gesunken. Im vergangenen Jahr haben wir die Preise für die meisten unserer Nutzer erhöht. Trotzdem ist es uns gelungen, unsere Nutzerbasis nahezu zu halten, was wir als Zeichen der Stärke betrachten. Unsere Strategie für die Zukunft ruht auf zwei wichtigen Säulen. Erstens streben wir ein ausgewogenes Wachstum an, indem wir gezieltes Marketing und kommerzielle Partnerschaften nutzen, um die Sichtbarkeit unserer Marke zu stärken und gleichzeitig eine solide Wirtschaftlichkeit der Einheiten zu gewährleisten. Zweitens konzentrieren wir uns darauf, das mobile Erlebnis zu verbessern, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen, unser Artikelportfolio zu erweitern und Audio-Features sowohl für Magazine als auch für Nachrichtenartikel anzubieten, um das Engagement zu steigern.
Wie beurteilt die Geschäftsleitung die langfristige Stabilität des Geschäftsmodells, wenn die Zahl der Abonnenten trotz Preiserhöhungen rückläufig ist?
Lindqvist: Im vergangenen Jahr haben wir die Preise für die meisten unserer Nutzer um rund 25 Prozent erhöht, weshalb die kurzfristige Entwicklung der Abonnentenzahlen nicht den zugrunde liegenden Trend widerspiegelt. Im Jahr 2024 wuchs der Umsatz von Readly um 16 Prozent, und wir erwirtschafteten zum ersten Mal in unserer Geschichte einen positiven freien Cashflow und einen Betriebsgewinn, während wir gleichzeitig den größten Teil der Abonnentenbasis beibehielten. Daher sehen wir das Jahr 2024 als Beleg für die langfristige Tragfähigkeit unseres Geschäftsmodells und nicht andersherum.
Haben Sie Pläne, die Markenbekanntheit in Deutschland grundlegend zu erhöhen?
Lindqvist: Deutschland ist unser größter und am schnellsten wachsender Markt und das ist genau die Zugkraft, die wir beibehalten und in die wir investieren wollen. Zu unseren Bemühungen, die Markenbekanntheit zu steigern, gehört die Erweiterung unseres Marketing-Kanal-Mixes, zum Beispiel im Bereich Radio, wo wir mit Klassik Radio zusammenarbeiten, sowie die Fortsetzung unserer Investitionen in unser Partnerschaftsportfolio und die Durchführung weiterer lokaler Kampagnen.
Wie wird sichergestellt, dass Investitionen in die Produktentwicklung tatsächlich zu einer höheren Kundenbindung führen?
Lindqvist: Für uns geht es bei der Produktentwicklung darum, den Customer Lifetime Value zu erhöhen, indem wir unsere Nutzer stärker an Readly binden, wenn sie sich mehr damit beschäftigen.Wir haben derzeit eine sehr starke UX auf dem iPad, aber wir wollen durch die Verbesserung der mobilen Erfahrung mehr Anwendungsfälle während des Tages erschließen. Daher investieren wir viel in die Produktentwicklung und verfolgen die Nutzerdaten genau, um sicherzustellen, dass neue Funktionen und Updates in der App zu unseren Zielen beitragen. Und ich kann sagen, dass die Nutzungshäufigkeit und das Engagement insgesamt zunehmen. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns.
Der Fokus auf die Produktentwicklung wird betont, aber welche konkreten Innovationen sind geplant, um sich von der Konkurrenz abzuheben?
Lindqvist: Wir konzentrieren uns darauf, den Wert unseres Inhaltsportfolios mit 8.000 Titeln zu maximieren, indem wir die Entdeckung personalisierter und mobiler gestalten. Wir verfeinern die Präsentation der Inhalte, um die Abonnenten besser dabei zu unterstützen, relevante Artikel zu finden und ihre Lesegewohnheiten zu erweitern.Dazu gehört die Verbesserung des mobilen Erlebnisses, die Integration von mehr Magazinen und Zeitungen in personalisierte Artikel-Feeds und die Erweiterung des Audioangebots für Zeitschriften und Nachrichten. Indem wir den Zugriff auf die richtigen Inhalte zur richtigen Zeit erleichtern, wollen wir mehr Gelegenheiten zum Engagement schaffen und die Häufigkeit der Readly-Momente im Laufe des Tages erhöhen.
Wie plant das Unternehmen, seine Position gegen Konkurrenten wie Apple News+ oder andere Plattformen zu verteidigen?
Lindqvist: Readly ist der führende Anbieter von All-you-can-read-Magazinen und Zeitungen in Europa, aber der Markt ist immer noch relativ klein und es gibt viel Platz für weitere Akteure, die uns helfen können, diesen Markt zu entwickeln. Plattformen wie Apple News+ haben zwar Fortschritte bei der Optimierung von Inhalten für Mobilgeräte gemacht, bieten aber nur eine begrenzte Auswahl von ein paar hundert Titeln. Im Gegensatz dazu bieten wir Zugang zu 8.000 Magazinen und Zeitungen und arbeiten eng mit den Verlegern zusammen, um die Entdeckung und Präsentation von Inhalten zu verbessern.Unser Wettbewerbsvorteil liegt nicht nur in der Größe, sondern auch in unseren guten Beziehungen zu den Verlagen, die es uns ermöglichen, das mobile Erlebnis so zu verfeinern, dass sowohl die Leser als auch die Verlage davon profitieren. Kein Mitbewerber hat das mobile Leseerlebnis vollständig gemeistert, und wir sind bestrebt, dies durch datengestützte Entscheidungsfindung und die Zusammenarbeit mit den Verlagen zu erreichen.
Welche Strategien wird Readly anwenden, um in neue Märkte zu expandieren oder seinen bestehenden Marktanteil zu erhöhen?
Lindqvist: Unsere Kernmärkte haben weiterhin Priorität für ein ausgewogenes Wachstum. Wir prüfen jedoch laufend Investitionsmöglichkeiten, die sich durch eine gute Wirtschaftlichkeit auszeichnen. (Lebenszeitwert über Kundenakquisitionskosten)
Welche Art von Zeitung oder Zeitschrift lesen Sie täglich?
Lindqvist: Mein Deutsch ist leider nicht so gut. Vielleicht werde ich in Zukunft in der Lage sein, übersetzte Versionen der deutschen Inhalte unseres Readly zu lesen. In der Zwischenzeit muss ich mich mit der sschedischen Wirtschaftszeitung ‚Dagens Industri‘, ‚SvD‘, ‚Dagens Nyheter‘, ein paar US-Tageszeitungen und ‚The Economist‘ begnügen. In dieser Zeit des Jahres sind auch unsere Skititel Teil meines Mixes.