Die Alb-Träumerin

Obwohl sie das „Best“ nicht mehr im Namen führt, scheint Katja Hofem Thomas Ebelings Best Girl zu sein – ist sie gerade eben doch in die Konzerngeschäftsführung von ProSiebenSat.1 aufgestiegen. Aus diesem Anlass stellen wir ein Porträt aus vergangen Tagen online, das zeigt, wie die Powerfrau tickt …

Text: Bijan Peymani

Ach ja, wie fast alle jungen Dinger hatte sich auch die Katja mit zwölf oder 13 in ihren hübschen, kleinen Kopf gesetzt, als Florence Nightingale der Rindviecher auf der Schwäbischen Alb mal groß rauszukommen. Von Jugend an bis ausgangs der Pubertät hatte die gebürtige Aalenerin jedes Wochenende bei der Oma in Gaggstatt verbracht, ein 300-Seelen-Dorf nahe Heilbronn. „Ich hab Kühe gemolken und bei der Ferkelgeburt geholfen“, erinnert sich Hofem-Best.

„Glücklich und frei“ sei ihre Kindheit gewesen, schickt die inzwischen 37-Jährige hinterher, bevor sie ihrer persönlichen Pippi-Langstrumpf-Geschichte das vielleicht niedlichste Kapital anfügt: Zwei Esel, Luna und Pepino, habe sie in Gaggstatt besessen und einen Hund. Heute sind keine Esel mehr da und auch kein Hund. Ihren privaten Alb-Traum hat Hofem-Best vorerst für die TV-Kommandantur beim Discovery Channel in der Kapitale München zurückgestellt.

Da sitzt sie nun: blondes Haar, grüne Augen, sinnlicher Mund – man würde die fesche Senderchefin eher im Cast von „Germany’s Next Top-Model“ denn bei „Einsatz in vier Wänden“ vermuten. Ätschegäbele: Hofem-Best kann nicht nur burschikos zupacken, sondern ist mitunter ein ziemliches Käpsele, wie auch und gerade manch altväterlicher Vertreter aus der TV-Herrenriege erfahren musste. Zicken, intrigieren? – klar unter Katjas Niveau!

Kleines Latinum, großer Ehrgeiz

Die Hofem-Best überzeugt durch Leistung – eines ihrer Lieblingsworte – und setzt auf Arbeit, Arbeit, Arbeit. Stolz ist sie auf die Erfolge von „Big Brother“ und „Popstars“. „Ich hatte für mich schon immer ein ,bigger picture‘ im Kopf“, erklärt sie und nährt das – wiewohl unpassende – Klischee von der Auswendiglernstreberin, die in der Schule niemanden von sich abschreiben ließ. Natürlich habe sie es mit ihrem Ehrgeiz auf dem Gymnasium manchmal schwer gehabt, räumt Hofem-Best ein.

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Die Pennälerkarriere als Klassen-, Stufen- und Schulsprecherin sowie ein Abischnitt von 1,6 dürften ein Übriges getan haben. Als sie dann noch samstäglich und nebenbei das kleine Latinum fürs angepeilte Medizinstudium nachholte („rückblickend der absolute Horror“), schien Hofem-Best ihr Streber-Image dauerhaft abonniert zu haben. Doch 1989 greift das Schicksal gütig ein: Der Auftritt bei „Wetten dass ..?“ verändert alles. „Wir waren eine Gruppe von zehn Freunden und hatten gewettet, dass jeder ein Sinnesorgan in einem Passbildautomaten auf ein Gemeinschaftsfoto bekommt“, erinnert sich das zierliche Persönchen. Fixe Idee, vorher nicht mal wirklich geprobt – und doch gewonnen. Aber nicht das beeindruckte Hofem-Best nachhaltig, sondern Aufnahmeleiterin Sandy hinter der Bühne: „Sie hatte ein Headset auf und hielt einen Block in der Hand – das sah superwichtig aus.“ Und blies Hofem-Best das finale Halali, auf Medien und TV umzusatteln.

Mit zunehmender Erkenntnisreife über das bevorstehende, mühevolle Studium, die die Lyrik der Frau Doktor für das liebe Vieh verdrängte, hatte sich die junge Dame bereits von dieser Rolle entfernt. Dem Journalismus galt ihre zweite Leidenschaft. So folgte nach dem Abitur ein Praktikum bei der „Aalener Volkszeitung“, die heute als „Aalener Nachrichten“ weniger gestrig klingt.

Ansteckend fröhlich

Noch hinter der „Wetten dass ..?“-Bühne durfte Hofem-Best aus ihrem geglückten Auftritt den Aufmacher für das Blatt schreiben. Dem Aufenthalt in der PR- und Marketingabteilung von Carl Zeiss USA in New York hielt noch der Vater – selbst im Unternehmen für Controlling und Personalwesen zuständig – den Steigbügel. Die freie Tätigkeit bei Radio 7 hat Hofem-Best dann selbst besorgt.

Und auch ihren späteren Aufstieg in Richtung Fernsehgipfel. Da lacht die junge Frau ansteckend fröhlich auf, streut wieder Privates ins Gespräch ein, will bloß nicht als Karriere-Tussi rüberkommen. Mit Erfolg. Sie sei liiert, aber kinderlos, auch schon verheiratet gewesen. Die heute 93-jährige Großmutter besuche sie immer noch regelmäßig; als Ausgleich zum Job besteige Hofem-Best Berge; bei Nutella werde sie schwach. Und ihr letzter Lustkauf seien Schuhe von Strenesse gewesen. „Solche, in denen ich kaum laufen kann.“ Ob sie viele Paar Schuhe habe? „Ja.“ Mehr als ein Dutzend? „Deutlich, ich besitze allein zwei Paar Wanderstiefel und fünf Paar Turnschuhe.“ Sie ist ein typisches „shopping victim“, halt gern schick. „Aber oft einfach nur in Wanderkluft mit ’nem Rucksack auf dem Buckel und einem Tuch im Haar.“ Leise Zweifel beschleichen Außenstehende, ob Hofem-Best heute noch für die karge Bäuerlichkeit gemacht wäre.

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Wie zum Beleg träumt sie laut vom umgebauten Bauernhaus am Ammersee, nebenbei von einer Hundezucht. „Man muss sehr aufpassen, dass man seine Träume nicht völlig vergisst.“ Ihr erster Schritt dorthin: „Ich möchte mir bald einen Hund anschaffen.“ Zwei Hasen – George und Lizzy – hat sie schon. In ihrer Glücksbegabung macht die Frau derweil Karriere, seit Josef Andorfer sie bei RTL II mit 28 Jahren zur Unterhaltungschefin kürte. Die Seinen beim Aufstieg nicht zu vergessen ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz: Sandy, die damalige Aufnahmeleiterin von „Wetten dass ..?“, holte Hofem-Best gut zehn Jahre nach ihrer gemeinsamen Begegnung ins RTL-II-Team: „Sie hat mich erst zum Fernsehen gebracht.“

Ein Stockwerk zu tief, befand damals die Familie. So hat die Tante ihrer Nichte Katja eine Karte geschrieben: „Dein Beruf passt zu Dir, der Sender weniger.“ Solche Vorurteile spornen Hofem-Best nur an. Und irgendwie ist sie jetzt, bei Discovery, ja auch beim „Spiegel“ angekommen, wie es sich die Eltern einmal gewünscht hatten: Immerhin gehörte der Testosteronsender DMAX (aus dem aktuellen Discovery- Bouquet) ehemals dem ehrwürdigen Verlagshaus an der Hamburger Brandstwiete, damals mit Namen „XXP“. Und „Spiegel“ wie „Süddeutsche“ strahlen auf der Plattform munter ihre TV-Formate aus.

Fotos: Michael Ingenweyen, Jens Bruchhaus