„Bravo Girl“: Iris Wöhrle geht, Nordmann übernimmt

„Bravo-Girl“-Chefredakteurin Iris Wöhrle (Foto) verlässt die 14-täglich erscheinende Frauenzeitschrift. An ihrer Stelle wird ab sofort Nadine Nordmann das Amt zusätzlich zu ihrer Chefredaktion bei „Bravo“ übernehmen. Das erfuhr Clap aus zuverlässigen Quellen. Die 35-jährige Wöhrle war seit Mai 2011 Chefredakteurin, „Bravo Girl“ ist bekanntermaßen das erfolgreichste Magazin für junge Frauen und Mädchen im Bereich der Jugendzeitschriften. Der Bauer-Verlag reagiert mit der personellen Umstellung offensichtlich auf den Wettbewerber „Mädchen“ der Verlagsgruppe Vision Media. Ab 2014 wird das Jugendmagazin dort von 14-täglich auf monatlich umgestellt. Es darf darüber spekuliert werden, ob nun auch „Bravo Girl“ im nächsten Jahr nur noch zwei Mal pro Monat erscheint.

Seit Jahren ist der Jugendmarkt stark unter Auflagendruck. Bei „Bravo Girl“ gab es zuletzt zwar Schwankungen, allerdings keinen starken Abwärtstrend. Es ist in kurzer Zeit die vierte wichtige Personalie beim Münchner Ableger der Bauer Verlagsgruppe. Kürzlich räumten auch die bekannten Strategen Stefan Gröner und Alex Gernandt ihren Chef-Posten. Letzterer altgedienter Chefredakteur machte für Nadine Nordmann Platz. In diesem Zusammenhang zu nennen ist auch die Personalie Gerald Büchelmaier. Auch er verließ den jungen Bauer-Frauentitel „Joy“ vor kurzem. Dort war er seit 2001 Chefredakteur. (Daniel Häuser)

Noch vor ein paar Wochen (in Clap-Ausgabe 45) haben wir mit Iris Wöhrle ein Clap-Clubgespräch geführt, das wir heute aus gegebenem Anlass online stellen:

Frau Wöhrle, nennen Sie uns drei Gründe, warum Sie München niemals verlassen würden.
Biergärten, Schwabing und meine Familie.

Sie wohnen in Schwabing? Dann können Sie ja von hier aus gleich nach Hause radeln.
Klar – ich fahre auch mit dem Rad zur Arbeit. Immer eineinhalb Stunden hin und zurück. Jeden Tag. Das ist gleichzeitig mein Work-out. Zeit, die ich für mich habe, Zeit zum Nachdenken. Ein kleiner Luxus. Eine Zeit, in der keiner etwas von mir will. Ein kleiner Kurzurlaub quasi, vor allem in der Früh.

Drei Gründe, warum Sie sofort die Stadt verlassen könnten!
Drei sind schwer, aber einer fällt mir sofort ein: Weil München nicht am Meer liegt. Außerdem fehlt mir ein bisschen das Lässige – die Münchner sind manchmal recht streng.

Wo ist es denn „lässiger“ als in München?
In Köln.

Apropos Köln, warum gibt es eigentlich keine „Bravo Boy“?
Neben der „Bravo“ gibt es doch für Jungs die „Bravo Sport“.

Alex Gernandt gibt’s ja nun auch nicht mehr – zumindest in Neuperlach. Wie sehr vermissen Sie ihn?
Er war natürlich Mr. Bravo. Das wandelnde „Bravo“-Lexikon, wusste immer eine Geschichte zu erzählen.

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Gernandt war dort 25 Jahre lang. Wie lang kann man denn das „Bravo Girl“ sein?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Aber bestimmt, solange man weiß, was in der Zielgruppe vor sich geht. Mit 50 wird es dann wahrscheinlich langsam schwierig.

Wie reagieren die Menschen auf Sie, wenn Sie sagen, Sie seien „Bravo Girl“-Chefredakteurin?
Immer positiv! Weil die meisten vergessen, welche Probleme man selbst als Teenager hatte. Viele sagen: „Oh ja, die ,Bravo Girl‘ habe ich früher auch gelesen.“ Jeder hat eine Verbindung zu dem Heft.

Ist es manchmal schwer, Männern in der Branche zu begegnen, die „nur“ Redakteur oder Ressortleiter sind?
Es entsteht kein Neid, ganz einfach dadurch, dass es ein Jugendheft ist. Und sich viele denken: „Das könnte ich nicht, weil ich mich in die jungen Mädchen gar nicht mehr reindenken könnte.“

Gibt es noch andere Vorteile?
In dem Job werde ich nicht hofiert, falls Sie das meinen.

Wovon träumt eine „Bravo Girl“-Chefredakteurin noch?
Früher war es der Korrespondenten-Job. Am liebsten in New York oder noch besser London. Das Genussmagazin „Food and Travel“ wäre natürlich ein Traum: Einfach zwei Hobbys miteinander verbinden. Aber so etwas gibt es ja zum Glück nicht (lacht).

Sie haben ja eine Turbokarriere gemacht, sind in Windeseile zur Blattchefin ernannt worden. Wen haben Sie bestochen?
Niemanden, ganz im Gegenteil: Zum entscheidenden Vorstellungsgespräch bin ich viel zu spät gekommen.

Sie leben allein. Ist das Privatleben in so einem stressigen Job manchmal schwer?
Ich habe nie jemanden gedatet, der aus der Branche ist. Deswegen spielt der Job dabei keine Rolle.

Gibt es ein Zimmer, in dem sie gern als Poster hängen würden?
Ja, wenn Koch-Ikone Martha Stewart mich in ihre Küche hängen würde und beim Backen an mich denkt. Wenn die sagt: Wahnsinn, die kann so toll backen, die häng ich mir in meine Küche. Das wäre was!

Was gelingt Ihnen besonders gut beim Backen?
Eigentlich alles. Es gibt nichts, wo ich sagen würde: Oh, das ist jetzt total schiefgegangen. Es gibt selten einen Kuchen, den ich zweimal mache. Ich arbeite gern mit Hefeteig, mache gern Zimtschnecken und Osterfladen.

Welche Medienmacher finden Sie attraktiv?
Wahnsinnig gern zusammengearbeitet habe ich mit dem früheren Burda-Sprecher Peter Elfert. Bei den Frauen finde ich „Cosmopolitan“-Chefredakteurin Kerstin Weng toll.

Sie tragen ein Tattoo mit dem Wort „Love“ an der rechten Hand. Ist irgendwo auch „Hate“ zu lesen?
Nein, aber oft werde ich drauf angesprochen. „Ist das echt?“

Müssen Sie öfter mal in Ihrer Redaktion auf den Tisch hauen?
Natürlich, das ist ein Muss. Es ist oft nur ein Moment, dann ist es auch wieder vorbei. Man muss fokussiert bleiben.

(Daniel Häuser/Bulo) Fotos: Alexander von Spreti