Amerika, du hast es doch besser! (Kochs Kolumne)

Verbringt man zwei Wochen an der US-Westküste, wo nur ein paar Autostunden das Silicon Valley von Hollywood trennen, ist man in einer anderen Welt. Bestimmt können die Amerikaner noch viel von ihren überheblichen Vorfahren im gelobten Abendland lernen, aber drehen wir den Spieß um. Fragen wir uns, was wir von den Burger vertilgenden, Soda trinkenden und cholesterolüberfütterten Amis lernen könnten. Schlendert man wenige Tage vor der Verleihung der Academy Awards durch Hollywood, spürt man, wie die Oscars die Menschen elektrisieren. Show können sie besser als jedes andere Volk der Welt. Dagegen wirkt unser Burda-Bambi wie … na ja, wie ein ewig lahmendes Reh. Niemand fährt so gelassen Highway. Zwei Wochen ohne Hupe und Lichthupe sind die reinste Wohltat. Die einzigen, die noch aggressiv fahren, sind BMW-Fahrer.

Hier wie da. BMW wird die Zukunft – mit oder ohne „i“ – mit solchen Vollpfosten nicht erleben. Denkt mal drüber nach. Die Zukunft gehört den Gelassenen. WLAN heißt in den Staaten bekanntlich Wi-Fi, was dort so viel bedeutet wie „Wonder internet – Free infi nitely“. Während bei uns das Internet nicht einmal in der Bahn funktioniert, bietet fast jedes amerikanische Bums-Lokal freies Wi-Fi. Und jedes noch so hinterwäldlerische Garni-Hotel, selbst wenn es nicht einmal Frühstück feilhält. Merke: WLAN ist in Zukunft wichtiger als Frühstück. Twitter, bei uns belächelt und angeblich nicht einmal nachrichtentauglich, ist bei unseren amerikanischen Freunden fester Bestandteil jeder News-Sendung und jeder (Talk-)Show. Das Phänomen Twitter haben wir Neandertaler bis heute nicht ansatzweise begriffen … Ok, wir trennen unseren Müll. Dafür ist unsere Wirtschaft Müll. Nur unsere Autos sind noch begehrt. Aber die Welt wartet viel neugieriger auf Googles Self-Driving Car und Apples iCar. Gegen die Amis haben wir nicht die geringste Chance. Es sei denn, wir lernen endlich Online. Und Auto fahren, ohne zu hupen.

(Thomas Koch) Foto: Alexander von Spreti