Roman Steuer: „Gute Vorbereitung gewinnt Kriege“

 

Herr Steuer, was ist die Sportnachricht des Tages?
Die Sportnachricht des Tages hmm… ist eigentlich die von gestern Abend: das Länderspiel Deutschland gegen Chile. Und zwar nicht wegen des Ergebnisses, sondern wegen der sportlichen Leistung.

Haben Sie das Spiel gesehen?
Ja!

Müssen Sie vermutlich.
Müssen nicht. Wenn man als Journalist Sport macht, dann ist das eine Leidenschaft. Dann will man das.

Was ist dann das Letzte, das Sie vorm Schlafengehen machen – nochmal kurz aufs Tablet geschaut, ob der Ball noch rund und die Tore eckig sind?
Nein, nein. Um zehn, halb elf gibt es schon noch mal den Blick aufs Blackberry oder ins eigene Programm. Aber an sich sehen wir daheim gern fiktionale Sachen, viel Serien und Filme sowie Nachrichten. Und wir lesen gern.

Grundsätzlich teilt Ihre Frau aber Ihre Sportbegeisterung?
Ja. Obwohl sie immer schimpft, wenn ich zum Beispiel bei einem Fußballspiel einschlafe, weil sie es dann alleine zu Ende anschauen muss und mir das Ergebnis sagen soll.

Gibt es Situationen im Sender, bei denen an Schlafen gar nicht zu denken ist? Was hält Sie so richtig in Atem?
Der Boston-Marathon war schon sehr aufregend. Eine Situation, die einem einerseits sehr nahe geht, wo man aber auf der anderen Seite fragt: Wo bekommen wir ein Live-Interview her, was brauchen wir noch, wie ist die Lage? Das ist natürlich schon extrem. Aber die Bayern-Niederlage „Dahoam“ war auch sehr nervenaufreibend.

Wie leidet Roman Steuer: ganz leise oder so, dass es jeder mitbekommt?
Im Stadion? Aufspringen und rausschreien! Und manchmal – ganz ehrlich – fließen da auch Tränen. Das ist doch das Schöne am Sport: Leidenschaft zu spüren und zu leben.

Haben Sie manchmal Angst vor nächtlichen Anrufen?
Das passiert eher selten. Aber ich habe lange Tennis gemacht, etwa die Australian Open, und da passiert es dann schon mal, dass nachts das Telefon klingelt. Die wirklich unangenehmen Anrufe sind aber die, die nachts kommen, obwohl gerade keine Veranstaltungen und News laufen …

Gehen wir mal ein paar Jahre zurück: Sie waren beim legendären „Eimer-Start“ von Sky Sport News HD“ dabei. Also dem Moment, als zwei rote Plastikeimer – Steckdosen symbolisierend – zusammengesteckt wurden. Wie oft müssen Sie im Sender improvisieren?
Täglich. Ich will nicht sagen stündlich. Aber man macht sich natürlich immer Pläne, und dann passiert oft etwas ganz anderes. Dennoch: Gute Vorbereitung gewinnt Kriege.

Gerade beim Bewegtbild wird heute ja sehr viel improvisiert: Broadcasting via Handy, kurze spontane Filmchen mit der App, die um die Welt gehen – Wie oft haben Sie die eine oder andere Millioneninvestition in Ihr Studio bereut?
Zum damaligen Zeitpunkt nichts. Damals war das State of the Art – aber das entwickelt sich alles natürlich sehr rasant weiter. Heute würden wir wahrscheinlich die Reporter etwas anders ausstatten und dadurch vermutlich weniger Ü-Wagen benötigen.

Sie werden tatsächlich oft von anderen Sendern zu Ihrem Studio befragt. Welche Geheimnisse verraten Sie nicht?
Dort, wo Technik auf redaktionelle Inhalte trifft, sagen wir nichts. Da hat jeder seinen eigenen Weg, der ja genau die spannende Mischung eines Senders ausmacht. Das Grundgeheimnis ist aber: Sport soll Spaß machen. Deshalb auch die Doppelmoderationen, wo sich beide die Bälle zuspielen sollen.

Wir wagen in diesem Zusammenhang mal die These, dass Sie der „Boss of the Babes“ sind. Kein anderer Senderchef verfügt über derart viele attraktive Moderatorinnen. Wie halten Sie die Damen bei Laune?
Leicht ist das nicht. Menschen vor der Kamera haben natürlich alle ein verstärktes Sendungsbewusstsein. Da muss man Lehrer, Dompteur und Vaterfigur in einem sein. Das bedeutet: Viel sprechen, viel zuhören.

Erkennen Sie alle an der Stimme?
Seit ich beim Radio war kann ich sowas, ja.

Vermissen Sie manchmal die Stimme von Kate Abdo?
Ja, obwohl ich sie natürlich täglich auf einem englischen Sender verfolge. Sie hat nach wie vor das charmanteste Lächeln, das wir je hatten.

Warum dann kein neues Sendergesicht?
Wenn jemand in diese Rolle passen würde, würde er sie auch bekommen. Ist im Moment aber nicht geplant.

Verraten Sie uns die größte Panne, die Ihnen in den vergangenen Jahren passiert ist!
Das lustigste war sicherlich ein Field-Reporter, der in einer Aufregung den Fußballspieler Kaka falsch betonte. Als ihm das bewusst wurde, musste er sehr lachen, und die Moderatoren konnten sich nicht mehr halten vor Lachen. Zwei Minuten konnte also keiner was sagen, was schon sehr komisch war. Weniger lustig war ein Stromausfall, den der Kunde aber nicht gemerkt hat, weil unser Back-Up-System immer die letzte Viertelstunde aufzeichnet.

Wann streichen Sie eigentlich endlich den Zusatz „HD“ aus dem Sendernamen. Wirkt in heutigen Zeiten doch ziemlich retro.
Wenn unser oberster Boss es mir erlaubt.

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Interview: Daniel Häuser, Peter „Bulo“ Böhling

Fotos: Alexander von Spreti