Es wird furchtbar. Am 24. September ist Bundestagswahl. Den eingefleischten Demokraten wird die geringe Wahlbeteiligung ein erneuter Grund sein, an den Bürgern zu zweifeln. Diesmal ist der Anlass, der Wahl fernzubleiben, ein simpler: Merkel gewinnt eh. Es wird ihre vorletzte Legislaturperiode sein. Oder ihre vorvorletzte. Man weiß es nicht. Ja, und die AfD zieht in den Bundestag ein. Am Wahlabend werden viele weinen.
Zumindest die, die glaubten, dass wir nur die Wahl hatten zwischen den Alt-Parteien und den braunen Chaoten aus dem Osten unseres schönen Landes. Für Medienmenschen wie uns geht es bei dieser Wahl allerdings noch um etwas ganz anderes: Um Angie oder Auflage. Wir blicken gespannt wie nie darauf, welchen Einfluss die Medien auf den Wahlausgang haben werden. Welche Partei nutzte die digitalen und vor allem sozialen Medien besser als andere? Welcher Wahlslogan setzte sich bei Twitter besser durch? (Inzwischen dürfte dem Letzten aufgegangen sein, dass Trump mit #makeamericagreatagain gewann.) Welche Partei gewann die meisten Influencer auf Instagram? Welche Partei hatte die lustigsten Katzenvideos auf Facebook?
Dabei ist die umgekehrte Frage noch viel interessanter: Welchen Einfluss wird die Wahl auf die Medien haben? Bekanntlich hatte die Trumpsche Kampagne und die daraufhin entbrannte Diskussion um #FakeNews den US-Medien zu einem unerwarteten Höhenflug verholfen. Meinungsbildende Printmedien gewannen plötzlich User und sogar neue Leser. Es war die Mediensensation des Jahres.
Ein Schelm, wer glaubt, „Washington Post“, „NYT“ und „The Atlantic“ hätten das alles nur inszeniert, um ihre dahinvegetierende Printzukunft zu retten. Die deutschen Verleger und Medienmächtigen hat diese Entwicklung jedenfalls aus ihrem tausendjährigen Schlaf gerissen. Niemand hatte ihnen gesagt, dass hochwertiger Qualitätsjournalismus und kritische Berichterstattung zu einem unverzichtbaren Bestandteil der demokratischen Grundordnung gehört. Dass Menschen, die zur Wahl gehen, in einer Welt von Selfies nach der Vierten Gewalt lechzen. Jahrelang hatten sie ihre Redaktionen abgebaut, von Bürgerjournalismus gefaselt und zugelassen, dass viele Blattmacher weiterhin auf ihren Thronen pupsen und sich dabei immer mehr von ihren Lesern entfernen.