Coole Leute sollen an einem coolen Standort in Berlin Mitte ein junges Web-Magazin für die Generation Mobile machen. Wird das gut gehen? Es ging jedenfalls schon mal gut los für den Ströer-Dienst. Nicht mit einer Verspätung, sondern sogar früher als gepant ging Watson.de vorgestern an den Start. Wir interviewten Chefredakteurin Gesa Mayr zu ihren Plänen.
Starts von Websites werden meist eher nach hinten verschoben. Wie kommt es zu der erstaunlichen Vorverschiebung?
Mayr: Wir wollen einfach loslaufen, um sofort Feedback von den Lesern bekommen. Unser Produkt ist ja noch nicht ganz fertig. Und das Team brennt, wir können gar nicht so schnell produzieren, wie wir Ideen haben.
Watson.de bewegt sich in einem scharfen Konkurrenzumfeld, denkt man an Ze.tt oder auch Vice.com. Was werden Sie anders machen als die anderen?
Mayr: Das sind alles schöne Onlinemagazine aber keine Vollprogramme. Wir haben ein vollwertiges Newsprogramm – Politik, Sport, Crime – und vor allem: Unterhaltung. Ich weiß, bei anderen Portalen hat man Angst vor diesem Begriff. Bei uns gehört das explizit dazu.
Sie selbst haben in diesem Markt schon etliche Erfahrungen gemacht, Sie kommen von Bento.de, dem Jugend-Ableger von Spiegel Online. Dort wurde vor nicht allzu langer Zeit ein Malbuch für Erwachsene auf der re:publica verteilt. Mit welchen erstaunlichen Aktionen ist demnächst bei Watson.de zu rechnen?
Mayr: Nice try. Ich werde einen Teufel tun und Ihnen das jetzt verraten. Aber schauen Sie doch bei unserem re:publica-Panel „Memes als Nachrichtenfaktor“ vorbei. Ich stelle Ihnen dann auch gerne Marius „Unterhaltungsgott“ Notter persönlich vor.
Viele Web-Angebote für junge Zielgruppen werden sicherlich nicht ganz zufällig von Frauen geführt. Inwiefern zielen Sie auf junge Leserinnen, die vielleicht bislang eher zu Frauenzeitschriften gegriffen haben?
Mayr: Wollen Sie diese Frage nicht noch mal überdenken? Stark wäre es übrigens, wenn Sie die Frage anschließend nicht rausstreichen. (Anmerkung der Redaktion: wir sehen keinen Grund dazu)
Mussten Sie eigentlich lachen, als Böhmermann vor etlichen Woche Bento.de hochgenommen hat?
Mayr: Ich fand ein, zwei Stellen sehr unterhaltsam, den Graf Zahl zum Beispiel. Sich auf Äußerlichkeiten und Native Ads zu stürzen, fand ich ein bisschen schal und bequem. Jeder, der verfolgt, was die Redaktion leistet, wird schnell feststellen, dass da guter Journalismus drinsteckt.
Interview: dh
Foto: Ströer