Harry’s Einwurf: Preis-Wirrwarr bei Funkes E-Papers

Der langjährige Hamburger Medienberater Harry Weiland (Casestudies.biz) ärgert sich in einem Clap-Gastbeitrag über die schwer nachzuvollziehnde Preisgestaltung beim „Hamburger Abendblatt“:

Ein Produkt – verschiedene Preise, in Zeiten des Dynamic Pricing nichts Ungewöhnliches, aber müssen es gleich 130 Prozent sein? Da kommt man sich schon ein wenig komisch vor, vor allem, wenn man zunächst die 130 Prozent teurere Variante bezahlt. Das E-Paper des Hamburger Abendblatt (Funke) kostet 22,99 Euro pro Monat – sofern man es beim Verlag einkauft. Loggt man sich aber aus der Tablet-App einmal aus, kommt plötzlich ein Monatspreis von 9,99 Euro zum Vorschein. Ungläubiges Augenreiben.

Anruf beim Callcenter, in der Hoffnung auf eine kundenorientierte Aufklärung über derlei Preis-Gymnastik. Für 9,99 Euro bekomme man nur Zugang zur News-App, nicht zum E-Paper, erzählt der Fernberater. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder irrlichtert die studentische Aushilfskraft am anderen Ende der Leitung selbst durch den digitalen Angebots-Dschungel seines Arbeitgebers („Digital komplett“, „E-Paper“, „News-App“…) oder sie hat den Auftrag, die Kunden anzuschwindeln. Auf jeden Fall erzählt der Mann Unsinn. Funke will für das Abendblatt-E-Paper auf der Website 22,99 Euro, in der App 9,99 Euro. „Einführungspreis“, heißt es dort. (Gefühlt gibt es die App dort schon sehr lange.)

Die Website schweigt sich über den nicht einmal halb so hohen Einführungspreis aus. Also flugs gekündigt und das gleiche Produkt auf anderem Wege neu bestellt – und 156,98 Euro „gespart“. Ach ja, dass Funke die Kündigung mit (drei) identischen Schreiben bestätigt, sehen wir jetzt mal nach und dass am Tag der Kündigung ein Angebot kam, das zwischen dem App-Preis und dem offiziellen Höchstpreis lag, verwunderte dann auch nicht mehr.

 
P.S. Für mein jährliches 156,98-Euro-Geschenk an Funke habe ich mich übrigens gerächt. Wer den nicht mal halb so hohen „Einführungspreis“ in der App entrichtet, zahlt mit Google Play und spendet also noch 30 Prozent der Summe an jenes wohltätige Unternehmen in Mountain View.

Text und Bild: Harry Weiland