Weggang bei Medweth: Exklusiv-Interview mit Marie-Christine Dreyfus

So schnell kann es gehen im Mediengeschäft: Im letzten Jahr noch kaum vorstellbar, ist nunmehr die Frauenzeitschrift „Jolie“ im Juni zu Klambt nach Hamburg umgezogen. Und „Madame“ ist ja schon länger bei der Bauer Media Group in München untergekommen. Was noch nicht bekannt war – die verbliebenen Medweth-Mitarbeiter sind nach Clap-Informationen umgezogen. Vom Standort in der Leonrodstraße ging es nach Neuhausen in ein leer stehendes Stockwerk des ProSiebenSat.1-Unternehmens Stylight.

In diesem Zuge wird Vision Media als Zeitschrifteneinheit der Media Group Medweth nicht mehr länger benötigt, die Geschäftsführerin Marie-Christine Dreyfus verlässt das Unternehmen. Frances Evans übernimmt einen großen Teil ihrer Aufgaben. Wir trafen Dreyfus für das gedruckte „Clap Magazin“ für ein Interview kurz vor ihrem Weggang. Darin spricht sie über bestimmte Gepflogenheiten in der Verlagsbranche. Zum Beispiel darüber, wie schwer es ist, als Quereinsteigerin in der Szene Gehör zu finden. Ungewohnte Töne. Einen Auszug aus dem Gespräch lesen Sie exklusiv hier: 

Hinter Ihnen liegt keine einfache Zeit. Der Verkauf von Magazinen, der Umzug in ein neues Verlagsgebäude und für Sie persönlich die Abgabe der Geschäftsführung der Vision Media und des Madame Verlags. Wie sind Sie damit zu Recht gekommen?

Glücklicherweise betrifft die schwierige Zeit nur das letzte Jahr. Seit rund fünf Wochen sind die meisten Themen geordnet, die Marken sauber übergeben. Der größte emotionale Stress ist nun vorbei und ich kann mich auf den nächsten beruflichen Abschnitt vorbereiten. Aber der Ausblick auf eine Auszeit hat mir sicherlich durch diese fordernden Monate geholfen. Das und die enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinem Verleger und meinen Teams.

Wie lange sind Sie noch im Unternehmen?

Ich werde alle meine Geschäftsführungspositionen zum 31. Juli 2018 abgeben.

Sie kehren also zurück in die Schweiz, wo sie zuvor bereits in Bern fünf Jahre lang für das führende Mobilfunkunternehmen gearbeitet haben?

Ich bin ja mit einem Baseler verheiratet. Insofern war mit Verleger Christian Medweth ohnehin verabredet, dass ich nur für eine begrenzte Zeit in München leben und arbeiten werde. Mein Lebensmittelpunkt ist schon seit meinem Studium in der Schweiz und somit war München für mich eine Art „Auslandsaufenthalt“.

Geht es also wieder zurück nach Basel?

Nein, unser Ziel wird dieses Mal Zürich sein.

Eine teure und attraktive Stadt. Das bedeutet, Sie lassen das deutsche Mediengeschäft erstmal hinter sich.

Ja, so ist vorerst der Plan.

Hängt es auch damit zusammen, dass Sie nun erstmal etwas Abstand gewinnen wollen von der deutschen Verlagsbranche?

Ich habe das, was ich getan habe, äußerst gerne gemacht und mich sehr mit unseren Marken identifiziert. Der Verkauf war der richtige Weg, aber ich würde jetzt nicht einfach mit anderen Marken weiterarbeiten wollen. Es war ein sehr bewusster Entscheid, nach München zu ziehen und diesen Verlag mit genau diesen Marken zu führen. Jetzt muss ich erst einmal überlegen, wohin bzw. in welche Branche es mich zukünftig zieht. Auch dafür werde ich meine berufliche Auszeit nutzen. Ich bin ja, wie Sie wissen, auch kein typisches Verlagsgewächs…

Was fällt einem dann so auf, wenn man als Schweizer Quereinsteiger hierher kommt?

Das die Verlagsbranche sehr familiär ist. Das fast alle in irgendeiner Form miteinander verbandelt sind und meistens eine gemeinsame Geschichte haben. Es fällt auf, dass sich die beruflichen Lebensläufe sehr ähneln. Unterschiede finden sich meistens nur in der inhaltlichen Reihenfolge der jeweiligen Stationen. Die Meisten, die ich im Businesskontext kennengelernt habe, sind seit jeher im Verlag und haben in fast allen Großverlagen gearbeitet. Das hat den Vorteil, dass viele nicht öffentliche Informationen so in Windeseile ausgetauscht werden.

Empfanden sie das bei wichtigen Treffen als Nachteil, dass Sie keine „Geschichte“ hatten?

Nein, persönlich eigentlich nicht. Auf jeden Fall nicht wissentlich. Aber ich habe schon einige Zeit gebraucht, bis ich das Gefühl hatte, ein wenig dazu zu gehören.

Interview: Daniel Häuser

Foto: Alexander von Spreti