Die Zeiten sind hart und versprechen hart zu bleiben. Da tut Beratung not. Es ist nicht so lange her, da galten die deutschen Verlage als absolut beratungsresistent. Als Berater hielt man sich tunlichst in sicherer Entfernung auf. Doch die Zeiten ändern sich. Heute geben sich Berater jeder Couleur die Verlags-Klinken in die Hände. Falls Sie zufällig Verleger sind und noch nicht beraten wurden, hier eine kurze Anleitung.
Es gibt vier Sorten von Beratern. Da das Ergebnis je nach Beratertyp stets vorhersehbar ist, wählen Sie Ihren Berater einfach nach dem erwünschten Ergebnis aus.
1. Fachkundige Berater, die sich im Verlagswesen auskennen. Lassen Sie bloß die Finger von ihnen. Die wollen womöglich, dass Sie in die Zukunft investieren.
2. Berater „BWL“. Keine Ahnung von Verlagen, geschweige denn vom Verlegen. Wenn Sie davon ebenso wenig Ahnung haben, werden Sie sich in ihren Händen wohlfühlen.
3. Professionelle Beratungsunternehmen mit zwei bis drei Buchstaben. Sparen locker 20 Prozent Ihrer Kosten ein, am liebsten beim völlig überteuerten Redaktionspersonal. Wenn Sie ohnehin nur eine Legitimation für Personalkürzungen suchten, sind Sie hier goldrichtig.
4. Alt-Verleger mit Sohn/Tochter als Gründer eines Digital-Start-ups – das kongeniale Beratungsgespann (muss leider erst noch erfunden werden).
Sie können sich die ganze Beraterei auch sparen, indem Sie diesem Rat folgen: Wenn sie jemals Verleger waren, bleiben Sie einer mit Haut und Haaren. Lesen Sie jeden Morgen in „Medien – die vierte Gewalt?“. Handeln – nicht reden – Sie, als seien Sie sich Ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Geben Sie sich mit einstelligen Renditen zufrieden. Und hören Sie auf zu lamentieren. Machen Sie einfach Ihren Job: Ihre Zeitung, Ihre Zeitschrift. Nicht reden, machen.
Foto: Alexander von Spreti
(Die Kolumne stammt aus der aktuellen Clap-Ausgabe 51. Zum Heft geht’s hier lang.)