Eine Woche ist es her, dass in Hamburg die Steine durch die Luft flogen. Noch immer aber ist der Gipfel in Medienkreisen ein großes Gesprächsthema, wenn nicht sogar das Gesprächsthema. Ein Grund liegt auf der Hand: nicht wenige mussten am vergangenen Freitag und vielleicht sogar am Donnerstag ihre Büroräume komplett schließen und das kostet natürlich was. Clap hat sich da einen Überblick verschafft: so stand beispielsweise im Headquarter der Agentur Pilot eigentlich ein Boardmeeting mit etlichen Entscheidungen an. Wegen der Gefahrenlage wurde erst kurzfristig entschieden, dass die Agentur im Zentrum der Stadt an diesem Tag nicht öffnen kann. Da ist dann so Einiges liegen geblieben.
In noch einem viel größeren Maßstab betraf das auch die Bauer Media Group. Rund 1700 Mitarbeitern wurde zwangsweise Sonderurlaub gegeben. Nur diejenigen, die unbedingt kommen mussten, kämpften sich durch die Sicherheitszone in die Hamburger Burchardstraße. Einfach im Home-Office arbeiten war für etliche Mitarbeiter auch gar nicht möglich, denn ein Intranet ist naturgemäß auf einen so außergewöhnlichen Zustrom gar nicht vorbereitet. Ähnliches Bild beim benachbarten Verlag Gruner + Jahr, Gipfel-frei für 2000 Mitarbeiter, nur die wenigsten sollten an diesem Tag kommen.
Eine aktuell arbeitendes Medienunternehmen, wie der Spiegel Verlag, musste dagegen improvisieren. Neben dem Spiegel-Haus waren mehrere Ausweichquartiere organisiert, damit Leser und Nutzer auch dann aktuell hätten informiert werden können, wenn es wegen der Demonstrationen schwer geworden wäre, das Gebäude in der HafenCity zu erreichen. Ein nicht gerade billiges Manöver. Darüber hinaus sollten diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Redaktion, Dokumentation und Verlag, die am Freitag nicht unbedingt im Headquarter gebraucht wurden, im Home-Office arbeiten oder Sonderurlaub nehmen, heißt es aus dem Verlag.
Auch die Agentur Jung von Matt hat hunderten Mitarbeitern freigegeben. Kein Wunder, der Stammsitz des Agenturgründers Jean Remy von Matt liegt nicht unweit vom Schanzenviertel. In der zentrumsnahen Hamburger ABC-Straße sind die Medienunternehmen von Funke und Springer untergebracht. Auch hier arbeitete nur ein kleines Team.
Die Hamburger Dependance von Google hatte sich im Vorfeld natürlich auch Gedanken gemacht. In der Überlegung soll gewesen sein, das Logo des Unternehmens abzudecken. Demonstranten könnten ja auf die Idee kommen, den Suchmaschinenriesen als Sinnbild des Kapitalismus zu identifizieren.
Dazu kam es zum Glück nicht. Die Gebäude der Medienunternehmen sind zwar größtenteils unbeschädigt geblieben. Der Ausfallbetrag von tausenden Mitarbeitern an einem Tag ist zwar schwer zu beziffern, dürfte aber teuer gewesen sein. (Daniel Häuser)