„Focus“ feiert richtig groß – mit Burda-Schneider-Interview

Endlich lässt Burdas „Focus“ mal wieder was von sich hören und sei es „nur“ zum nunmehr 25. Geburtstag des Heftes. Die vergangenen Jahre und insbesondere der Umzug waren nicht einfach. Doch letzterer ist mittlerweile am Berliner Potsdamer Platz in trockenen Tüchern und nicht nur deshalb darf die groß angelegte Feier beim Jubiläumsheft (Copy-Preis nur 1 Euro, über 800.000 gedruckte Exemplare) durchaus auch als ein kleiner Neustart verstanden werden. Das gilt insbesondere auch für Chefredakteur Robert Schneider, der die Geschäfte nach außen hin bislang eher zurückhaltend führte. In den kommenden Wochen und Monaten könnte sich das aber deutlich ändern.

Der neue Angriff von „Focus“ ist Chefsache. Das lässt sich schon daran ablesen, dass Schneider mit Verleger Hubert Burda im Heft ein großes Interview über den historischen Moment der Geburt von „Focus“ führen konnte. Ja, für Burda selbst ist das Heft keine Nebensächlichkeit. Wer allerdings beim Jubiläum eher nicht so stark im Mittelpunkt steht ist Helmut Markwort. Besonders der Gründungschefredakteur hatte mit seinen markigen Sprüchen („Fakten, Fakten, Fakten. Und immer an die Leser denken“) zu einer Unverwechselbarkeit des Heftes beigetragen, die bis heute nachklingt.

Doch das „Fakten-Heft“ ist Vergangenheit. Und „Focus“ blickt in der morgigen Ausgabe lieber in die Zukunft: „Wer sind die 25 Menschen, die uns in den nächsten 25 Jahren bewegen werden?“, fragt das Magazin. Ein Hinweis darauf, dass mit dem Heft auch noch ein weiteres Vierteljahrhundert zu rechnen ist.

Bei „Clap“ gibt es exklusiv einen Auszug aus dem morgen erscheinenden Interview mit Hubert Burda und Robert Schneider.

Schneider: Herr Dr. Burda, vor uns liegt die erste Ausgabe von „Focus“, erschienen am Montag, dem 18. Januar 1993. Zwei Tage später war das Heft bereits ausverkauft. Welche Gefühle löst diese historische Ausgabe heute in Ihnen aus? 

Hubert Burda: Dass „Focus“ein Erfolg wird, war eigentlich schon drei bis vier Stunden nach Erscheinen klar. Wir hatten einen Nerv getroffen. Deutschland brauche kein zweites Nachrichtenmagazin, hieß es ja damals aus Hamburg. Aber die Deutschen antworteten am Kiosk: Ja, wir wollen ein neues, ein modernes Nachrichtenmagazin! Und „Focus“ startete durch – um die 500 000 verkaufte Hefte Ende 1993. Im Frühjahr 1994 verdienten wir bereits Geld und konnten Investitionen zurückzahlen.

Schneider: Eine einzigartige Erfolgsgeschichte…

Hubert Burda: Absolut, die Wetten, ob wir erfolgreich sein würden, standen damals 1:99 für den Misserfolg, selbst im eigenen Haus. Helmut Markwort und ich waren die einzigen, die an das Konzept glaubten. Ich, weil ich wusste, dass die neuen Technologien ganz andere Redaktionsschlusszeiten ermöglichten, eine neue Aktualität und ein neues Design. Und Markwort, weil er spürte, dass es eine neue Generation von Journalisten und Lesern gab, die den „Spiegel“ zwar in Ordnung fanden, aber in „Focus“ eine publizistische Alternative sahen. Denn durch die digitale Revolution wurden viele Themen der traditionellen Linken, wie beispielsweise der Besitz der Produktionsmittel, obsolet. Mit „Focus“ schauten wir positiv auf Wirtschaft, Wachstum und Zukunft – da hat sich bis 2018 nichts geändert.

Sie sprachen die neuen technischen Möglichkeiten an. FOCUS war eines der ersten Magazine, das von „Computer to Plate“ produzierte, das Heft ging also digital von der Redaktion in die Druckerei.

Ja, neue Technologien elektrisierten mich zu dieser Zeit sehr, und sie bewegen mich auch heute. Anfang 1991, als ich mit Rupert Murdoch in Ost-Berlin die SUPER!-Zeitung gründete, fragte ich eines Abends, als ich den dichten Verkehr auf der früheren Stalin-Allee sah, einen englischen Techniker, wie wir denn bloß all unsere Artikel und Fotos pünktlich in die Druckerei bekommen sollen – und er antwortete: „Through this box“ und deutete auf ein kleines ISDN-Modem.

 

Und was hat das mit FOCUS zu tun?

In diesem Moment wurde mir klar, dass Zeitungen zukünftig anders hergestellt werden würden und dass nur noch der Zylinder und die Druckplatte die letzten Schnittstellen zur Gutenberg-Analogie der Zeitungsseite waren. Helmut Markwort übernahm die neue Form des Desktop-Publishings von „SUPER!“ für den FOCUS. Und die Menschen spürten, dass da was Neues ist.

Text: dh

Foto: Burda