Desired-Chefin Jungbluth kritisiert Kommerzialisierung des Weltfrauentags

In diesem Jahr hat Berlin den 8. März als erstes Bundesland zum Feiertag erklärt. In der Hauptstadt sitzen auch die Macher des digitalen Frauenmagazins „Desired„, die ihre Website heute zu diesem Anlass umgestaltet haben. Am neuen Feiertag stört Desired-Chefredakteurin Nadine Jungbluth, die seit Ende 2018 beim Ströer Portal Chefredakteurin ist, aber so einiges. Vor allem ärgert sie die Kommerzialisierung, die sie auf den Berliner Straßen beobachtet hat. Was sie genau stört, hat sie in einem Kommentar hier aufgeschrieben.

 

„In unserer Desired-Redaktion wurde in den letzten Wochen viel über den Weltfrauentag diskutiert – nicht zuletzt, weil wir in Berlin sitzen und uns nun über einen zusätzlichen Feiertag freuen können. Ziemlich einstimmig wurde unter den Redakteurinnen festgestellt, dass uns die zunehmende Kommerzialisierung dieses Feiertags missfällt. Gerade in den Großstädten ist der Weltfrauentag seit einigen Jahren in aller Munde. Feminismus ist ‚hip‘, der Frauentag passt da wunderbar ins Konzept.

Kaufhäuser und Supermärkte verteilen Rosen an ihre Kundinnen, Online-Shops locken mit Sonderangeboten zum Weltfrauentag und PR- und Marketingagenturen übertreffen sich mit ‚gewitzten‘ Frauentags-Aktionen für ihre Kunden. Plötzlich spricht man überall von ’starken Frauen‘, holt sich weibliche Testimonials ins Boot, die medienwirksam in die Kamera lächeln und von Frauenpower schwärmen. Da stellt McDonald‘s sein goldenes ‚M‘ auf den Kopf und macht es spontan zu einem ‚W‘ und Rossmann tauft seine Filiale für einen Tag in ‚Rossfrau‘ um. Leisten diese Aktionen wirklich einen Beitrag zu mehr Gleichberechtigung auf der Welt? Wohl kaum. Aber viele Marketingagenturen sehen den Weltfrauentag als willkommene Chance für mediale Aufmerksamkeit.

Natürlich ist es gut und ein erster Schritt in die richtige Richtung, wenn über das Thema überhaupt gesprochen wird. Aber was bringt uns ein Tag im Jahr, wenn an 364 Tagen Frauen weltweit immer noch unterdrückt werden und schlechter gestellt sind als Männer? Wäre das Geld, statt in Rosen und Marketingaktionen, nicht besser investiert in Hilfsprojekte, die sich zum Beispiel für die Bildung und Förderung von Mädchen und Frauen einsetzen?

Generell finde ich es gut, dem Weltfrauentag mehr Aufmerksamkeit zu schenken – ihn sogar zum Feiertag zu machen. Aber nicht, um die Frau zu feiern, zu beschenken oder in den Himmel zu loben. Wir brauchen keinen weiteren kommerzialisierten Feiertag – davon gibt es mit Weihnachten, Valentinstag, Muttertag etc. schon genug. Vielmehr sollte der Tag dazu da sein, auf bestehende Missstände aufmerksam zu machen, über Probleme zielführend zu diskutieren und als Gesellschaft gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Der Weltfrauentag soll nicht die Frau feiern, sondern eine Welt, in der alle Menschen die gleichen Rechte und die gleichen Chancen haben.

Das Frauen- und Lifestyleportal Desired.de hat genau aus diesem Grund ein redaktionelles Themenspecial zusammengestellt, das sich mit Themen zu Gleichberechtigung in Job und Alltag beschäftig. Teil des Themenspecials ist auch ein selbstproduziertes Video, welches unter dem Hashtag #RightsNotRoses auf der Website ausgespielt wird. Unser Ziel dabei ist es, eben genau auf diesen ernsten und wichtigen Hintergrund des Internationalen Frauentags aufmerksam zu machen.“

 

 
 
Foto: Felix Kayser