„Focus“ und Fleischhauer: kurzer Draht nach Berlin

Das war sicherlich eines der spannendsten Personalien der letzten Wochen: der langjährige „Spiegel“-Mann Jan Fleischhauer geht zu „Focus“. So einen prominenten Neuzugang hat das Nachrichtenmagazin schon lange nicht mehr vermelden können. Doch was wird Fleischhauer beim Berliner Magazin bewirken können? 

Ab August 2019 soll es für den gebürtigen Hamburger auf jeden Fall schon losgehen. Ein fliegender Wechsel. Bei „Spiegel Online“ wird er wohl noch im Juni eine letzte Kolumne schreiben. „Man muss sich ja von den Lesern irgendwie verabschieden“, so Fleischhauer zu Clap. Nach einem Urlaub steht er dann „Focus“-Chefredakteur Robert Schneider zur Verfügung, den er dem Vernehmen nach auch gut kennt. 

Er wird „unter anderem als Kolumnist tätig sein“, hieß es bei Burda bei der Verkündung. Doch vielleicht läuft noch viel mehr bei der neuen Partnerschaft. Geplant ist nämlich ein enger Austausch mit Berlin, an den Redaktionssitzungen wird Fleischhauer regelmäßig teilnehmen. Und so wird er sicherlich auch mitbestimmen, wie es beim „Focus“ redaktionell weitergeht. Hilfreich: Das Netzwerk von Fleischhauer dürfte durch seine 30 Jahre lange Tätigkeit beim „Spiegel“ auch nicht gerade klein sein.

Vielleicht könnte der gebürtige Hamburger auch noch den ein oder anderen bekannten Medienmann für „Focus“ etwa als Gastschreiber gewinnen. Dort fehlen ein wenig die ganz prominenten Namen im Heft und im Impressum. Und beim „Spiegel“ gehen augenscheinlich gerade etliche bekannte Akteure. „Der Kritiker“ Georg Diez verkündete vor kurzem seinen Abschied. Und auch Fleischhauers „Kolumnen-Kompagnon“, Jakob Augstein, hatte überraschend vor einigen Wochen seinen Abschied verkündet.

Mit der Verpflichtung von Fleischhauer gewinnt der „Focus“ automatisch an Profil. Das steckt womöglich hinter den Überlegungen der Burda-Manager. Ein wenig überraschend aber ist es schon – es ist so, als würde Robert Lewandowski in der nächsten Saison von den Bayern zu Borussia Dortmund oder RB Leipzig wechseln. 

Fleischhauers Wechsel zu „Focus“ stehe auch für eine „offensivere Social Media-Strategie des Verlags“, stand in der Pressemitteilung. Knapp 120.000 Follower mutmaßlich hochwertige Follower bei Twitter kann der Hamburger für diese Strategie einbringen. Unter seinen Kolumnen fanden sich oft auch die meisten User-Kommentare bei Spiegel Online. Mit Fleischhauer soll „Focus“ also wieder stärker ins Gespräch gebracht werden. Welche Strategie sich die Burda-Leute dazu konkret ausgedacht haben werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. (dh)

Foto: Alexander von Spreti