Kommentar: Dunja Hayalis fragwürdiges Comeback beim Heute Journal

Und plötzlich empfängt sie höchste ZDF-Weihen im News-Bereich: Ab dem 20. Februar darf Dunja Hayali das Moderationsteam des „heute journals“ verstärken. Sie soll „künftig rund 40-mal im Jahr durch die Sendung führen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Mainzer Rundfunkanstalt. Das Nachrichten-Flaggschiff brauche „die besten Köpfe – mit höchster journalistischer Erfahrung, Kompetenz und Unabhängigkeit“, begründet ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten die Wahl. Letzteres jedoch steht bei Hayali in Frage.

Der Mensch vergisst schnell, der Medienmensch offenbar noch schneller, jedenfalls mit Blick auf die eigenen Leute. Im Sommer 2018 hatte das NDR-Magazin „Zapp“ kritisch über die Vielzahl teils umstrittener Nebentätigkeiten von Hayali berichtet. In jener Zeit schien sich die Frau mit der hohen Moral für keinen bezahlten PR-Job zu schade zu sein, legte sich unter anderem für Novartis, Amazon und BMW, Beamtenbund, Automatenwirtschaft und Stahlindustrie sowie den Deutschen Handelskongress ins Geschirr.

Immens war die mediale Empörung damals. Hayali verliere mit diesen Engagements ihre Unschuld als Journalistin, mahnten Kritiker an. Selbst wenn sie ihr Honorar wie im Fall der Deutschen Automatenwirtschaft anschließend spendet: Als ein festes Mitglied im Bühnen-Ensemble der Wirtschaft war sie für seriösen Journalismus fragwürdig geworden. Dass Hayali seit August 2018 zum Moderatorenstamm des „aktuellen Sportstudios“ zählt – geschenkt: unabhängiger Journalismus wird hier oft anders interpretiert.

Der 48-Jährigen nun jedoch mit der Hauptmoderation des „heute journals“ die Deutungshoheit über die Lage im Land und in der Welt zuzugestehen, muss irritieren. Bei dem Format begann Hayalis TV-Aufstieg: Als Co-Moderatorin las sie zwischen 2007 und 2010 die News vom Teleprompter ab. Offenbar ist die „richtige“ Haltung (auch) beim ZDF Voraussetzung für erfolgreiche Karrierewege. Migration, Toleranz und Diversität sind Themen, mit denen die Wahl-Berlinerin öffentlich immer wieder in Erscheinung tritt.

Das ist ehrenwert und sollte doch Privatsache bleiben. Es gerade als Medienmensch ganz bewusst mit dem beruflichen Wirken zu vermischen, trägt Züge von Aktivismus. Schon machen Teile des Publikums ihrem Unmut über die Berufung Hayalis für das „heute journal“ Luft, so auf „Spiegel Online“; der Überhang negativer Kommentare zur Personalie ist augenfällig. Hayali sei als Journalistin nicht geeignet, so eine Meinung. Für sie stehe Belehrung viel zu sehr im Vordergrund, so eine andere.

Darüber kann man natürlich verschiedener Meinung sein. Dass die „MoMa“-Moderatorin sich aber ungeniert als PR-Dienstleister für Industrie-Events hergibt, lässt allerdings nach wie vor an ihrem journalistischen Profil zweifeln. Dies umso mehr, als sie die Aufregung scheinbar nicht wirklich versteht: Ob als News-Anchor oder auf Veranstaltungen – hier wie da steht sie für „kritischen Journalismus“. Auf der Website zum Deutschen Handelskongress Ende 2022 in Berlin wird neben Programm und Referenten auch die Moderation benannt: Durch die beiden Veranstaltungstage führte – Dunja Hayali.

Kommentar: Bijan Peymani

Foto: ZDF/ Jens Koch