Wichmann, Otto und der Star Trooper

Apple, Amazon und Alphabet enttäuschten gestern Nacht überraschend bei den Quartalsergebnissen. Aus Triple A wurde so für den Moment mal Triple B. Womit wir schon bei Bertelsmann wären. Leider reißen hier die schlechten Nachrichten nicht wirklich ab. Immerhin will das Gütersloher-Führungsteam am kommenden Dienstag nun endlich konkretere Antworten hinsichtlich der G+J-Zeitschriftentitel liefern, nachdem die Hamburger Mannschaft kommunikativ, mit Ausnahme eines fragwürdigen Dementis Ende vergangenen Jahres, in vielerlei Hinsicht mit den Marktgerüchten allein gelassen wurde.

Die ganze Medienbranche diskutiert hitzig darüber, was nun kommen könnte. Und da ist es auch nicht hilfreich, wenn sich im Fahrwasser der Spekulationen nun ein bislang fast unbekanntes Medienunternehmen ins Rampenlicht rückt. Per Pressemitteilung nebst schickem Foto verschickte gestern die Star Trooper AG den Wunsch, G+J-Zeitschriftentitel zu übernehmen. Ein ungewöhnlicher Vorgang, der irritiert. Wenn es so weiter geht schreibt bald jeder Verlag ein paar Titel auf eine öffentlichkeitswirksame Wunschliste.

Der frühere „Stern“-Chefredakteur und heutige Chef der Looping Group, Dominik Wichmann, ist genau davon genervt: „Wenn ich sehe und lese, wer sich da gerade alles bemüßigt fühlt, seinen Senf dazuzugeben, dann will ich lieber ganz und gar nix sagen. Das ganze verlegerische Drama macht einen inzwischen ja ohnehin mehr sprachlos als redselig.“

Wer etwas sagen möchte ist allerdings der frühere G+J-Kommunikator Kurt Otto, der sich in dieser Funktion vor über zehn Jahren einen Kultstatus erarbeitet hatte. Der Pensionär meldete sich aus dem kleinen Örtchen Stade zu der laufenden Disukussion. Er ärgert sich über die anonymen Äußerungen der Ex-Führungskräfte am Baumwall und meint damit konkret die Veröffentlichung im „Hamburger Abendblatt“ in der vergangenen Woche.

Otto sagt so ganz und gar nicht Sprecher-mäßig zu Clap: „Was sind das für Weicheicher, die sich mit ihrer kritischen Haltung den Bertelsmännern gegenüber öffentlich ins Anonyme flüchten? Haben die vielleicht Schiss, dass ihnen der Bertelsmann-Rabe ein Auge ihrer noch üppigen Betriebspensionen aushacken könnte oder sie künftig vielleicht als ‚persona non grata‘ nicht mehr zu schwelgenden gesellschaftlichen Events nach Gütersloh eingeladen werden? Vorbilder sehen anders aus: Sie geben Spöttern Recht, dass aus dem von den Ex-G+J-Vorständen hochgelobte ‚Haus der Inhalte‘ ein ‚Haus der Hinterhalte‘ wurde.“

Die Printbranche leidet jedenfalls mehr oder weniger an der derzeitigen Situation und deswegen wird auch immer wieder die Frage gestellt, was nun eigentlich mit dem zuletzt stark kritisierten Bertelsmann-Chef Thomas Rabe passiert, der eigentlich ein Haus der Champions aufbauen wollte und kein Haus der Loser. Geht er oder bleibt er? Da gehen die Meinungen in der Branche doch weit auseinander. Clap hat sich jedenfalls ein Dementi hinsichtlich des kolportierten Abgangs aus Gütersloh abgeholt. Dort heißt es: „Das ist nicht korrekt und entbehrt jeder Grundlage.“

Übrigens: Im Jahr 2010 gab es ja schon einmal lang anhaltende Gerüchte, wonach Bertelsmann die Zeitschriftensparte abstoßen will nach ein paar durchwachsenen Jahren. Damals sprach der der damalige Chef Hartmut Ostrowski ein Machtwort. Und sagte letztlich: „Wir werden Gruner + Jahr behalten“. Wer weiß, der öffentliche Druck ist ja nun hoch geworden, vielleicht macht das ja Rabe am Dienstag in ähnlicher Manier. Aber – alles ist möglich. Es könnte auch in eine völlig andere Richtung gehen, schließlich ist die Lage im Printbereich mittlerweile auch eine komplett andere. (dh)

Foto: Star Troopers AG, Bertelsmann, Twitter, G+J