Die Stimmung ist derzeit nicht sonderlich gut in deutschen Medienhäusern, was sicherlich auch an den vielerorts anstehenden Entlassungen liegen könnte. Umso mehr überrascht die Score Media Group, die vor kurzem bei dem Arbeitgeberbewertungsportal Kununu als Top Company ausgezeichnet wurde. Tatsächlich gibt es aber von den Score Media-Angestellten, die im Süddeutschen Verlag in der Münchner Hultschiner Straße 8 untergebracht sind, derzeit fast nur lobenswerte Stimmen. Das war vor Jahren noch völlig anders. Wir sprachen mit Score Media-Geschäftsführer Carsten Dorn darüber, wie die Motivation der Mitarbeiter trotz der schwerigen Gesamtlage auf einem gutem Level gehalten werden kann.
Bei dem Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu sind Sie vor kurzem als „Top Company 2023“ ausgezeichnet worden und damit als beliebter Arbeitgeber. Vor ein paar Jahren lasen sich die Bewertungen bei der Score Media Group noch völlig anders, ihr Unternehmen war da eher auf den hinteren Rängen gelistet: „Man braucht ein dickes Fell und hält es dennoch nur schwer aus. Ich beneide jeden Mitarbeiter, der geht“, hieß es beispielsweise bei einem Kommentar. Worauf führen Sie diese deutliche Änderung bei den Kommentaren zurück?
Dorn: Man darf nicht vergessen, Score Media wurde ja erst 2016 von mehr als 20 regionalen Verlagshäusern als nationale Vermarktungsplattform gegründet wurde und war quasi ein Start-up. Es gab zwar von Anfang an Umsätze und Geschäft, aber ansonsten musste alles, wirklich alles von heute auf morgen aufgebaut werden – im laufenden Betrieb. Wir hatten keine Standorte, keine Büros, keine Kaffeemaschine, keinen Drucker, keine Liste der von uns vermarkteten Titel, keine Strukturen und keine Prozesse, kein Team, aber dafür lauter neue Mitarbeiter*innen, die sich auch nicht kannten. In diesen Anfangsjahren lagen die Prioritäten einfach woanders und die Perspektive „Score als Arbeitgeber“ ist das ein oder andere mal zu kurz gekommen – was völlig normal ist. Das musste sich alles erst finden.
Bei Kununu steht nun meistens bei den Kommentaren etwas völlig anderes. Zum Beispiel: „Ich kenne kaum ein Unternehmen, was mehr Freiheiten bietet, als die Score Media Group. Mobile Office, Rücksicht auf familiäre und private Situationen.“ Was haben Sie in den vergangenen Jahren verändert, was es vorher nicht gab? Haben die Mitarbeiter jetzt mehr Freiheiten als früher?
Dorn: Freiheiten wie beispielsweise mobiles Arbeiten gab es bei Score Media schon immer. Wir haben uns allerdings schon vor Jahren ganz bewusst dazu entschieden, die Mitarbeiter*innen und das Team, in den Mittelpunkt zu stellen. Was uns sicher von vielen Unternehmen unterscheidet und besonders macht, ist die Transparenz. Wir setzen auf ein Höchstmaß an Transparenz und das bei allen Themen und für alle Mitarbeiter*innen. Über alle relevanten Themen – auch strategische – weiß das Team von Anfang an Bescheid und wird darüber informiert. Das ist uns extrem wichtig. Diese Transparenz schafft Vertrauen und wird belohnt. Bis sich das dann auf Bewertungsplattformen wie kununu widerspiegelt dauert einfach.
Dieser vertrauensvolle Umgang zieht sich wie ein roter Faden durch das Unternehmen und reicht vom mobilen Arbeiten bis eben hin zur Rücksichtnahme bei persönlichen Ausnahmensituationen. Ansonsten haben wir ehrlich gesagt gar nicht soviel geändert, entscheidend ist wirklich der offene Umgange miteinander und das wir einander Vertrauen. Dass das bei kununu bzw. von unseren Mitarbeitenden so belohnt wird, freut uns und zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Übrigens: wir suchen aktuell noch eine*n (Junior) Digital Campaign Manager, eine*n Sales Operations Manager sowie eine*n Digital Sales Manager und freuen uns auf Bewerbungen.
Sie waren schon bei Axel Springer Entscheider und Führungskraft. Wie würden Sie denn Ihren persönlichen Führungsstil beschreiben?
Dorn: Hmm, es ist immer schwer über sich selbst zu reden oder sich zu beschreiben. Aber ich würde mal sagen, dass der Führungsstil bei Score Media auf Vertrauen und Offenheit basiert. Wir geben Verantwortung ab und verlieren uns nicht in kleinklein und kontrollieren nicht alles. Um hier auf Ihre vorige Frage nach den Freiheiten Bezug zu nehmen: ja, indem Sinn haben unsere Mitarbeitenden sicher ein hohes Maß an Freiheit.
Haben Sie denn auch ein paar Tugenden aus Berlin mitgebracht?
Dorn: Was ich in Berlin und meiner früheren Tätigkeit wirklich gelernt und mitgenommen habe: Man kann Transformation nicht stoppen, indem man sich einfach nicht verändert und sich davor verschließt. Viel besser und auch befriedigender ist es, sich Veränderungen zu stellen, sie mitzugestalten und bei den Veränderungsprozessen ganz vorne mit dabei zu sein. Das macht mehr Spaß und führt eher zum Erfolg, als zu verharren. Dieses Credo habe ich zweifellos aus Berlin mitgenommen.
Ansonsten muss man sagen, dass derzeit viele klassische Medienunternehmen nicht so gut abschneiden auf der Plattform. Eher unterdurchschnittlich. Hängt das Ihrer Meinung nach auch zusammen mit der derzeit eher bedrückenden Stimmung in der Szene? Überall ist ja von Entlassungen die Rede.
Dorn: Es stimmt schon, die Stimmung in der Branche ist bei vielen Unternehmen nicht gerade heiter und auf mehr oder weniger anonymen Plattformen äußern sich unzufriedene Menschen generell eher als zufriedene und leeren sich mal den Kropf. Dieses Phänomen sehen wir bei vielen Plattformen, nehmen sie Restaurant- oder Hotelbewertungen. Insofern kann ich schon nachvollziehen, dass Druck und Frust aber auch Ängste auf Arbeitgeberplattformen wie kununu mal abgelassen werden.
Was kann man derzeit denn ihrer Meinung nach trotz der vielerorts schwierigeren wirtschaftlichen Lage für die Mitarbeiter tun?
Dorn: Ein vertrauensvolles Miteinander, Kommunikation, Wertschätzung und Transparenz haben grundsätzlich erst einmal nichts mit der wirtschaftlichen Lage zu tun. Das kann man immer miteinander leben. Das soll jetzt nicht arrogant klingen und ist in schwierigen Zeiten sicherlich schwerer als in guten Zeiten. Das ist wie in einer Beziehung, auch da sollte man in Krisenzeiten freundlich und vor allem offen und ehrlich zueinander sein. Und auch das gehört zur Wahrheit: Wir sind bei Score Media etwas mehr als 40 Leute, da ist es viel einfacher jeden zu erreichen und transparent zu sein als in einem großen Konzern.
Sie pendeln sehr viel. Sind immer unterwegs zwischen den verschiedenen Score Media Group-Unternehmensstandorten. Was würden Sie dann an Ihrer eigenen Work-Life-Balance gerne verbessern? Weniger unterwegs sein zum Beispiel?
Dorn: Also ich finde es ehrlich gesagt schön, wieder mehr reisen und unterwegs sein zu können als zu Coronazeiten. Wir sind eine Vermarktungsorganisation und da ist es einfach der Job, immer da zu sein, wo Kunden oder Agenturen einen sehen wollen. Ich persönlich bin sehr froh darüber, wieder viele persönliche Kundengespräche und persönliche Begegnungen zu haben, nicht zuletzt, weil es auch für das Geschäft gut ist. Insofern ist das Reisen für mich eine gute Balance. Ich bin aber nicht nur bei Kundenterminen, sondern auch gleichwohl viel an unseren Standorten in Düsseldorf oder München vor Ort oder arbeite von meiner Homebase in Berlin.
Die Auszeichnung haben Sie auch bei LinkedIn gepostet. Sind Sie da auch persönlich stolz darauf?
Dorn: Oja, natürlich bin ich da persönlich stolz drauf und freue mich vor allem sehr darüber. Wir diskutieren bei Score Media viel über Führung und verwenden viel Zeit für die Frage, wie wir zusammenarbeiten wollen und wie wir dabei erfolgreich sein können. Dabei geht es immer ganz stark um das Thema Mitarbeitende. Wenn sich das dann auszahlt und die Leute sich dann auch noch öffentlich positiv artikulieren, das freut mich ungemein und macht mich natürlich stolz. Und auch dankbar.
Interview: dh
Foto: Score Media Group