Post-Preiserhöhungen: „Unangemessen und inakzeptabel“

Diese Woche meldete sich der neue Deutsche Post-Chef, Tobias Meyer, erstmals hörbar zu Wort. Grund: Er könne die Entscheidung der Bundesnetzagentur nicht nachvollziehen, das Briefporto nicht erhöhen zu dürfen. Über einen anderen Bereich beschwerte er sich hingegen nicht. Was auch kein Wunder ist: Trotz der prekären Lage im Bereich Pressedistribution drückt die Post hier wieder durch ihre Marktmacht höhere Preise für 2024 durch. Quer über fast alle Bereiche hinweg.

Was viele Printunternehmen besonders ärgern wird bei dieser neuerlichen Preisrunde: Es gibt ab dem nächsten Jahr beispielsweise erhöhte Zuschläge für den Versand über das sogenannte Schnell-Läufer-Netz, kurz SLN. Damit werden die Presseprodukte über ein bestimmtes Post-System sicher bereits am nächsten Tag nach Lieferung zugestellt. Somit aber werden sich einige nun überlegen müssen, ob sie sich den teuren Service der Post überhaupt noch leisten können. Denn die gerade veröffentlichte Preisstruktur hat es in sich.

So gibt es noch weitere Erhöhungen bei dem Versand von Monatstiteln, Wochentiteln sowie Zeitungen. Bei den sogenannten Postvertriebsstücken geht es dabei um Preissteigerungen zwischen akzeptablen 1,4 Prozent und erstaunlich hohen 14,1 Prozent. Hier beispielsweise ein Auszug der neuen Preisliste für Monatstitel. 

Die Post begründet den Schritt übrigens mit gestiegenen Kosten, also mit der Inflation, höheren Energie- und Papierpreisen und steigenden Personalkosten. Die üblichen Gründe also. Auf jeden Fall werden mit dem harten Schritt der Post viele Medienunternehmen zu kämpfen haben, diese können die Preise nicht so einfach nach Plan erhöhen.

Die Vertragspartner aus der Medienlandschaft, die hierüber kürzlich informiert wurden, dürften über die neuerliche Entwicklung alles andere als glücklich sein. Der Inflationsdruck, den die Post weitergibt, wird auf diese abgewälzt. Womöglich haben die Bonner den Draht in die Medienlandschaft etwas verloren. Denn es müsste eigentlich unüberhörbar gewesen sein, wie belastet Verlage derzeit sind. Die Post wird mit dieser Preispolitik weitere Kunden für immer verlieren, weil die Jahr für Jahr teurer werdenden Services einfach nicht weiter bezahlt werden können. Ein Teufelskreis.

Wir haben dazu ein Statement vom Zeitschriftenverband MVFP: „Über 90 Prozent der Zeitschriftenabonnements sind auf die Zustellung durch die Post angewiesen. Aufgrund ihrer marktbeherrschenden Stellung ist es essentiell, dass die Post ihrer Verantwortung für die Presse-Distribution gerecht wird. In diesen Krisenzeiten sind Preiserhöhungen, wie sie in den letzten Jahren durchgeführt wurden, schlichtweg unangemessen und inakzeptabel. Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass laut der MVFP-Trendumfrage im Frühjahr gut jeder fünfte Verlag angab, aufgrund der unzureichenden Zustellqualität der Post Abonnements zu verlieren“, sagt eine Sprecherin des MVFP.

Wie sagte Post-Chef Meyer in seinem Statement weiter: „Mehr Wettbewerb in einem schrumpfenden Briefmarkt mit der Brechstange durchsetzen zu wollen, sei volkswirtschaftlich unsinnig.“ Und höhere Preise in einem schrumpfenden Printmarkt mit der Brechstange durchzusetzen – das macht Sinn? (dh)

Foto: DHL