BR: Schwerer Abschied vom Riemerschmid-Bau

Die „Süddeutsche Zeitung“ sorgte gestern für Aufmerksamkeit. Redakteur Gerhard Matzig stellte in einem Artikel dem BR-Neubau im Münchner Stadt­teil Freimann ein vernichtendes Urteil aus. Dieser sei an „archi­tektonischer Mittel­mäßigkeit kaum zu überbieten“. Die „unglücklichen BR-Mitarbeiter“ müssten demnächst den „deprimierenden“ Umzug von der Innen­stadt ins „städte­bauliche Wild­schwein­gehege“ antreten, wo sie in einem „190 Meter langen Mittel­finger“ arbeiten werden. So weit, so bitter. 

Das Wehklagen ist teilweise nachvollziehbar. Der bisherige Sitz des öffentlich-rechtlichen Senders hat nämlich eine lange Geschichte vorzuweisen. Das „Funkhaus München“ ist nämlich das erste ausschließlich für den Rundfunk gebaute Gebäude in Deutschland. Es wurde 1928–1929 vom Architekten Richard Riemerschmid angelegt. Nach der Teilzerstörung im zweiten Weltkrieg wurde das danach umgestaltete Gebäude vom Bayerischen Rundfunk für Rundfunkzwecke genutzt. Der BR hat zum Riemerschmid-Bau sogar eine sehenswerte Bilderstrecke angelegt

Auch Clap war in dem Gebäude schon einige Male zu Gast, unter anderem für eine Fotostrecke mit ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. In dem Bau selbst verbirgt sich eine außergewöhnliche Architektur, die künftig sicherlich einige BR-Angestellte vermissen werden. Auch der idyllische Innenhof hat einen besonderen Charme, vor allem um die Mittagszeit war dort immer viel los. Viele werden diesen Ort des Austauschs sicherlich sehnsüchtig vermissen.  

  

Übrigens – eine ähnlich leidvolle Erfahrung, wie die BR-Redakteure machten 2008 auch die Mitarbeiter der „Süddeutschen Zeitung“, die damals von der Innenstadt aufs Land zogen. „Von Montag an kommt die Süddeutsche aus der Hultschiner Straße in Steinhausen, einem im Münchner Osten gelegenen Flecken, den idyllisch zu nennen, wir in der Redaktion noch zögern“, hieß es im „Streiflicht“ in der „SZ“. Es war das letzte aus der Sendlinger Straße im Herzen Münchens, wo die Geschichte der SZ am 6. Oktober 1945 begonnen hatte.

Bedeutende Medienunternehmen verschwinden aus den Innenstadtlagen, diese Entwicklung ist wohl nicht aufzuhalten.

Foto: Wikipedia, Alexander von Spreti