DJS wird 75: Scholz müsste kritische Töne finden

Das muss ein schöner Münchner Sommertag gewesen sein, als die damalige Kanzlerin Angela Merkel zu Ehren der Feier „60 Jahre Deutsche Journalistenschule“ gegenüber den anwesenden Medienleuten in einer unterhaltsamen Rede sagte: „Strengen sie sich an!“. Vielen Leuten in der Kommunikationsbranche ist dieser kurze Satz in Erinnerung geblieben. Ganz viel Prominenz scharte sich übrigens damals um Merkel: Ex-München-OB Christian Ude war da, der damalige ARD-Programmchef Volker Herres, als auch der frühere stellvertretende Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ Kurt Kister.

Doch in den letzten 15 Jahren ist viel passiert, seit 2009 hat sich vieles gewandelt. Nicht nur haben die genannten Herren neue Jobs und die Ex-Kanzlerin ist im Ruhestand: Die schon damals getrübten Aussichten rund um den Journalismusberuf haben sich nochmals deutlich verschlechtert. Das lässt sich beispielsweise ablesen auch an den Vorgängen bei der „Süddeutschen Zeitung“ in den letzten Monaten, die ja etliche Absolventen von der berühmten Münchner Ausbildungsstätte in der Vergangenheit rekrutiert hatte. Oder an den vielen Magazineinstellungen in Hamburg im letzten Jahr. Und vielleicht ist dem Kanzleramt auch nicht entgangen, dass Unterföhring nicht mehr ganz das Medien-Dorf von früher ist.

Insofern wäre nun ein „Toll!“ und „Weiter so!“ von Kanzler Scholz fehl am Platz, der am kommenden Montag zum 75. Geburtstag der DJS eine Festrede halten wird. Appellieren könnte er beispielsweise an die richtige Haltung der Journalisten in dieser digitalen Zeit. Relevantes Publikum für eine Brandrede kommt jedenfalls – zum Festakt werden 1.450 Teilnehmende erwartet. Neben Absolventinnen und Absolventen der DJS auch zahlreiche Ehrengäste aus Medien, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Nicht nur Scholz kommt aus der Politik – das Grußwort spricht der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder.

Die DJS launcht beim Festakt zudem ihr neues Format #malwiedersprechen zur Förderung der Debatte über die Zukunft des Journalismus. Diese könnte tatsächlich mal wieder neu besprochen werden. (dh)

Foto: DJS, Wikipedia