Das hat bislang fast zu wenig Beachtung gefunden: Sabine Nedelechev hört nach rund 22 Jahren bei Burda auf und übergibt ihre Chefredakteursstelle bei „Elle“ an Franziska Frosch. Die ist fast ebenso erfahren im Modejournalismus ist wie Nedelchev. Clap fragte in einem Interview bei der neuen Chefredakteurin nach, mit welchen Stratgeien sie dem Magazin ihren Stempel aufdrücken will.
Sie sind schon seit 1997 bei Hubert Burda Media tätig und waren seit 2017 stellvertretende Chefredakteurin der Magazine „Elle“ und „Elle Decoration“. Sie kennen das Magazin also wie kaum eine Zweite. An welche Ereignisse mit Sabine Nedelchev erinnern Sie sich gerne zurück?
Davon gibt es unzählige, weil wir ja seit über 20 Jahren eng zusammenarbeiten. Das ist also ein einziges ineinander fließendes Ereignis. Was mich an Sabine immer wieder beeindruckt, ist ihre Energie und ihre Geschwindigkeit. Und ihr feines Gespür für Themen, die in der Luft liegen. Für mich waren die Themenkonferenzen mit ihr und dem ganzen Team immer Highlights. Sabine hat eine lebendige Diskussionskultur geprägt. Dieser offene Raum, in dem wir gemeinsam solange über Ideen sprechen und an Themen drehen, bis wir den innersten Kern einer Geschichte glatt poliert haben, das ist etwas Besonderes.
Burda-Managerin Manuela Kampp-Wirtz sagte, dass Sie als „Vollblut-Journalistin“, die „Elle“ als Leitmedium in der Welt der Mode, Beauty, Kultur und Reise positionieren sollen. Viel konkreter ist sie bislang nicht gewesen. Neue Vorhaben oder Projekte werden nicht genannt. Welche journalistischen Ziele verfolgen Sie bei „Elle“?
Frosch: ‚Elle‘ ist Marktführer im Luxussegment der Fashion Magazine. Diese Position halten wir seit Jahren. Ich werde weiterhin alles dafür tun, dass das so bleibt. Das bedeutet: immer wieder eine gute Balance zu finden, Luxus zu zeigen und trotzdem ganz nah an den Leserinnen zu sein. Ich habe großen Respekt vor unseren Leserinnen und empfinde es als Ehre, dass ‚Elle‘ ein so heiß geliebtes Magazin ist. Aus Befragungen wissen wir, dass wir mit unseren Produkten von ‚Elle‘ über „Elle Decoration‘ bis ‚Elle Traveller‘ und ‚Elle Spirit‘ für unsere Leserinnen und Leser so etwas wie einen Safe Space schaffen, eine Micro-Auszeit, Me-Time, die sie sich ganz bewusst gönnen. Es ist mein Anspruch, damit immer verantwortungsvoll umzugehen. Das heißt: Alles, was wir im ‚Elle‘-Kosmos machen, zahlt darauf ein, dass sich unsere Leserinnen und Leser nach der Lektüre unserer Magazine richtig gut fühlen. Gerade in Zeiten, in denen man das Gefühl hat, es gibt gar keinen Platz mehr für ein bisschen Leichtigkeit und Entspannung, finde ich es umso wichtiger, genau den zu schaffen.
Alexandra Link wird als Chefredakteurin Digital die Verantwortung für alle digitalen Angebote übernehmen. Wie wird die Zusammenarbeit mit ihr in Zukunft aussehen? Wird der Online-Service von „Elle“ künftig eine größere Rolle spielen als bislang?
Frosch: Alexandra Link und ich sind ein eingespieltes Team, weil wir schon lange eng miteinander arbeiten. ‚Elle‘ war der Pilot für die 360 Grad-Redaktion und so arbeiten wir bis heute. Print und Digital beflügeln sich gegenseitig, pushen sich gegenseitig und entwickeln sich so gemeinsam. Wir setzen auf Verschränkung, brauchen in den jeweiligen Bereichen aber auch die Expertise von Spezialisten. Wir profitieren stark voneinander.
Welche Social-Media-Plattformen werden künftig besonders wichtig sein? Spielt X in ihren Überlegungen noch eine Rolle? Planen sie vielleicht eine Offensive bei TikTok?
Frosch: X haben wir noch nie bespielt. Im Moment ist bei Social Media TikTok am wichtigsten. Im gesamten Digitalbereich liegt der Fokus auf Video. Auch unter der Leitung von Alexandra Link.
Wie stark hat es sie überrascht, dass die frühere Burda-Kollegin Nicola le Vourch die „Marie Claire“ wieder auf den Zeitschriftenmarkt im frühen Herbst bringen wird? Sehen Sie das Magazin als Konkurrenz?
Frosch: Vor allem zeigt die Lancierung, dass Print nach wie vor ökonomisch interessant ist. Das überrascht mich in unserem Segment nicht. Ich bin jetzt gespannt und neugierig, wie die DNA der neuen Marie Claire aussehen wird. Der kommunizierte Preis des Printhefts setzt es auf jeden Fall in die Highend-Sparte. Also, ja: Konkurrenz. Aber die belebt bekanntlich ja das Geschäft.
Interview: dh
Foto: Hubert Burda Media