„Millionen Jobs in Gefahr. Etwa zwei Drittel aller Berufe sind von KI betroffen. Kann ein Job zu mehr als 50 Prozent von KI erledigt werden, fällt er weg“, schrieb die Bild heute. Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber auch unter Journalisten geht natürlich die Sorge um, dass die Künstliche Intelligenz auch vor den Redaktionstischen nicht halt macht. Es ist keine Fiktion – angeblich soll es ja sogar bald ein Sportformat im deutschen Fernsehen geben, dass komplett KI-gesteuert ist. Doch was können Redaktionen gegen die Maschinen ausrichten, um unverzichtbar zu sein? Acht mögliche Gegenmaßnahmen.
1. Mehr investigative Recherche. Wer weiß, wie lange es den von Menschen gemachten Live-Ticker bei Fußballspielen noch geben wird. Austauschbare Geschichten sind einfach Chat Bot-gefährdet. Relevante Skandale aufdecken kann Chat GPT allerdings nur schwerlich.
2. Mehr Meinungsbeiträge. Es geht viel mehr als das Streiflicht in der „Süddeutschen Zeitung“. Ein Sachverhält lässt sich aus einer Vielzahl von Blickwinkeln betrachten. Und genau diese persönlichen Betrachtungen sind doch das spannende an einer Zeitung.
3. Vor-Ort-Termine machen: Nicht am Rechner festkleben. Am besten den nächsten Treff im Café ausmachen und nicht per Teams-Meeting absolvieren. Und alle wesentlichen Veranstaltungen mit einer Frau oder einem Mann vor Ort besetzen. Nichts geht über die persönliche Inaugenscheinnahme.
4. Mehr Persönlichkeit zeigen: Vorbei sind fast die Zeiten mit den Journalisten, die richtige Stars gewesen sind. Das kann aber wieder kommen. Es gibt so viele tolle Redakteure, die aber zu wenig Außenwirkung bekommen. Das muss sich wieder ändern, es sind wieder die interessanten Köpfe gefordert.
5. Mehr exklusive Fotos: Klar lassen sich bestimmt Stock-Fotos von der künstlichen Intelligenz ganz gut raussuchen. Selber geschossene Bilder werden allerdings niemals aus der Mode kommen. Da kann Google für seine Maps-App noch so viele Straßen abfotografieren.
6. Außergewöhnliche Darstellungsformen: Mit News reinhämmern in das Redaktionssystem ist es nicht mehr getan. Viel öfter sollten beispielsweise große Portraits und Interviews mit Humor und Chuzpe publiziert werden. Mit Fragen, die dem Gesprächspartner wirklich etwas abfordern.
7. Mehr Emotionen wagen: Mit wahrhafter Empathie tut sich die Maschine sicherlich schwer. Das Einfühlungsvermögen gegenüber Menschen und Unternehmen ist mehr denn je angesagt. Das sollte sich dann auch in den Texten widerspiegeln.
8. Persönliche Kontakte: Nicht Google ist der Freund der Journalisten, sondern das Adressbuch mit möglichst vielen Telefonnummern. Die sollten so oft wie möglich durchtelefoniert werden.
Ergänzungen? Gerne an clap@clap-club.de.
Text: dh
Foto: Alexander von Spreti