Koch-Kolumne: Ehen aus der Hölle

Allianzen und Bündnisse sind, rein historisch betrachtet, eine feine Sache. Man denke an Schengen, die NATO oder die Montanunion, besser gesagt die Europäische Union. Es sei denn, solche Allianzen werden in der Medien- und Werbebranche geschlossen. Dann sind sie meist verkopft, verkrampft, verzagt und vergeigt. Vermeintlich gute Ehen werden bekanntlich in der Hölle geschlossen.

Dazu fällt einem zum Beispiel „Republik“ ein, die neue Vermarktungsgemeinschaft von FAZ und Süddeutsche. Denn sie umfasst nur das überregionale Geschäft der beiden Verlage. Die regionalen und lokalen Anzeigengeschäfte bleiben im jeweils eigenen Haus. Das erklär einem hessischen Kunden mit Klienten in NRW. Und iq media vermarktet weiterhin das digitale Geschäft. Bei Republik stehen sich also bald 80 MitarbeiterInnen gegenseitig auf den Füßen rum. Kann nur schiefgehen. Und der Name: Republik. Hätte man nicht gleich „National“ nehmen können? Dagegen hätten Google und Facebook keine Chance.

Es erinnert an das unsägliche Durcheinander, als Media Impact das Vermarktungs-Portfolio der Funke Mediengruppe ebenso nur teilweise übernahm. Keiner wusste mehr, wer wofür zuständig war. Nicht einmal die Anzeigenvertreter konnten es einem so ganz genau erklären. Das passiert halt, wenn sich Männer zusammensetzen, die lange nicht mehr selbst eine Anzeige verkauft haben.

Nun aber hat sich eines dieser Medienhäuser einen ganz besonderen Coup ausgedacht. Diesmal der Bauer Verlag. Sie hoben eine Allianz mit einer Agentur aus der Taufe. Und haben Serviceplan dazu überredet, unter dem lustigen Namen Bauerserviceplan (BSP war leider schon an die indische Bahujan Samaj Party vergeben) zu agieren und gemeinsam Content zu betreiben. Bei „Content“ fallen einem sicher G+J und Burda ein. Aber Bauer? Bauer hat ein Bündel Programmies im Portfolio und drölfzgitausend Yellow Press-Postillen, die mitunter zum Preis von 99 Cent über die Ladentheke gehen. Ein echter Schenkelklopfer.

Was kommt als nächstes? Netflix und ZDF? StoryMachine und Instagram? Google und Publicis? (Ups, diese unheilvolle Allianz gibt es schon.) Facebook und Check24? Ströer und die Apotheken Umschau? (Manno, gibt’s auch schon.) TikTok und Die Zeit? Möglichkeiten gibt es unendliche. Man weiß es nicht.

Doch eines weiß ich: Die von der Presse heftig diskutierte und bisweilen bösartig kommentierte, mögliche Fusion zwischen Gruner+Jahr und RTL ist weder das Ende von G+J („Zeitschriftenhaus im Niedergang“, „Stimmung in Hamburg ziemlich mies“, „Wie Julia Jäkel sich womöglich selbst abgeschafft hat“), noch läutet es das Ende der Bertelmannschen Printdynastie in Hamburg ein. Im Gegenteil: Gruner+Jahr wird mit Marken wie Stern, Geo, Art, Barbara, Brigitte & Co als Gewinner daraus hervorgehen. Denn von Gruner lernen, heißt siegen lernen.

Ups, nun hat sich Julia Jäkel doch aus dem Staub gemacht. Und sie war bis in die Haarspitzen engagiert bis zum letzten Tag. So habe ich sie noch letzte Woche erlebt. Und dazu empathisch wie es nur eine Frau sein kann. Sie wird G+J bitter fehlen. (Kommt da evtl. durch, dass ich sie sehr schätze…?)

Ohnehin sind diese Zweier-Allianzen, die man sich hierzulande immer ausdenkt, keine Lösung. Um es mit digitalen Bösewichten wie Google und Facebook aufzunehmen, müssten sich schon alle zusammentun: TV, Print, Radio, Plakat, Kino und Online.

Der Name „SAUSSBRRAGWIFOSZ“ (für SZ, AS, UIM, Ströer, 7/1, Burda, RTL, RMS, ARD, G+J, Weischer, iq, FAZ, OMS, Spiegel und ZDF) geht allerdings etwas schwer über die Lippen. Ich habe einen besseren: Republik. Ach Mist, der ist ja schon vergeben.

Text: Thomas Koch

Foto: Alexander von Spreti