Was Julia Jäkel beinahe geworden wäre…

Die Gruner+Jahr-Chefin war ohne Frage eine der großen Heldinnen der Kommunikationsbranche in den vergangenen Jahren. Dabei wollte sie sich selbst eigentlich nie direkt in den Vordergrund drängen, wie sie immer mal durchblicken ließ. Aber die Branche wollte eine wie sie. Und das von Beginn an.

Eine der erfolgreichsten Clap-Geschichten drehte sich um Jäkel. Es war kurz nach dem Amtsbeginn als G+J-Chefin. Unser Artikel erschien unter der Überschrift „Die kühle Blonde vom Baumwall„. Viele bekannte Gesichter verließen kurz nach ihrem Start als Vorständin den Verlag. Das brachte ihr den Ruf einer harten Managerin ein.

Und doch war Jäkel eine Fighterin für die „gute Sache“. Und ihre gute Sache ist meistens das Printgeschäft gewesen. Allerdings stand das in Gütersloh bei Bertelsmann zuletzt nicht immer im Fokus. Jedenfalls fiel schon seit längerem auf, dass manche G+J-Führungkräfte sich in Richtung Köln orientierten – zur RTL Mediengruppe. Sie aber blieb.

Etliche Marktbeobachter sagten Jäkel einen guten Draht zu Bertelsmann und Liz Mohn nach und hätten ihr  auch weiterhin eine lange Karriere im Bertelsmann-Reich zugetraut. Doch die Realität sah, wie zu hören ist, anders aus. Ihr Weggang stand wohl schon länger im Raum, als manche dachten.

Ihre neue Heimat hätte München werden können. Wo sie doch auch öfter gewesen ist, beispielsweise beim Serviceplan-Innovationstag 2018.  So war sie nach Clap-Recherchen als Nachfolgerin für Ulrich Wilhelm im Gespräch. Seit Mitte letzten Jahres war offiziell klar, dass der BR-Intendant keine weitere Amtszeit anstrebt. Eine Frau sollte ihn unbedingt beerben.

Jäkel beim Serviceplan-Innovationstag 2018

Eine starke Bewerberin soll angeblich Julia Jäkel gewesen sein, die aber zu dieser Zeit noch vertraglich gebunden war an den Hamburger Verlag. Ex-„Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer zeigt  gerade, dass solche Karrieren von Print in Richtung öffentlich rechtliches Fernsehen alles andere als undenkbar sind. Jedenfalls soll auch Jäkel nicht abgeneigt gewesen sein. Es scheiterte wohl an einigen Details. Am Ende wurde es auch eine Frau, aber nicht die Norddeutsche, sondern Katja Wildermuth.

Der Verlag Gruner + Jahr wurde unter ihrer Regentschaft kleiner gespart. So wollte es Bertelsmann-Chef Thomas Rabe ja auch. Eines ihrer großen Projekte, so suggerierte sie ja immer, war auch der Neubau des Verlagshauses im Lohsepark. Wie es da weiter geht, steht weiterhin in den Sternen. Vielleicht kann sich Stephan Schäfer zu dem fraglichen Projekt äußern, der frühere „Maxi“-Chefredakteur gilt als neuer starker Mann im Bertelsmann-Kosmos. Den Rausschmiss von Dieter Bohlen, so schrieb es ja gestern „Bild“, nahm er schon mal selbst in die Hand. (dh)

Foto: Deutscher Radiopreis, Serviceplan