Weinek – die Volksstimme: Team Todenhöfer und andere Kinderspielplätze

Eine abgedroschene, etliche Metamorphosen durcherlebt habende Phrase, die Winston Churchill zugeschrieben wird, lautet: Wer mit 20 Jahren kein Liberaler ist, hat kein Herz. Wer mit 30 Jahren kein Konservativer ist, hat keinen Verstand. Oder so ähnlich. Kann man so stehen lassen. Was aber ist dann mit den alten Männern, die ihr (journalistisches) Ausgedinge im Rechtspopulismus gesucht und offenbar gefunden haben, obwohl man sie zu ihrer aktiven Zeit dort eher nicht verortet hätte?

Roland Tichy beispielsweise beglückt uns neben seinen „Einblicken“ neuerdings auch noch mit „Tichy TV“. But why? Unter „Dingen, die die Welt nicht braucht“, kriegt das Format sicher auch sein Plätzchen. Aber was bitte treibt den Mann an? Eitelkeit? Sendungsbewusstsein? Langeweile? Man weiß es nicht. Er hoffentlich schon.

Oder der ehemalige Kulturchef des Spiegel, Matthias Matussek, der es laut Focus Online schon 2019 zur Headline „Vom Linken zum Posterboy der AfD“ gebracht hatte. Klingt fast schon nach „Hufeisentheorie“ nach der sich Linksaußen und Rechtsaußen an den Enden des Hufeisens erstaunlich nahekommen. Also inhaltlich.

Oder der ehemalige Burda-Manager Jürgen Todenhöfer, der nach seinem Austritt aus der CDU mit seiner Minipartei „Team Todenhöfer“ den Bundestagswahlkampf aufmischen will. Mit über 80 Jahren. Neue Männer braucht das Land.

Und wie geht’s eigentlich Wolfgang Fellner, Chef des Boulevard Blattes „Österreich“, mit seiner Me-Too Klage?

Der zum Red Bull Konzern gehörende Sender Servus TV bietet diesen Obskuranten sicher ebenso gerne eine Plattform, wie er es mit den Vortänzern der Coronaleugner Fraktion Sucharit Bhakdi oder Wolfgang Wodarg getan hat. Oder wie man es in der Vergangenheit schon mal mit dem Chef der als rechtsextrem einzustufenden Identitären Bewegung Martin Sellner bereits tat, was wohl dem nicht weniger verhaltensoriginellen Programmchef Ferdinand Wegscheider geschuldet ist.

Der darf auch seine Skurrilitäten wöchentlich On Air zum Besten geben und scheint sich in Gesellschaft des Clubs der „Wir spielen medial zwar keine Rolle mehr, wollen es aber nicht wahrhaben“ sehr wohl zu fühlen. Fremdschämfaktor garantiert.

Was treibt sie also, die in die Jahre gekommenen Herren? Das Ego polieren? Oder wollen sie einfach nur irgendwas mit Medien machen?

Sollen sie. Solange sie auf ihren medialen Kinderspielplätzen bleiben und ihre zum
Glück nur in homöopathischen Dosen vorhandene Blase beglücken. 

Andreas Weinek ist gebürtiger Österreicher und war jahrelang in den obersten TV-Etagen zu Hause, unter anderem bei A&E und Servus TV. Für Clap kommentiert er regelmäßig das Geschehen in der Kommunikationsbranche.

Foto: Alexander von Spreti