Ex-Medienmacher gehen im Wahljahr in die Politik

Ex-Top-Journalisten, die sich erfolgreich in der Politik engagieren, sind nichts Neues. Man denke nur an den früheren G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz, der mittlerweile Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein ist. Oder Ex-„Focus“-Chef Helmut Markwort, der für die FDP im bayerischen Landtag sitzt. Kurz vor der Bundestagswahl drängt es etliche weitere Medienleute zu den Parteien.

Was wird Tanit Koch nach ihrem plötzlichen Ende bei der RTL Mediengruppe machen? Diese Frage stand schon länger im Raum und sorgte für einige Spekulationen. Aber die wenigsten hätten wohl darauf getippt, dass sie für den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet als Wahlkampfberaterin ihre Kompetenzen zur Verfügung stellt. Koch soll die Pressearbeit koordinieren und die Präsenz in den sozialen Medien ausbauen.

Kommt eine unterhaltsame Wahlkampfperiode mit Koch? Jedenfalls ist die Stelle wie für sie gemacht, da sie zu den wichtigsten Medienhäusern beste Kontakte haben dürfte. Sie soll auch die Kommunikation im Wahlkampf leiten: Womöglich steht die frühere „Bild“-Chefredakteurin deshalb auch mit Serviceplan in Kontakt. Die Münchner sind Lead-Agentur im Bundestagswahlkampf.

Nicht nur die CDU, auch die die Liberalen holten sich im Wahljahr prominente Hilfe aus dem Medienbereich: Seit Februar ist bekannt, dass der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Wolfgang Büchner als strategischer Kommunikationsberater für die FDP im Einsatz ist und scheinbar direkt mit Christian Lindner zusammenarbeitet.

Über sein Verhältnis zum FDP-Chef ließ Büchner verlauten, bei einem Spaziergang um den Schlachtensee in Berlin habe er einen anderen FDP-Vorsitzenden kennengelernt, als man ihn „aus den Soundbites der Talk-Show-Demokratie“ kenne. Auch das habe seine Entscheidung befördert, sich in einer politischen Partei zu engagieren.

Erst seit ein paar Wochen in der Politik ist auch Jörg Hausendorf. Allerdings agiert er offensichtlich mehr auf lokaler Ebene. Seit dem 1. Mai 2021 ist er in Hamburg Strategiechef der CDU. Hausendorf war früher Top-Medienmanager, insbesondere bei der Bauer Media Group. In seiner neuen Rolle will er die Kampagnenfähigkeit der Hamburger CDU stärken.

Und es gibt auch wieder (Ex-)Journalisten, die sich direkt in der Politik engagieren. Beispielsweise Henning Krumrey. Er kandidiert für die FDP im Bundestagswahlkreis Berlin-Steglitz-Zehlendorf und steht auf Platz 4 der Landesliste. Der Berliner war früher lange Jahre stellvertretender Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“ (von 2009 bis 2015).

Nicht alle Parteien setzen auf strategische Hilfe aus dem Medienumfeld für den Bundestagswahlkampf. Oder es ist zumindest derartiges nicht bekannt. Die Grünen bleiben beispielsweise dem Konzept treu, das sich vor Jahren schon einmal bewährt hat: die Gründung einer Agentur, die die Bundestagswahlen begleitet. Neues Tor 1, so der Name, wird von Matthias Riegel und Kurt Georg-Dieckert geführt.

Und noch eine Ergänzung: Ende April wurde auch offiziell bekannt, dass der ehemalige Springer-Manager Christian Nienhaus in Hagen für ein CDU-Bundestagsmandat antritt.

(dh)

Fotos: Alba, Ganske Gruppe, MSL, Alexander von Spreti, Jenner-Egbers Fotografie