Schäfer macht’s: Vorteil Gruner + Jahr

Recht formlos kam am Mittwoch eine Pressemitteilung der RTL Group in die Redaktion: „Please find attached our latest press release ‚New leadership for RTL Deutschland‘ in German and English language“, stand dort lediglich in der Mail im Anschreiben. Aber es ging um viel im angehängten PDF: Die Bestätigung, dass Matthias Dang und Stephan Schäfer (rechts im Bild) als gleichberechtigte Co-CEOs die Führung von RTL Deutschland übernehmen. Eine wegweisende Entscheidung.

Bernd Reichart aber wird die RTL Group verlassen und „neue Führungsaufgaben im Bertelsmann-Konzern übernehmen“. Der Chef der Mediengruppe RTL war damit raus im TV-Duell. Und der Geschäftsführer von G+J, Oliver Radtke (links im Bild), wird dagegen ab sofort zusätzliches Mitglied der Geschäftsführung von RTL Deutschland und dort die „Gesamtkoordination für die Zusammenführung von RTL Deutschland und G+J verantworten“.

Die Personalentscheidungen scheinen nach sorgfältiger Abwägung gefallen zu sein. Schäfer und Radtke – zwei waschechte Verlagsleute übernehmen also (zusammen mit Dang) maßgeblich die Fusion der beiden Medienhäuser. Beide könnten dafür Sorge tragen, dass die Interessen der Leute vom Baumwall in der Folgezeit nicht untergehen, die RTL Group ist ein starker Partner mit eigenen Zielen. Und ein Printjournalist wie Schäfer könnte ganz spezielle Ideen einbringen, wie Magazininhalte auch auf den Bildschirmen Wirkung entfalten könnten.

Zumindest schwingt auch etwas Optimismus mit, wenn man gerade in den Verlag hineinhört. Endlich sind die Personalien raus – und für G+J ist die mögliche Verlängerung von Printcontent ins TV eine Option, die andere große Verlage derzeit so nicht haben. Wohl deshalb gibt es in der Pressemitteilung der RTL Group noch das folgende wohltemperierte Statement von Schäfer und Dang: „Wir haben darüber hinaus den Auftrag und die Chance, von Januar an mit der journalistischen Expertise und den Marken von Gruner + Jahr etwas ganz Neues aufzubauen – das erste Medienunternehmen, das führend in allen Gattungen ist, attraktiv für Kreative und Publikum gleichermaßen.“

Etwas ganz Neues. Das Experiment kann beginnen. (dh)

Foto: G+J