Weinek – die Volksstimme: Reichelt, der Tschornalismus und die Fakten bei Servus TV

Eines kann man Julian Reichelt nicht vorwerfen, die Kunst der Täter-Opfer Umkehr und die dabei sofort eingenommene Opferrolle beherrscht er wie kaum jemand anders. Durch Wortkaskaden wird eine, sämtliche Argumentationen abschmetternde Firewall errichtet. Seitenhiebe und Untergriffigkeiten inbegriffen.

Beim Mateschitz-Sender Servus TV durfte sich Herr Reichelt unlängst diesbezüglich, sekundiert von einer überforderten Moderatorin austoben. Dass man in Österreich bei Talkrunden traditionell eh kreuz und quer durcheinander schreit, wurde schon im legendären Club 2 im ORF zur Perfektion getrieben. Dass man als Zuschauer und Hörer die Hälfte nicht versteht, geschenkt. 

Nun plant J.R. also eine eigene Medienplattform. Parallelen zum ehemaligen Online-Chef der „Kronenzeitung“ Richard Schmitt, der nach seinem Abgang seine eigene Plattform eXXpress gegründet hat, auf der sich einige verhaltensoriginelle Menschen journalistisch ausprobieren dürfen, drängen sich auf. Der Meinungsvielfalt schaden weitere Medienplattformen bestimmt nicht. Ob sie der Mehrheitsgesellschaft von der sich ein kleiner immer mehr radikalisierender Teil abzuspalten droht dienlich sind, wird sich zeigen.

In der Diskussion beim Red Bull Sender Servus TV gings jedenfalls munter von der Impfpflicht über Demokratieverständnis bis zu MeToo und Feminismus. Eh ok. Grundsätzlich.

Dass Künstler:innen, wie Julia Neigel oder Lisa Fitz, die ihre besten Jahre auf der Bühne und im Fernsehen schon etwas länger hinter sich haben zumindest bei Servus TV ihr „Ausgedinge“ finden, liegt vermutlich aber nicht an der räumlichen Nähe zum Gnadenhof für Tiere „Gut Aiderbichl“. 

Der gebürtige Österreicher Andreas Weinek war jahrelang in den obersten TV-Etagen zu Hause. Für Clap kommentiert er regelmäßig das Geschehen in der Kommunikationsbranche.

Foto: Alexander von Spreti