Russland-Krise: Verlage sind längst raus

Die Medienbranche ist bestürzt über die Vorgänge in der Ukraine. Doch in Hektik musste im geschäftlichen Sinne kaum einer verfallen. Während viele deutsche Großunternehmen, wie etwa Volkswagen oder Daimler, ihre Aktivitäten oder Partnerschaften in Russland kurzfristig einstellen oder überprüfen mussten, haben insbesondere die Verlage schon vor Jahren ihre Hausaufgaben gemacht. Keiner hatte dort noch erwähnenswerte Engagements, was meist gute Gründe hatte. Ein kleiner Überblick.

Es gab schon viel sonnigere Zeiten: Am 8. März 1987, als vor rund 34 Jahren, erschien Burda Moden erstmals in russischer Sprache. Raissa Gorbatschowa, die damalige First Lady der UdSSR, empfing in Moskau aus diesem Anlass Besuch aus dem deutschen Offenburg: die Verlegerin Aenne Burda, damals 77 Jahre alt, kam persönlich vorbei. Beide tranken zusammen einen russischen Tee.

Eine ähnliche Szene ist am heutigen Tage unvorstellbar. Aber es hatte sich schon vor Jahren abgezeichnet. Insbesondere Burda baute schon vor einiger Zeit seine Geschäftsaktivitäten in Russland immer weiter ab. Geblieben ist fast nichts mehr. Spaß gemacht hatte die Zusammenarbeit schon lange nicht mehr, wie zu hören ist. Wichtige Geschäftsführer-Posten mussten laut den Vorgaben des Regimes immer mit parteinahen Verlagsleuten vor Ort besetzt werden.

Bei anderen Verlagen ein ähnliches Bild: Gruner + Jahr betreibt nach eigenen Angaben schon seit 2009 keine eigenen Verlagsgeschäfte mehr in Russland. Vor ein paar Jahren gab es hinsichtlich der Top-Marke „Geo“ noch einen Lizenzvertrag. Dieser wurde aber im Jahr 2018 aufgelöst. Irgendwann in dieser Zeit wurde auch die Website Geo.ru unsanft eingestellt.

Axel Springer war etwas früher dran. Die Berliner gaben 2015 das Russland-Geschäft auf. Als Grund wurde unter anderem ein neues Mediengesetz angeführt. Es begrenzte den Anteil ausländischer Investoren auf nur noch 20 Prozent. Das Geschäft ging an den umstrittenen russischen Unternehmer Alexander Fedotov. Womöglich hatte sich eine andere Lösung kaum angeboten.

Eine vergleichsweise späte Entscheidung wurde bei der Bauer Media Group gefällt. Die Hamburger verkauften erst 2020 ihr durchaus umfangreiches Verlagsgeschäft in Russland. Dieses umfasste Beteiligungen an fünf Gesellschaften und rund 90 Zeitschriftentitel. Käufer, wie sollte es auch anders sein, war das bisherige russische Management.

Derzeit ist natürlich nicht absehbar, ob deutsche Verlage in Russland jemals wieder relevante Mediengeschäfte machen können. (dh)