Seit heute gibt es mit „TV Spielfilm Streaming“ eine dritte Zeitschriftenvariante des bekannten Programmies im Zeitschriftenregal. Der neue Ableger von Burda kommt als 32seitige Oversize-Beilage mit ausführlichen Streamingtipps zu den Lesern – das Heft selbst verändert sich von den Inhalten her gesehen dabei nicht. Clap sprach mit Chefredakteur Philipp Schulze über die neue Strategie:
Ihre Programmzeitschrift „TV Spielfilm“ ist seit neuestem mit einem Streaming-Ableger auf dem Markt. Was erhoffen Sie sich von diesem Schritt? Warum kam dieser nicht schon etwas früher?
Schulze: Wir machen keine Schnellschüsse. Das Thema treibt uns schon länger um. Vor allem beschäftigte uns die Frage, wie sich Streaming-Tipps mit der linearen Programmdarstellung sinnvoll und spannend kombinieren lassen. Aus diesem Grund wurden unsere Ideen und Vorstellungen in einer Marktforschung von den Leserinnen und Lesern bewertet. Außerdem: Wir beobachten die Entwicklungen im Bewegtbild-Markt schon länger sehr genau und valide auf Basis unserer großen Studie „Screens in Motion“ – bereits seit 2018. Auf Basis der jährlich 2.000 online-repräsentativen Interviews haben wir neben dem Gesamtmarkt auch das Nutzungsverhalten von TV Spielfilm-Leser analysiert. Seine Lieblingsserien- und Filme zu schauen, wann und wo man es möchte, ist ja schon lange kein Trend mehr, sondern gehört zum Alltag unserer Leser. Dem tragen wir in ‚TV Spielfilm‘, ‚Cinema‘ und ‚StreamIt!‘ schon lange Rechnung. Mit der neuen 14-tägigen Beilage bauen wir unseren Service nun weiter aus. Und zeigen darin die qualitative Vielfalt der unterschiedlichen Angebote.
Ihre Wettbewerber im Printmarkt bespielen dieses Thema auch schon. Warum haben Sie sich für eine Oversize-Beilage entschieden und nicht für ein eigenständiges Streaming-Heft?
Schulze: Mit ‚StreamIt!‘ (früher ‚SerienMagazin‘ – die Redaktion) haben wir ja schon ein eigenständiges Streaming-Magazin auf dem Markt. Mit ‚TV Spielfilm Streaming‘ gehen wir in eine etwas andere Richtung. Im Gegensatz zur Konkurrenz bieten wir den Leserinnen und Lesern mit dieser Beilage nämlich einen echten Mehrwert. Denn die darin besprochenen und vorgestellten Titel sind nicht parallel in der Hauptausgabe von ‚TV Spielfilm‘ zu finden. Der Umfang des Hauptheftes ist natürlich gleich geblieben. Zudem konzentrieren wir uns in der Beilage nicht auf die großen Titel von Netflix & Co. – diese sind nach wie vor im gleichen Umfang im Hauptheft zu finden –, sondern auf die Perlen, vor allen Dingen aus den Mediatheken von ARD, ZDF oder ARTE. Gerade für diejenigen, die bislang vor einem Streaming-Abo zurückgeschreckt haben. Und auf Film- und Serienklassiker, die man schon immer einmal sehen wollte, aber nicht weiß, wo man sie abrufen kann. Dazu gibt es Interviews und Hintergrundinformationen. Sortiert ist das Ganze nach Anbietern. Der hohe Servicecharakter der TV Spielfilm findet sich in der Beilage wider.
Sie wollen im Streaming-Heft nicht nur die üblichen Blockbuster aus den Mediatheken hervorheben, sondern auch einige Schätze heben, die in den einzelnen Services schlummern. Wie wollen Sie diesen auf die Spur kommen? Wie gehen Sie vor?
Schulze: Uns geht es in ‚TV Spielfilm Streaming‘ um die qualitative Vielfalt der unterschiedlichen Angebote. Und dazu gehören eben nicht nur Neuerscheinungen und gehypte Formate, sondern auch Klassiker. Da wir als Redaktion das Thema „Streaming“ leben, können wir auf eine große Expertise zurückgreifen – und auf unsere eigenen Watchlisten. Unsere Redakteure und Redakteurinnen durchforsten die Portale jeden Tag nach unentdeckten Schätzen.
Nach meinem Eindruck bekommt jeder große Dienst, also Disney+, Amazon Prime Video oder Netflix, in etwa gleich viel Platz im Heft. Ist das Zufall oder wollen sie da „Gerechtigkeit“ walten lassen?
Schulze: Es kommt auf die Inhalte an. Wenn in einem Monat zum Beispiel die Dokus, Filme und Serien bei Netflix qualitativ nicht für sechs Seiten reichen, dann gibt es eben nur vier Seiten. Wir passen unsere Umfänge an das Angebot an.
Apps wie JustWatch machen Ihnen auf digitaler Seite große Konkurrenz. Wie groß schätzen Sie den Markt für so ein Printheft ein?
Schulze: Groß, denn gerade die Leserinnen und Leser von ‚TV Spielfilm‘ wollen kuratierte Inhalte. Keine bloßen Programmankündigungen oder Inhaltsangaben. Der Feierabend ist zu kostbar als dass man eine halbe Stunde oder mehr mit der Suche nach der richtigen Serie oder dem richtigen Film vergeuden kann. Und auf die Bewertungen unserer Redaktion können sich die Leserinnen und Leser verlassen. Wir haben alles für sie vorab gesehen.
Ihre Offensive bezieht sich derzeit auf den Printmarkt. Wie kann ‚TV Spielfilm‘ auch im digitalen Bereich wachsen? Wird die App auch weiter entwickelt?
Schulze: Das Interesse unserer Nutzerinnen und Nutzer an Streaming ist kanalübergreifend sehr groß. Und im Digitalen ist der Playbutton zum Streamen nur wenige Klicks entfernt. Deshalb spielen Streaming-Tipps für uns eine sehr große Rolle und sind bereits jetzt ein fester Bestandteil unserer digitalen Angebote. Auch hier treibt uns die Frage um: wie können wir lineares TV und Streaming bestmöglich kombinieren. Wir haben viele spannende Ideen und entwickeln unsere Produkte hier kontinuierlich weiter.
Auch für ein anderes Magazin aus Ihrem Bereich gibt es Neuigkeiten. Das ‚SerienMagazin‘ heißt jetzt Streamit. Wie relevant ist dieses halbjährlich erscheinende Beiboot künftig für TV Spielfilm?
Schulze: Der Grund für den neuen Namen ist folgender: Wir möchten der Leserschaft ab sofort neben ausführlichen Serienbesprechungen und Vorschauen auf potenzielle Hitformate auch die Vielfalt an Filmen und Dokumentationen nicht vorenthalten. Schließlich kann eine Serie mit zehn Folgen am Feierabend schon mal in Stress ausarten, ein 100-minütiger, in sich abgeschlossener Blockbuster wirkt da schon fast entschleunigend. Daher haben wir in StreamIt!‘ auch die neuesten Thriller, Komödien und Dramen aus Hollywood und Umgebung besprochen und bewertet. Der neue Name folgt nun noch genauer dem Inhalt und den Vorlieben der Leserinnen und Leser. Die Ausführlichkeit der Besprechungen, Interviews und Reportagen ist gleich geblieben.
Interview: dh
Fotos: Verlag