Die meisten Medienunternehmen haben in den vergangenen Monaten ihre Veranstaltungen durchziehen können. Doch nun naht möglicherweise wieder ein Corona-Herbst. Wie geht es nun weiter? Über dieses und andere Themen sprachen wir mit dem Eventexperten Colja Dams, CEO bei Vok Dams.
Die Frühjahrsmonate und den Sommer haben jetzt viele Unternehmen genutzt, um ihre realen Events nachzuholen. Doch wie geht es nun im Herbst und im Winter weiter?
Dams: Das stimmt, wir hatten den heißesten Event-Sommer ever. Für die Wintermonate haben sich jetzt viele Kunden für eine Hybrid-Option entschieden. Für viele Marken haben wir langfristige Hybrid-Event-Strategien entwickelt. Große, dezentrale Live Events wechseln sich mit digitalen Formaten ab. Das Live-Event-Geschäft erinnert an den Wechsel von Winter- zu Sommerreifen. Oktober bis Ostern kommen die Winterreifen drauf. Ostern bis Oktober die Sommerreifen. Analog wird Ostern bis Oktober zum Live-Event-Zeitraum und Oktober bis Ostern zur Digital- und Hybrid Event-Jahreszeit – eine digitale Teilnahme am Event ist damit gewährleistet.
Die Corona-Pandemie könnte ja noch einige Planungen durcheinanderwürfeln. Oder ist die Angst davor ein rein deutsches Phänomen?
Dams: Diese Befürchtungen sind tatsächlich sehr deutsch. Im Ausland spielt die Pandemie, mit wenigen Ausnahmen, keine Rolle mehr. Aber auch in Deutschland ist die Planungssicherheit für Live-Events gewährleistet. Es stellt sich eher die Frage, ob die eingeladenen Teilnehmer*innen zu den Veranstaltungen kommen. Das hat aber weniger etwas mit einer COVID-Angst zu tun, als mit reduzierten Reisebudgets, Flughafen-Chaos, Nachhaltigkeitsbedenken und der persönlichen Komfortzone. Es zeichnet sich ab, dass B2B-Kunden, die 2019 noch fünf bis acht Großveranstaltungen im Jahr besucht haben und dafür um die Welt geflogen sind, in Zukunft im Schnitt nur noch zwei Events im Jahr besuchen möchten. Umso wichtiger ist es, dass eine dieser zwei Veranstaltungen, die meiner Marke ist. Hier kommt es besonders auf die richtige Event-Strategie und die perfekte Umsetzung an.
Zuletzt gab es immer wieder Probleme mit Flugausfällen. Spielt das bei Ihren Events eine Rolle? Gibt es eine neue Art von Flugangst?
Dams: Wir gehen davon aus, dass sich die Begeisterung für das Fliegen nach den Herausforderungen an den Flughäfen in diesem Sommer auch bei den Event-Gästen in Grenzen hält. Aber nicht nur aus diesem Grund planen wir gerade für viele Kunden dezentrale Veranstaltungen. Wenn man in der Vergangenheit alle Kunden weltweit zum Event nach Las Vegas geflogen hat, werden heute dezentrale Veranstaltungen auf allen Kontinenten geplant. In Europa tatsächlich in fast jedem Markt. Seit einem Jahr erleben wir ein Comeback der Roadshow. Oft wird vermutet, dass Veranstaltungen durch eine dezentrale Umsetzung kleiner werden. Das ist nicht der Fall. Während bei zentralen Events eine Ländergruppe nach der anderen eingeladen wird und die Veranstaltungslaufzeit damit viele Wochen beträgt, sind dezentrale Veranstaltungen meist „noon-to-noon Events“. Die Gruppengröße bleibt jedoch gleich. Damit ist die Gruppengröße bei der dezentralen Veranstaltung vergleichbar mit der einer zentralen Veranstaltung.
Waren denn nach Ihren Beobachtungen die größeren Events im Sommer wieder so normal besucht wie früher?
Dams: Das Lagerfeuer Gen in allen von uns hat uns im Sommer wieder zu Live Events geführt. Viele öffentliche Veranstaltungen haben Besucherrekorde eingefahren. Wir sind davon überzeugt: Dieser Trend wird fortbestehen.
Müssten viele Veranstaltungen, die eigentlich im Winter geplant waren, zur Sicherheit verlegt werden auf Frühjahr/Sommer 2023? Welche Empfehlungen geben Sie Ihren Kunden?
Dams: Wir haben keine Absagen von Events für die Wintermonate zu verzeichnen. Jedoch raten wir allen unseren Kunden eine Hybrid-Option einzuplanen, damit Event-Gäste notfalls auch digital an einer Veranstaltung teilnehmen können. Viele Kunden haben den Sommer genutzt, sich für eine digitale Event-Plattform oder noch besser einen Brand Experience Hub zu entscheiden. Hier beraten wir gerne.
Interview: dh
Foto: Vok Dams