Am kommenden Sontag, den 9. Oktober, wählt Österreich einen neuen Bundespräsidenten. Männer. Alte, weiße Männer. Bis auf eine Ausnahme: Dr. Dominik Wlazny alias Marco Pogo. Arzt, Punk und Gründer der Bierpartei. Mit nur zehn selbstgemalten Wahlplakaten und einem Wahlkampfbudget, mit dem nicht einmal der Vorsitzende des örtlichen Bienenzuchtvereins ins Rennen um eine Wiederwahl gehen würde, dafür aber mit jeder Menge österreichischem Schmäh ausgestattet, tritt der junge Wiener gegen den Amtsinhaber Alexander van der Bellen (Grüne) an.
Die restlichen Kandidaten – wie gesagt, alte weiße Männer – sind dem rechten, bis äußert rechten Rand zuzuordnen. Van der Bellen gilt als gesetzt, weshalb die Sozialdemokraten und die Christdemokraten auf einen eigenen Kandidaten verzichtet haben. Eine Kandidatin hat sich offensichtlich in diesen Parteien nicht finden lassen. So weit so ungut.
Bisher galten die jeweiligen Amtsinhaber eher als gemütliche ältere Herren, die Autobahnabschnitte oder Tennisplatzanlagen eröffneten. Vom unsäglichen ehemaligen SA-Mitglied Kurt Waldheim, der sich an seine Einsätze in der Wehrmacht nicht mehr erinnern konnte, einmal abgesehen. Und von Thomas Klestil, der zwei Vertreter der Rechtsaußen Partei FPÖ als Minister ablehnte.
Marco Pogo bei den Amadeus Austrian Music Awards am Volkstheater in Wien.
Damals, als Jörg Haider den drittplatzierten Wolfgang Schüssel von der ÖVP zum Kanzler machte. Der Rest ist ein Stück EU-Geschichte. Nun also Marco Pogo. Zum Präsidenten wird’s im gemütlichen Operettenstaat wohl nicht reichen. Des hamma no nie so gmacht, da könnt ja jeder kommen. Aber vielleicht regt die Kandidatur ja an, dieses postmonarchistische Relikt in seiner gesamten Sinn- und Unsinnhaftgkeit gehörig zu überdenken. Demokratiepolitisch wünschenswert wär das allemal.
Andreas Weinek ist seit kurzem beim Streaminganbieter Pantaflix an Bord. Der Ex-A+E-Chef soll dort das Doku-Geschäft aufbauen. Für Clap schreibt er regelmäßig.
Fotos: Alexander von Spreti, Wikipedia/Manfred Werner