Haufe-Managerin Bode: Bücher sind im Managementbereich weiterhin gefragt

Für viele Medienunternehmen geht ein schwieriges Geschäftsjahr 2022 langsam zu Ende. Dagegen scheinen die Geschäfte bei der Haufe Group im ferneren Freiburg fast krisensicher zu sein. Digitale Angebote und auch gedruckte Bücher insbesondere für das Management-Segment laufen hier besonders gut. Clap sprach mit Iris Bode, die hier seit rund zwei Jahren in der Geschäftsführung tätig ist.  

Frau Bode, zu Ihrer Amtseinführung stand in einer Pressemitteilung: „Mit ihrer langjährigen Erfahrung wird sie wesentlich zur Gestaltung von Zukunftsthemen beitragen.“ Was sind denn gerade ihre Zukunftsthemen?

Bode: Haufe war schon immer Vorreiter für eine konsequente Digitalisierung. Es geht in dem Geschäftsbereich Content & Solutions, für den ich verantwortlich bin, darum, das Fachwissen mit all den technologischen Möglichkeiten in die Zukunft zu führen und gleichzeitig nah an den Kundenbedürfnissen Fachwissen und Software zusammen zu denken. Es geht einerseits um Transformation oder besser Evolution und auf der anderen Seite brauchen wir Freiräume für Innovation. Das erfordert immer wieder eine Balance zwischen Bestands- und Neugeschäft, zwischen Rendite und Investitionen und letztendlich auch das Steuern von Change-Prozessen. Die Zukunftsfähigkeit unseres Portfolios und Angebots hängt maßgeblich von der Stärke der Teams ab. Wir gestalten in der Haufe Group die Arbeitswelt aktiv mit, denn der rasante Wandel erfordert zukunftsorientierte Antworten, die Talente begeistern und Leidenschaft hervorbringen.

Inwiefern haben Ihnen bei dem neuen Job Ihre Management-Erfahrungen bei Axel Springer, der „FAZ“ und dem „Handelsblatt“ auch hinsichtlich der digitalen Transformation geholfen?

Bode: Digitale Transformation ist ja mehr als die Digitalisierung des Portfolios. Es geht um Strategie, Struktur und Kultur. Ich bin dankbar, verschiedene Kulturen kennengelernt zu haben. Die klassischen B2C-Medien sind deutlich stärker unter Druck, die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten. Meine Stationen verbindet die Aufgabe, Bestandsgeschäft und Innovation gemeinsam zu steuern und dabei den verschiedenen Teams – von Redaktion bis Software-Entwicklung – den Rahmen zu geben, die gemeinsame Reise zu gestalten.

Das Printgeschäft gilt als schwierig, doch die Pandemie sorgte allgemein für einen Schub in der Buchbranche. Bleibt diese Souveränität grundsätzlich erhalten? Und trifft das grundsätzlich auch auf die Haufe Gruppe zu?

Bode: Wir unterstützen unsere Kund:innen dabei, zukunftsfähig zu sein und damit einher geht als logische Konsequenz auch deren Digitalisierung. In dem Bereich der digitalen Angebote und der digitalen Vertriebskanäle wachsen wir weiter. Die Entwicklungen im Buchgeschäft muss man sehr differenziert betrachten. Wir sehen im Segment Lehrbuch natürlich eine starke Entwicklung Richtung Digitalangebot, während beispielsweise Titel aus dem Management-Segment nach wie vor stark in gedruckter Form nachgefragt sind.

Welche Buchttitel oder welche Bereiche in diesem Segment laufen bei Ihnen gerade besonders gut? Und warum? 

Bode: Wir waren im Oktober wieder mit einem großen Stand auf der Buchmesse in Frankfurt. Viele Autorinnen und Autoren unserer aktuellen Spitzen-Titel haben die Podiumsdiskussionen mitgestaltet und dazu beigetragen, dass unser Austauschort hoch frequentiert war – von Viv Groskop und Tijen Onaran als Autorinnen von „How to own the Room”, Deepa Gautam-Nigge als Herausgeberin von “#Ecosystem Innovation” bis zu Carsten Schermuly als Autor von „New Work Utopia“. Titel, die sich mit dem Thema Zukunftsfähigkeit beschäftigen, sind sehr erfolgreich – von Innovationskultur, Arbeitswelt der Zukunft, Diversität bis zu Nachhaltigkeit.

Doch die Herausforderungen scheinen gerade zu wachsen. Wann haben Sie sich zuletzt wieder über die steigenden Papierpreise aufgeregt? 

Bode: Natürlich sind die steigenden Preise ärgerlich. Die Druckkosten sind in den letzten zwei Jahren um über 50 Prozent gestiegen. Zuerst durch die knappen und teuren Rohstoffe und zuletzt bedingt durch die immer weiter steigenden Energiepreise. Dazu kommen auch stark steigende Logistikkosten, was für die Branche eine große wirtschaftliche Belastung darstellt. Wir haben uns in den letzten Monaten insgesamt intensiv mit der Produktion beschäftigt. Ziel ist eine bedarfsoptimierte, nachhaltige Produktion, eine „Print-on-Demand“-Produktion, um die Kapitalbindung und die Lagerkosten bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten zu reduzieren.

Sie sind es gewohnt beruflich viel unterwegs zu sein, sie waren jahrelang auch eine Pendlerin. Was schätzen Sie an dem Standort Freiburg besonders, der ja etwas abgelegen ist von der Medienwelt?

Freiburg und das Dreiländereck gefallen mir sehr gut. Die Region hat für mich eine hohe Lebensqualität. Ich mag die lebendige studentische Stadt und nutze häufig am Wochenende die Nähe zu Basel mit dem noch größeren Kulturangebot. Meine letzten Urlaube gingen durch verschiedene Regionen Frankreichs. Paris ist nur 3 Stunden mit dem Zug entfernt. Die neue Achse Richtung Südwest hat ihren Charme.

In Ihrer Einheit Content & Solutions gibt es 380 Mitarbeitende. Diese sind an mehreren Standorten verteilt. Mussten sie personell gesehen in diesem Jahr über Einsparungen nachdenken?

Bode: Unsere Kund:innen suchen Orientierung, mehr denn je. Diese geben wir ihnen mit unseren Produkten. In Form von aktuellem Fachwissen, Arbeitshilfen und Tools. Bislang ist unser vielfältiges Geschäft krisensicher. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir eine Umsatzhöhe wie noch nie erwirtschaften können. Wir wachsen stark, vor allem in den Online-Angeboten und Software-Lösungen. Bereiche, die auch personell stark wachsen.

Bei Haufe dreht sich vieles um digitale Angebote und Software. Vieles spielt sich im B-to-B-Bereich ab. Welche Bücher oder Zeitschriften lesen Sie eigentlich privat?

Bode: Während ich die meisten News digital lese, mag ich gut gemachte, schöne Print Magazine. Dazu gehören zum Beispiel brand eins oder auch Monopol und die art. „Über Menschen“ von Juli Zeh hab ich gerade gelesen, davor „Von hier aus anders“ von Robert Habeck, also eine bunte Mischung. Aber nie Krimis.

Interview: dh

Foto: Haufe Group