„ADAC Motorwelt“ verringert Auflage auf unter drei Millionen Exemplare

Seit 2020 bekommen die ADAC-Mitglieder das Vereins-Magazin nicht mehr zugeschickt, sondern müssen es gegen Vorlage des ADAC-Clubausweises in den Supermärkten von Edeka und Netto oder in den ADAC-Geschäfts­stellen abholen. Die Auflage schrumpfte daraufhin von 13 Millionen auf rund vier Millionen Exemplare. Die „Wirtschaftswoche“ meldete vor rund zwei Jahren, dass viele Hefte in den Filialen nicht abgeholt werden. Jetzt passt der ADAC das Vertriebskonzept ab diesem Jahr an. Das nächste Magazin (ET: 9. März) wird mit einer verringerte Auflage von 2,7 Millionen Exemplaren statt rund vier Millionen Exmplaren ausgeliefert. Wir sprachen mit „ADAC Motorwelt“-Chefredakteur Martin Kunz über die Veränderungen.

Im letzten Jahr gaben Sie bekannt, dass die Motorwelt rund zwei Millionen aktive Abholer im Land verzeichnet. Ist das nach wie vor so?

Kunz: Die ADAC Motorwelt erreicht gegen den Markttrend weiterhin stabile Abholzahlen – auch die aktuelle Ausgabe vom letzten Quartal 2022 wird bei knapp über 1,8 Millionen abgeholten Heften landen. Die Reichweite des Clubmagazins liegt nun sogar (laut MA 1-23, die Redaktion) bei 6,6 Millionen Lesern, in 2022 laut AWA waren es 6,04 Millionen Leser.

Bleibt es denn dabei, dass Mitglieder in zwei Supermärkten mit dem ADAC-Ausweis das Heft mitnehmen können oder soll das ausgeweitet werden? Nach einem Medienbericht blieben ja viele Magazine in den Filialen liegen.

Kunz: Die Motorwelt liegt bei ADAC, Edeka und Netto an über 9000 PoS aus und wir sind sehr zufrieden mit diesem Vertriebskonzept. Bei den Clubmitgliedern kommt das mittlerweile auch gut an – sie haben sich seit 2020 daran gewöhnt, die Motorwelt beim Einkauf mitzunehmen. Übrigens gehen auch viele Clubmitglieder wegen der Motorwelt zu Edeka oder Netto und kaufen dann dort ein – das ist also eine Win-win-Situation. Bis zum letzten Tag des Verteilzeitraums müssen aber alle Warenträger gefüllt sein – so ist eine gewisse Remission systemimmanent. Wir werden die Remissionsmenge aber durch optimierte Vertriebsdaten in 2023 weiter senken.

Im letzten Jahr verlängerten Sie mit ihrem Partner Burda/BCN vorzeitig den Vertrag für Produktion, Druck, Redaktion, Vermarktung, Marketing und Distribution des Heftes. Warum haben Sie sich für eine frühzeitige Verlängerung der Partnerschaft entschlossen?

Kunz: Der ADAC setzt in der Kommunikation mit seinen Clubmitgliedern weiterhin auf Print. Die Motorwelt als Premium-Clubmagazin hat sich als sehr erfolgreiches Konzept erwiesen, wie man der aktuellen Reichweite laut MA und regelmäßigen Leserbefragungen entnehmen kann. Auch in Werbung und Wirtschaft kommt die Motorwelt sehr gut an.

Auf ihrer Website gibt es ein interessanstes Zitat von Ihnen: „Wir geben unseren Mitgliedern Orientierung auf ihrem Weg in die Welt der zukünftigen Mobilität – informativ, kritisch, positiv. Immer glaubwürdig und nah an den Bedürfnissen des täglichen Lebens“. Haben Sie denn mittlerweile neue Rückmeldungen von den Lesern erhalten, wie ihr Konzept ankommt bei den Lesern?

Kunz: Die ADAC Clubmitglieder geben dem Heft durchweg sehr gute Noten. Die saisonale Mischung aus Mobilität, Lifestyle, kompetenten Tests und Tipps war eine wohl eine Marktlücke. Die Clubmitglieder möchten die Motorwelt nicht missen. Wir haben für die nächsten Ausgaben einige Highlights in Planung: In der kommenden Frühjahrsausgabe wird der große ADAC Reifen-Test veröffentlicht, es gibt ein Fahrrad-Spezial und ein Doppel-Interview mit den Top-Fußballerinnen Sydney Lohmann und Lina Magull. Für die Sommer-Ausgabe ist beispielsweise ein Gespräch mit BMW-CEO Oliver Zipse geplant.

Abseits der Motorwelt werden ja etliche ADAC-Reisemagazine produziert. Gibt es da Veränderungen? An welcher Printstrategie halten Sie weiterhin fest?

Kunz: Das ADAC Reisemagazin wird ja seit 2020 von der Motorpresse Stuttgart als Lizenzprodukt herausgegeben. Natürlich verfolgen wir sämtliche Veränderungen des Leseverhaltens, die dramatischen Steigerungen der Papier-, Energie- sowie Logistikkosten und wissen, dass wir als ADAC e.V. nachvollziehbar, vernünftig mit den Mitgliedsbeiträgen wirtschaften müssen. Aber auf absehbare Zeit ist ein gedrucktes Clubmagazin wie die Motorwelt eine wichtige Säule in der Kommunikation. Wir wissen, dass die Motorwelt intensiv genutzt wird, sie bietet vertieftes Lesevergnügen und ist so ein ideales Mitglieder- und Kundenbindungsmedium.

Wie sehen die Planungen für die digitalen Aktivitäten bei Ihrer Website ADAC.de in diesem Jahr aus? Welche Inhalte wollen Sie allgemein zugänglich machen, und welche nur ihren Mitgliedern?

Kunz: Es sind praktisch alle Nachrichten, Info- und Servicethemen sowie die Verbraucherschutz-Tests des ADAC auf dem Webportal ADAC.de für alle zugänglich. Es geht uns ja darum, in sämtlichen Fragen der Mobilität relevante und qualitativ einzigartige Inhalte bieten zu können, die möglichst gut bei Google ranken und auch unterwegs schnell genutzt werden zu können. Mit dieser Strategie erzielten wir 2022 wieder eine enorme Reichweite von mehr als 120 Millionen Sessions. Wir sind in Mobilitätsfragen die Nummer 1 und wollen das auch bleiben. Ob der ADAC besonders hochwertige Service- oder Test-Inhalte hinter eine Mitgliederschranke setzt, entscheiden wir im Rahmen einer langfristig angelegten Kommunikations- und Kontaktstrategie.

Interview: Daniel Häuser

Foto: Alexander von Spreti