G+J-Magazine: um diese Personalien geht es

Der Wirbel um die beiden zurückgetreteten Chefredakteure Jens Schröder und Markus Wolff des schon länger nicht mehr IVW-gelisteten Titels „Geo Epoche“ hat gezeigt: die großen Umstrukturierungen bei den G+J-Magazinen bringen auch etliche Personalien mit sich. Noch läuft die Magazinproduktion wie gewohnt weiter. Wie bei RTL Deutschland zu hören ist, sollen beispielsweise die Personality-Titel „Barbara“ und „Guido“ noch im laufenden Jahr vom Kiosk genommen werden. Allerdings ist noch nicht klar, welche Ausgabe die letzte sein wird.

Insbesondere das Magazin „Barbara“ ragt bei den einzustellenden G+J-Titeln auf jeden Fall heraus. Mit großem Tamtam wurde das Heft damals mit der früheren G+J-Chefin Julia Jäkel eingeführt und auch immer wieder als Erfolgstitel vermarktet. Die Heldin selbst, Entertainerin Barbara Schöneberger, war bis zuletzt alle 14 Tage in der Redaktion, die laut aktuellem Stand wohl sieben Leute umfasste. Schöneberger könnte also noch ein paar Mal am Baumwall vorbeikommen, ihr nächstes Magazin kommt am 2. März und es wird nach Lage der Dinge dann auch noch nicht das letzte Heft gewesen sein. 

Alexander Elbertzhagen, der Vorstandschef der Agentur Kick Media, meldete sich zum Thema bei LinkedIn zu Wort: „Nur zur Erinnerung: Die Zeitschrift Barbara ist meine Idee. Wir haben sie mit viel Energie und tollen Ideen zusammen mit unseren hervorragenden Partnern umgesetzt. Das soll jetzt alles vorbei sein! Schade, man wird wehmütig!“ Die Verkäufe waren im direkten Vergleich mit den anderen Personality-Titeln noch ganz ok: 28.920 Einzelverkauf und 18.906 bei der Abo-Auflage im vierten Quartal 2022. „Hirschhausens Stern gesund leben“ kam da beispielsweise nur auf eine kummulierte „harte“ Auflage von rund 20.000 Exemplaren.

Ein weiteres Magazin, an das viele Medienakteure eine besondere Erinnerung haben werden, ist der Titel „View“. Der aber schon seit geraumer Zeit keinen eigenständigen Web-Auftritt mehr hat. Das Heft kam mal mit einer Startauflage von 350.000 Exemplaren auf den Markt, die erste Ausgabe umfasste starke 172 Seiten. Die Auflage aber ging stetig zurück, eine Zäsur gab es bereits im September 2018 – die eigenständige Redaktion der Zeitschrift wurde aufgelöst.

Seitdem wurde sie von der Redaktion des „Stern“ erstellt. Dennoch gab es einen Redaktionsleiter, seit 2020 macht diesen Job Guiseppe die Grazia. Der wird auf einen weiteren Job verzichten müssen. Denn „Hirschhausens Stern gesund Leben“ wird es ja künftig auch nicht mehr geben. Der „Managing Editor“, so seine offizielle Bezeichnung, ist allerdings auch noch stellvertretender Chefredakteur des „Stern“. Er wird sich umstellen müssen, gut möglich, dass auf die Grazia nun noch ganz andere Aufgaben warten.

Eine in der deutschen Zeitschriftenlandschaft herausragende Zeitschrift ist der zum Verkauf stehende Titel „Landlust“, der immer wieder mit erstaunlich großen Auflagen punkten konnte. Er erscheint bislang bei der Deutschen Medien-Manufaktur, ein gemeinsames Unternehmen von Gruner + Jahr und dem Landwirtschaftsverlag. Egal, wie es mit „Landlust“ weitergeht, für Multi-Chefredakteurin Sinja Schütte (Mitte im Bild) wird es erhebliche Veränderungen geben. Ihr Heft „Hygge“ wurde bereits eingestellt. Und ihre Hefte „Flow“ und „Living at Home“ stehen auch zum Verkauf. Die nähere Zukunft wird zeigen, auf welche Seite sie wechseln wird.

Update um 19:30 Uhr am 10. Februar: mittlerweile hat sich Sinja Schütte via LinkedIn zum Landwirtschaftsverlag bekannt. Alle Details hier.

Unterdessen gab es in den letzten Tage viele Wortmeldungen in den sozialen Medien über das Thema RTL Deutschland und Gruner + Jahr. Allerdings ärgert sich Ex-„Stern“-Chefredakteur Phlipp Jessen über so manches Statement seiner früheren Kollegen und spricht in diesem Zusammenhang über ein „unkoordiniertes Bertelsmann-Gebashe“. Es zeige sich darin, dass das Narrativ der “grossen” und “kleinen” G+J- Marken kritiklos übernommen werde.

Jessens Meinung im Wortlaut aus LinkedIn:

„Diese Story ist unrichtig. Das Weiterverbreiten und diese Übernahme zeugt von (zu) wenig Kenntnis. Oder Selbsthypnose. Denn das dramatische an der Nicht-Digitalisierung von Gruner + Jahr ist nicht (nur) das viel zu späte investieren in die „grossen“ Marken. Sondern das komplette nicht investieren in die angeblich „kleinen“. Denn die waren – in ihrem jeweiligen Segment, auch wenn es klein war – Marktführer. Immer eine Riesenchance im Digitalen, um die Redakteure zu Marken, Influencern, Markeninfluencern aufzubauen und voll auf Digital zu setzen. Das wurde verpasst. Und daran ist auch jeder mit Schuld, der sich heute hinstellt und schreibt wie gerne er oder sie so toll als Führungskraft den Laden nach vorne gebracht hat. Denn damals hat er oder sie den Mund nicht aufgemacht. Und auch nicht gegen die Lethargie angekämpft. Jetzt aus dem warmen Homeoffice gute Ratschläge zu erteilen finde ich fast perfide. Macht euch stattdessen mal gerade. Und räumt eigene Fehler ein. Oder – besser – sagt gar nichts. Das musste raus.“

Fotos: Frank Siemers, RTL